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Willensstarke Zebras: THW Kiel holt wichtige Heim-Punkte

Bundesliga

Willensstarke Zebras: THW Kiel holt wichtige Heim-Punkte

37 Minuten lang lief nicht viel für die Zebras im Topspiel der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Zwischenzeitlich hatte der THW Kiel gegen stark auftrumpfende "Recken" bereits mit drei Toren zurückgelegen, doch in dieser 37. Minute wendete sich das Blatt: Angetrieben von 1704 euphorischen Fans erzielte Patrick Wiencek beim 22:21 die erste Kieler Führung der Begegnung. Am Ende jubelte der THW Kiel, der erst knapp 50 Stunden zuvor das ebenfalls kampfbetonte Spiel gegen Erlangen gewonnen hatte, über einen 34:31 (17:18)-Sieg des Willens, bei dem Mattias Andersson sein Comeback mit zwei wichtigen Paraden feierte. Ãœberragend auf Kieler Seite: Kapitän Domagoj Duvnjak, der wie der im zweiten Durchgang wie entfesselt aufspielende Harald Reinkind sieben Mal traf, und der sichere Niclas Ekberg: Der Rechtsaußen avancierte mit 9/5 Treffern erneut zum besten Torschützen.

Zebras laufen Gäste-Führung hinterher

Erneut bester Torschütze: Niclas Ekberg

Die Zebras kamen schwer in die Begegnung - von Beginn an liefen sie einem Rückstand hinterher. Hatten Probleme mit der offensiv ausgerichteten "Recken"-Abwehr, scheiterten reihenweise an Urban Lesjak und bekamen den starken Johan Hansen kaum in den Griff: Satte acht Treffer erzielte der Hannoveraner Neuzugang im ersten Durchgang und markierte beim 7:4 die erste Drei-Tore-Führung der Gäste. Der THW Kiel indes kämpfte verbissen um den Anschluss, hatte in eingen Szenen mit Pech, aber auch mit einem semi-optimalen Ãœberzahlspiel zu kämpfen. Immer wieder fand die TSV eine freie Anspielstation, insgesamt wirkten die Niedersachen - die bereits am Donnerstag in die Liga gestartet waren - deutlich frischer und ausgeruhter. Die Zebras indes setzten Willen entgegen - und die 3-2-1-Deckung, auf die Filip Jicha schnell umstellte.  

Andersson-Comeback nach 856 Tagen

Comeback und zwei wichtige Paraden: Mattias Andersson

Beim 7:8 durch Hendrik Pekelers wuchtigen Wurf in die lange Ecke (16.) hatte der THW Kiel wieder Kontakt aufgenommen, musste aber nach Steffen Weinholds 10:11 erneut abreißen lassen, weil Hannover jeden Fehler nahezu eiskalt bestrafte. Gut, dass sich Ekberg seine Treffsicherheit auf dem Erlangen-Spiel bewahrt hatte, gut, dass Domagoj Duvnjak nach der frühen roten Karte im Auftakt-Match ein wenig ausgeruhter als seine Teamkollegen in die Begegnung ging. Die wichtigsten Akzente setzte aber die offensive Abwehr, die sich den langen Kreuzungen und dem starken TSV-Kreisläufer-Spiel mit aller Macht entgegenstemmte. Wie ein Weckruf wirkte dann die Einwechselung von Mattias Andersson: 856 Tage nach seinem bisher letzten Bundesliga-Spiel kehrte der inzwischen 42-Jährige Schwede zurück aufs Feld, um Dario Quenstedt eine kleine Verschnaufpause zu verschaffen. 

Mit großem Willen zum knappen Pausenrückstand

Kampf um jeden Ball: Steffen Weinhold und die Zebras hatten erneut einen Kraftakt zu bewältigen

Und wie! Nach Harald Reinkinds Hammer zum 14:16 (27.) hielt Andersson artistisch nach der schnellen Mitte gegen den frei vor ihm auftauchenden Kuzmanovic, im Gegenzug setzte sich Duvnjak zum 15:16 durch. Die Fans auf den Tribünen riss es aus den Sitzen - und das berühmte und viel zitierte "Momentum" schien sich in Richtung des THW zu entwicklen. Der Ein-Tor-Rückstand hatte dann auch beim Seitenwechsel noch Bestand, weil Rune Dahmke per Dreher mit der Sirene nach einer weiteren Andersson-Parade den 17:18-Anschluss herstellen konnte. Am Ende der ersten 30 Minuten, in denen der THW Kiel stets einem Rückstand hinterherlief, hatten sich die Zebras mit großem Willen und einer starken Defensive am eigenen Schopf  aus dem Sumpf gezogen ...

