THW gelingt Befreiungsschlag in Wetzlar
Personelle Probleme auf beiden Seiten
Langsamer Beginn
Im Vorfeld wurde daher eine eher torarme Partie erwartet, und in den ersten Minuten schien sich dies auch in der nahezu ausverkauften Rittal-Arena zu bewahrheiten: Zwar setzten Christian Rompf und Aron Palmarsson schnelle Treffer, aber dann zeigten die Abwehrreihen zunächst, was sie drauf haben. Weil auch die Torhüter Andreas Wolff und Johan Sjöstrand schnell auf Betriebstemperatur waren, dauerte es rund fünf Minuten, ehe das nächste Tor fiel. Erneut ging es auf das Konto von Palmarsson, dem man anmerkte, dass er seine frühe Disqualifikation aus dem Balingen-Spiel wieder gutmachen wollte.
Ausgeglichene 20 Minuten
Doch die Partie nahm anschließend dann doch an Fahrt auf. Auf Wetzlarer Seite riss insbesondere Ivano Balic das Angriffsspiel an sich, verteilte klug die Bälle und wuselte sich durch die Kieler 3:2:1-Deckung, bei der einmal mehr Kapitän Filip Jicha die Speerspitze stellte. Doch auch der THW zeigte sich im Angriff im Vergleich zu den bisherigen Auswärtspartien stark verbessert und ließ sich auch durch eine frühe Knöchel-Verletzung Christian Sprengers, einen verworfenen Jicha-Strafwurf und den folgenden Wetzlarer Doppelschlag durch Balic und Rompf zum 4:3 (12.) nicht verunsichern – wieder war es Palmarsson, der mit seinem bereits dritten Treffer egalisieren konnte.
THW erarbeitet sich Polster bis zur Pause
Es blieb zunächst eine ausgeglichene Partie, in der sich bis zur 20. Spielminute keine Mannschaft einen kleinen Vorteil erarbeiten konnte. Dann aber bedeutete Patrick Wienceks beherztes und erfolgreiches Nachfassen bei einem Abpraller für eine Initialzündung bei den „Zebras“. Niclas Ekberg legte unter den Augen der THW-Kultschweden Magnus Wislander, Staffan Olsson und Stefan Lövgren, die allesamt am Sonnabend in Frankfurt beim „Tag des Handballs“ im Team von Frank Buschmann auflaufen werden, per Gegenstoß zum 10:8 für den THW nach, ehe HSG-Coach Kai Wandschneider seine Auszeit nahm. Doch der THW, jetzt mit Andreas Palicka im Tor, setzte sogleich nach: Palmarsson erhöhte auf 11:8, und nach dem Anschluss durch Florian Laudt sorgten Marko Vujin und Dominik Klein per Konter beim 13:9 gar für die erste Vier-Tore-Führung. Allerdings wollte den „Zebras“ nach Kleins 15:11 in den letzten drei Minuten der ersten Halbzeit kein Treffer mehr gelingen. Wetzlar verkürzte durch Laudt und Guillaume Joli. Der Franzose hatte nach der Pausensirene sogar noch die Chance, per Strafwurf auf 14:15 zu verkürzen, doch Palicka hielt zumindest den Zwei-Tore-Vorsprung für Schwarz-Weiß fest.
THW verteidigt knappen Vorsprung
Kurz nach dem Seitenwechsel kassierte Jicha die erste Kieler Zeitstrafe, die der THW aber dank Kleins Unterzahltreffer unbeschadet überstand. Doch obwohl anschließend Palmarsson im Angriff einfach dort weitermachte, wo er in der ersten Halbzeit aufgehört hatte, und obwohl auch Marko Vujin immer besser in die Partie fand, konnten sich die „Zebras“ nicht weiter absetzen. Ein Grund dafür war Neu-Nationalkeeper Andreas Wolff, der mehrere Würfe entschärfen konnte. Ein anderer hieß Kent Robin Tønnesen, der sich mit Palmarsson ein internes Duell um den besten Torschützen des Tages lieferte. Da der THW aber insgesamt eine gute Angriffsquote aufwies, gelang es den Gastgebern auch nicht nach einer weiteren Zeitstrafe gegen Wiencek, einmal dichter als auf zwei Tore heranzukommen.
Zwei Tore in doppelter Unterzahl
So verteidigte der deutsche Rekordmeister seinen Vorsprung bis zur 50. Minute, auch weil Domagoj Duvnjak in dieser Phase zwei klasse Treffer erzielte. Nachdem Ekberg das Ergebnis auf 28:25 stellte, sollte es allerdings noch einmal spannend werden: Jicha kassierte seine zweite Zeitstrafe, kurz vor der Rückkehr des Kapitäns aufs Parkett wurde auch Palmarsson für zwei Minuten auf die Bank geschickt. Da es wenige Sekunden später auch noch Ekberg traf, agierten die „Zebras“ in dieser „Crunch-Time“ vier Minuten lang in Unterzahl, davon zwei Minuten lang gar nur mit vier Feldspielern. Doch Vujin, Jicha, Klein, Duvnjak und Palicka hielten dem Druck der Gastgeber und ihrer lautstarken Fans mehr als nur Stand: Vujin erackerte sich im Angriff gar einen Siebenmeter, den er gegen José Hombrados selbst zum 29:26 verwandelte. Und als Jicha mit seinem einzigen Treffer sogar noch auf 30:26 erhöhte, hatten die Kieler auch diese lange Unterzahlsituation unbeschadet überstanden.
Klein und Palicka zurren Sieg fest
Dennoch nahm Gislason sechs Minuten vor Spielende nach Tønnesens neuntem Treffer zum 27:30 seine Auszeit. Danach kassierte Tobias Hahn eine Zeitstrafe, und in Überzahl sorgte Klein mit seinem dritten Tor für die Vorentscheidung. Und nachdem Joli anschließend mit einem Siebenmeter erneut an Palicka scheiterte, machte Vujin mit seinem sechsten Treffer alles klar. Der THW Kiel kann nun erst einmal durchatmen, der Hammer-Auftakt mit sechs Spielen in 20 Tagen ist überstanden. Weiter geht es für die „Zebras“ am Sonntag, den 14. September mit einem Heimspiel gegen MT Melsungen.