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Liga-Fehlstart in Lemgo

Bundesliga

Liga-Fehlstart in Lemgo

Der THW Kiel hat einen Fehlstart in die neue Saison der DKB Handball-Bundesliga hingelegt. Am Samstagabend unterlagen die "Zebras" überraschend dem TBV Lemgo mit 21:27 (13:14). Der deutsche Rekordmeister ließ gegen bravourös kämpfende Gastgeber zu viele Chancen aus, Torhüter Nils Dresrüsse entwickelte sich zum Albtraum der Kieler Angreifer. Erfolgreichster Torschütze für den THW war Kapitän Filip Jicha mit fünf Treffern, für den TBV Lemgo erzielte Linksaußen Patrick Zieker sechs Tore.

Erstmals seit Dezember 2005 gastierte der THW Kiel in der Bundesliga wieder in der Lipperlandhalle – die letzten acht Heimspiele gegen den Rekordmeister trug der TBV Lemgo jeweils im deutlich größeren Gerry-Weber-Stadion in Halle/Westfalen aus. Trotz des seltenen Besuchs von der Förde und rund 250 mitgereisten schwarz-weißen Fans war die Lipperlandhalle aber nicht ausverkauft. Dennoch sorgte die neue Einlaufzeremonie, inklusive der Premiere der neuen, von Kapitän Rolf Hermann ausgedachten und produzierten TBV-Vereinshymne, sogleich für Gänsehaut bei den Heimfans, die aber auch den THW und insbesondere Filip Jicha (von 2005 bis 2007 in Lemgo) mit großem Applaus empfingen.

Beginn mit viel Tempo

Die Partie begann rasant: Nach vier Minuten waren bereits sechs Tore gefallen, fair verteilt auf beiden Seiten. Die Kieler, die ohne den weiterhin an einer Zerrung laborierenden Aron Palmarsson auskommen mussten, starteten mit Domagoj Duvnjak, Jicha und Steffen Weinhold im Rückraum, in der Abwehr sollte eine 3:2:1-Deckung dem eingespielten TBV Probleme bereiten. Der THW hatte aber im Aufbauspiel zunächst seine Probleme, und als Patrick Zieker einen Gegenstoß zum 5:4 für Lemgo einnetzte, stand die Lipperlandhalle erstmals Kopf. In Überzahl drehten die „Zebras“ zunächst die Partie, auch weil Jicha nach einem Ballgewinn in der Abwehr aus der eigenen Hälfte ins verwaiste Lemgoer Tor traf. TBV-Coach Niels Pfannenschmidt blieb trotzdem seiner Linie treu, in Angriffen seinen Torhüter durch einen weiteren Feldspieler zu ersetzen. Da Nils Dresrüsse in der Folge mehrere starke Paraden gegen Dominik Klein, Duvnjak und Jicha zeigte, sorgte erneut Zieker auf der Gegenseite nach weitem Schneider-Pass per Konter für den 7:7-Ausgleich.

Lemgo mit 5:0-Lauf und Pausenführung

Alfred Gislason brachte Mitte der ersten Halbzeit Joan Cañellas, Marko Vujin und Patrick Wiencek, und nachdem der Spanier und Jicha per Gegenstoß wenig später die erste Zwei-Tore-Führung für den THW erzielten, schien der Favorit endlich auf einem guten Weg. Doch weit gefehlt: Erneut war Dresrüsse gegen Wiencek zur Stelle, mit zwei schnellen Kontern egalisierten die Gastgeber wieder. Eine Kieler Auszeit brachte auch keine Besserung, unter dem Jubel der Fans erhöhte Hendrik Pekeler anschließend, und da den „Zebras“ auch in Überzahl kein Treffer gelang, da Dresrüsse auch gegen Vujin parierte, erhöhten Finn Lemke und Arjen Haenen gar auf 12:9. Steffen Weinhold beendete dann die Kieler Torflaute, und nachdem sich Schneider und Lemke jeweils ihre zweite Zeitstrafe abholten, konnte der THW zumindest wieder egalisieren. Dennoch ging es nach Hermanns Treffer mit einem 13:14-Rückstand in die Kabinen.

Lemgo setzt sich weiter ab

Die mitgereisten Kieler Fans hofften auf eine Initialzündung nach dem Seitenwechsel, doch diese blieb aus. Vielmehr setzte Schneider den ersten Treffer nach Wiederanpfiff, ehe Tim Hornke nach einer weiteren Dresrüsse-Parade gegen Weinhold per Konter auf 16:13 erhöhte. Der THW kam überwiegend über Einzelaktionen, doch obwohl Cañellas einen von Weinhold erkämpften Siebenmeter verwandelte und Jicha nach einem Schneider-Fehlwurf wieder auf 15:16 verkürzte, wurden die Gastgeber nicht nervös: Der starke Hermann traf im Gegenzug, und nachdem Dresrüsse zwei weitere Male gegen Jicha zur Stelle war, schraubte Schneider die Lemgo-Führung auf 19:16. Als der 24-jährige Schlussmann dann auch noch Cañellas einen Strafwurf abkaufte, Lemke auf der Gegenseite zur ersten Vier-Tore-Führung traf und damit Gislason zu seiner Auszeit zwang, glaubten endgültig alle Blau-Weißen an einen Überraschungscoup.

Dresrüsse lässt „Zebras“ verzweifeln

Der THW Kiel steckte aber noch nicht auf, Klein, Vujin und Cañellas hielten den Meister im Spiel – ein Hoffnungsschimmer, zumal auch Johan Sjöstrand nun die eine oder andere Parade zeigte. Aber immer dann, wenn die „Zebras“ die Chance bekamen, sich weiter an den TBV heran zu robben, erwies sich Dresrüsse als unüberwindbarer Gigant. So verhinderte der Keeper das mögliche 20:22 durch Cañellas, und nachdem Marcel Niemeyer auf der Gegenseite stattdessen auf 23:19 für den TBV erhöhte, nahm Gislason bereits 13 Minuten vor dem Schlusspfiff seine letzte Auszeit. Der Kieler Coach brachte Duvnjak zurück, zudem kam Christian Sprenger für den unauffälligen Niclas Ekberg. Doch ausgerechnet die beiden „Joker“ scheiterten sofort an Dresrüsse.

Zu viele Chancen ausgelassen

Dennoch keimte noch einmal Hoffnung auf, als Jicha einen Schneider-Fehler per Gegenstoß zum 20:23 abschloss und Sjöstrand parierte. Noch waren zehn Minuten zu spielen, doch nachdem Klein zwei gute Chancen ausließ, René Toft Hansen seine zweite Zeitstrafe kassierte und Schneider in Überzahl auf 25:20 erhöhte, war die erste Überraschung der Saison bereits vier Minuten vor dem Schlusspfiff perfekt.

Am Dienstag kommt Flensburg

So hatten sich die Kieler den Saisonstart sicherlich nicht vorgestellt. Viel Zeit zum Wundenlecken und Fehleranalysieren bleibt indes nicht, denn bereits am Dienstag steht die Heimpremiere für die neue „Zebra-Herde“ auf dem Spielplan. Zu Gast ist dann ausgerechnet der Champions-League-Sieger und ewige Rivale aus Flensburg. Das 79. Landesderby wird um 20.15 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen, Sport1 überträgt den Klassiker live.