Finale furioso! THW nach Kantersieg zum 19. Mal Meister!
Update #3: KN-Artikel, Bilder und Stimmen ergänzt
Was für ein wahnsinniges Meisterschaftsfinale, was für ein Happy End für den THW Kiel! Nach fantastischen 60 Minuten und einem 37:23 (17:8)-Kantersieg gegen DHB-Pokalsieger Füchse Berlin fingen die "Zebras" am letzten Spieltag doch noch die Rhein-Neckar Löwen ab - diese gewannen gleichzeitig "nur" mit 40:35 (21:19) in Gummersbach. Somit haben die Kieler in der Endabrechnung ganze zwei Tore Vorsprung auf die Mannheimer und feiern ihre 19. Meisterschaft!
Tausende feiern den THW Kiel
Erfolgreichster Torschütze im Hexenkessel Sparkassen-Arena war Kapitän Filip Jicha mit elf Treffern. Dieser nahm nach dem Schlusspfiff auch das Duplikat der Meisterschale - das Original befand sich in Gummersbach - aus den Händen von HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser entgegen. Mit 248 Treffern schaffte zudem Marko Vujin Historisches: Er wurde Torschützenkönig der DKB Handball-Bundesliga. Eine Ehre, die zuletzt mit Predag Timko in der Saison 1979/1980 einem Kieler zuteil geworden war - doch im Jubel um die unfassbare 19. Meisterschaft ging diese Ehrung beinahe unter. Nach den Feierlichkeiten in der Halle warteten auf dem Rathausplatz rund 15.000 THW-Fans, um zusammen mit der Mannschaft die unverhoffte 19. Meisterschaft gebührend zu feiern.
Wettwerfen um den Titel begann zäh
THW kann sich nicht absetzen
So legte der THW zwar von Beginn an vor, absetzen aber konnte er sich zunächst nicht. Dies war auch Verdienst von Nationalkeeper Silvio Heinevetter, der mit mehreren Paraden, unter anderem einer Glanztat bei einem Gegenstoß Gudjon Valur Sigurdssons, einen möglichen Kieler Zwischenspurt immer wieder im Keim erstickte. Daher führten die Gastgeber nach 19 Spielminuten, in denen es Alfred Gislason gegen die kompakte 6:0-Deckung der Berliner bereits mit Wael Jallouz im linken Rückraum und mit zwei Kreisläufern versucht hatte, nur mit 9:7. In Gummersbach hingegen sorgte Patrick Groetzki gerade für das 15:11 aus Sicht der Rhein-Neckar Löwen, die damit ihren Vorsprung in der "virtuellen Tabelle" gar auf neun Tore ausgeweitet hatten. Davon indes wussten die "Zebras" nichts, denn die Zwischenstände wurden in der Sparkassen-Arena nicht bekannt gegeben.
Sieben Kieler Tore in Serie
Doch so langsam gerieten die Kieler ins Rollen, auch weil sie weiterhin mit Patrick Wiencek und Rene Toft Hansen im Angriff spielten. Die beiden Kreisläufer holten in den folgenden Minuten jeweils zwei Siebenmeter heraus - die Initialzündung zum Zwischenspurt, wenngleich Marko Vujin einmal an Heinevetter scheiterte. Nichtsdestotrotz hatten die "Zebras", die die Berliner im Aufbauspiel jetzt zu immer mehr Fehlern zwangen, durch diese Strafwürfe und einen Gegenstoß Niclas Ekbergs nach Zeitz-Steal auf 13:7 erhöht. Doch damit nicht genug: Nach einem technischen Fehler der Gäste warf sich Jicha mit der zweiten Welle ins Getümmel, sein abgefälschter Wurf landete zum 14:7 in den Maschen. Dann ließen der Kapitän und Aron Palmarsson zwei weitere Gegenstöße folgen, während sich in Gummersbach die Gastgeber langsam an die Rhein-Neckar Löwen heran robbten. Und nachdem der starke Sjöstrand mit seiner achten Parade einen direkten Freiwurf Romeros nach der Schlusssirene entschärfte, ging es im Meisterschaftsrennen mit einem Unentschieden in die Kabinen - der THW und die Löwen waren nun mit einer Tordifferenz von +231 gleichauf.