Arena wird zum Tollhaus

Mit aller Entschlossenheit erzielte Patrick Wiencek die erste Kieler Führung

Das beflügelte die Schwarz-Weißen, die mit Wiederanpfiff den Druck erhöhten. Duvnjak fing einen Pass ab und traf zum ersten Ausgleich seit der sechsten Minute (32.), doch noch hatten die Niedersachsen jetzt vor allem durch Brozovic die Nase leicht vorn - bis zu eben dieser 37. Minute, in der Wiencek mit aller Wucht und Schnelligkeit per Konter das 22:21 erzielte. Jetzt war die Wunderino Arena trotz der vielen freien Plätze wieder ein echtes Tollhaus, das nach Zarabec' Wackler zum 23:22, Quenstedt Riesen-Tat gegen Kuzmanovic mit anschließendem Ekberg-Gegenstoß zum 24:22 die Hannoveraner Auszeit mit stehenden Ovationen feierte. Die Zebras spielten die Energie, die sie von den Rängen bekamen, zurück. Legten noch eine Einsatz-Schippe drauf, zwangen Hannover ein ums andere Mal ins drohende Zeitspiel, kämpften um jeden Zentimeter, um jedes Eins-gegen-Eins-Duell, brachten Emotionen in die Begegnung.

Paraden, Treffer, Steals - zwei Punkte!

Mit seinen Paraden im zweiten Durchgang hielt Dario Quenstedt den Sieg fest

Allen voran Domagoj Duvnjak: Der Kieler Kapitän rackerte, störte in der Abwehr, traf im Angriff oder setzte seine Nebenleute in Szene. Trotzdem blieb Hannover dran und gefährlich, ehe sich die Waagschalte 13 Minuten vor dem Ende endgültig in Richtung der Zebras neigte: Auch, weil Quenstedt nun hellwach war, unter anderem mit einer Glanz-Tat ein Kempa-Tor von Cehte verhinderte, gegen Jönsson und auch gegen den bis dato fast fehlerfreien Hansen parierte. Wiencek zum 28:26, Ekberg mit einem Dreher nach unglaublichem Steal von Pekeler, Duvnjak nach Quenstedt-Parade mit allem, was im Arm steckt: 30:26 (49.)! Die Kieler blieben am Drücker. Auch, weil Reinkind nun kaum noch zu stoppen war. Reinkind zum 31:27, Reikind trocken zum 32:28, Reinkind zum 33:29 (55.) - ganz stark. Zwar konnten die Recken noch einmal mit einem Doppelschlag verkürzen, doch Ekberg setzte mit einem zuvor von Reinkind herausgeholten Siebenmeter den Schlussakkord unter spannende, intensive und packende Minuten: 34:31 - zwei ganz wichtige Punkte wanderten auf die schwarz-weiße Habenseite! 

Samstag in Wetzlar

Domagoj Duvnjak führte seine Mannschaft zum Erfolg

Für die Kieler steht am Samstag schon die nächste schwere Aufgabe an: Bei der HSG Wetzlar geht es ab 18:30 Uhr (live bei Sky) um zwei ganz wichtige Zähler in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Am Mittwoch, 14. Oktober, sind die Zebras dann wieder vor ihren Fans aktiv: In der EHF Champions League wollen sie gegen den HC Motor Zaporozhye den ersten Heimsieg in der diesjährigen Gruppenphase feiern. Das wird ebenfalls kein leichtes Unterfangen, ließ der THW Kiel in der vergangenen Saison beim 32:32 (siehe auch Gegnerstatistik HC Motor Zaporozhye im THW-Archiv) gegen die Ukrainer doch einen Punkt in der eigenen Arena liegen. Auch für diese Begegnung bauen die Kieler Handballer daher auf die Unterstützung von den Rängen, unter www.thw-tickets.de, telefonisch unter der THW-Tickethotline 01806 / 300 234 (gebührenpflichtig: 0,20 Euro/Anruf aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 Euro/Anruf aus dem dt. Mobilfunknetz) sowie in der THW-FANWELT (Montag-Mittwoch & Freitag 10-15 Uhr, donnerstags 13-18 Uhr) noch Karten in allen Kategorien ab 15 Euro. Weiter geht's zunächst in Wetzlar, Kiel! 