Kieler Sturmlauf gerät etwas ins Stocken
Und die Kieler machten im zweiten Durchgang zunächst genau dort weiter: Aron Palmarsson erhöhte per Durchbruch nicht nur auf 18:8, sondern holte dabei auch eine Zeitstrafe gegen Jesper Nielsen heraus. In Überzahl erhöhten der unermüdliche Jicha und der starke Ekberg sogar auf 20:8. Indes: In den Tempowahn des THW schlichen sich nun in Angriff und Abwehr einige Fehler ein, mit drei Toren in Folge machten die Füchse ihren Rückstand wieder einstellig. Da zudem die Rhein-Neckar Löwen mit einem furiosen 5:0-Lauf aus der Kabine kamen, hatten die Mannheimer plötzlich wieder fünf Tore Vorsprung auf die Kieler.
48. Minute: Löwen führen im Fernduell mit 5
Diese wollten nun immer schneller zu Ballgewinnen kommen und fingen sich damit binnen sechs Spielminuten gleich drei ärgerliche Zeitstrafen ein. Zwar sorgten Sigurdsson per Gegenstoß, Zeitz mit einer fantastischen "Fackel", Vujin mit einem krachenden Sprungwurf und noch einmal der von Jicha am Kreis bediente Sigurdsson auch in Unterzahl für wichtige Treffer. Zwar parierte der mittlerweile ins Tor beorderte Andreas Palicka sensationell zwei Gegenstöße von Richwien und Nielsen. Der Vorsprung aber wollte bis zum 27:17 nicht mehr so recht anwachsen. So hatten auch nach 48 Spielminuten die Löwen, die zu dem Zeitpunkt mit 35:28 in Gummersbach führten, noch immer die Meisterschaftsnase mit fünf Treffern Vorsprung klar vorne.
THW erhöht noch einmal Tempo und Vorsprung
Doch dieses Finale furioso wäre kein Finale furioso, wenn es nicht noch eine letzte Wendung nehmen würde: Palicka parierte nacheinander gegen Christophersen und Romero, Ekberg und Jicha erhöhten auf 29:17. Dann setzte Jonas Thümmler einen Heber über das Kieler Tor, während Vujin einen Strafwurf verwandelte und Ekberg per Nachwurf nach einem Lattenkracher Sigurdssons das Ergebnis gar auf 31:17 stellte. Die Füchse hielten zwar durch zwei freche Treffer Zachrissons und einen Sprungwurf Romeros bis zum 34:20 dagegen, doch in der Sparkassen-Arena hielt es längst niemanden mehr auf den Sitzen, als Alfred Gislason vier Minuten vor Schluss seine letzte Auszeit nahm. Zu dem Zeitpunkt war in Gummersbach der der Altmeister noch einmal über sich hinaus gewachsen, mit Spielmacher Christoph Schindler und dem überragenden Torhüter Matthias Puhle, der den verletzten Carsten Lichtlein mehr als ersetzte, hatten die Gastgeber mittlerweile ein bisschen bis auf 32:39 verkürzt - erneut Gleichstand im Meisterschaftsrennen! "Es steht 0:0. Jetzt gewinnen wir die letzten vier Minuten!" gab Dominik Klein in der Auszeit die Marschroute vor.
Kollektiver Jubel nach dem Schlusspfiff
Nach Wiederanpfiff sorgten Wiencek mit einem Doppelschlag und Palicka mit einer Parade gegen Zachrisson für das 36:20, Jicha erhöhte mit seinem elften Treffer per Gegenstoß auf 37:21. Unter den euphorisierten Zuschauern in der Sparkassen-Arena hatte sich bereits rumgesprochen, dass die Partie in Gummersbach bereits abgepfiffen war und die Rhein-Neckar Löwen sich nur mit 40:35 durchsetzen konnten. Dennoch gab es nach dem abschließenden 23:37 durch Jesper Nielsen noch einmal bange Blicke von der Mannschaft und Trainer Gislason, ehe mit der Gewissheit kollektiver Jubel ausbrach: Der THW Kiel ist deutscher Meister 2014!