Fotos: www.saschaklahn.com 

LIQUI MOLY Handball-Bundesliga: THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf: 34:31 (17:18)

THW Kiel: Saggau (n.e.), Quenstedt (1.-25., 31.-60., 11 Paraden), Andersson (25.-30., 2 Paraden); Ehrig, Duvnjak (7), Reinkind (7), M. Landin, Weinhold (1), Wiencek (3), Ekberg (9/5), Wäger (n.e.), Dahmke (2), Zarabec (2), Horak, Pekeler (3); Trainer: Jicha
TSV Hannover-Burgdorf: Ebner (1 Siebenmeter und 42.-60., 4 Paraden), Lesjak (1.-42., 7 Paraden); Cehte (1), Kuzmanovski (3), Martinovic (4), Mävers, Hansen (9/3), Pevnov (3), Jönsson (4), Böhm, Krone, Donker, Hanne, Brozovic (5), Feise (1), Büchner (1); Trainer: Ortega

Schiedsrichter:  Nils Blümel / Jörg Loppaschewski
Zeitstrafen: THW: 5 (Zarabec (9.), Weinhold (14.), Reinkind (19.), Ekberg (43.), Dahmke (59.)) / TSV: 4 (Donker (10.), 2x Jönsson (18.,23.), Büchner (34.))
Siebenmeter: THW: 5/5 / TSV: 3/3
Spielfilm: 0:1, 1:2 (3.), 3:3, 3:5 (7.), 4:5, 4:7 (11.), 5:8 (14.), 7:8 (16.), 10:11 (20.), 10:13 (22.), 12:15, 13:16 (26.), 15:16 (27.), 16:17, 17:18;
18:18, 20:21 (35.), 22:21 (37.), 22:22, 24:22 (39.), 26:24 (44.), 27:26 (47.), 30:26 (49.), 31:27, 33:29 (55.), 33:31 (59.), 34:31 (59.).
Zuschauer: 1704 (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Ich zolle meiner Mannschaft einen Riesen-Respekt. Wenn man bedenkt, was vor ein paar Jahren um zwei Spiele in 48 Stunden ein TamTam gemacht wurde und dies jetzt schon beinahe Alltag ist... Wir hatten vor 48 Stunden ein richtig schweres, kampfbetontes Spiel gegen Erlangen. Und heute mussten wir gegen ein ganz starkes Team aus Hannover bestehen, das gnadenlos bereit war, unsere Probleme für sich zu nutzen. Der TSV-Torwart hat uns im ersten Durchgang den Zahn gezogen. Meine Mannschaft hat mit unglaublicher Willensstärke und Cleverness verhindert, dass wir mit mehr als einem Tor Rückstand in die Pause gehen. Ich hatte dann Bedenken, dass unsere Kräfte im zweiten Durchgang nachlassen und wollte deshalb auf die 6-0-Abwehr zurückstellen. Aber meine Mannschaft wollte unbedingt die kräftezehrende 3-2-1 weiterspielen, dann ist auch noch unsere Effektivität gestiegen - das waren die Schlüssel zum Sieg. Bei Mattias Anderssons Einwechslung ging es darum, Dario eine Pause zu verschaffen. Mattias hat dann gleich seine Erfahrung und Klasse unter Beweis gestellt - das verliert man einfach nicht. Dario hatte vorher unglaubliches Pech, ist dann aber cool geblieben und hat mit seinen Paraden den Sieg festgehalten. 

TSV-Trainer Carlos Ortega: Glückwunsch an den THW zum Sieg. Meine Mannschaft hat heute sehr seriös gespielt, wir haben in der ersten Hälfte sehr gut gespielt und lagen immer vorn. Dann hat Kiel auf die 3-2-1-Abwehr gewechselt, gegen die man viele Tore machen kann, gegen die man aber eben auch Fehler macht. Im zweiten Durchgang haben wir dann zuviel liegengelassen. Trotzdem haben wir gut gespielt, und ich bin glücklich, Cehte und Kuzmanovksi nach deren langen Pausen endlich einsetzen zu können.