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KN: Ein Rucksack voller Zweifel

Bundesliga

KN: Ein Rucksack voller Zweifel

Magdeburg. Eine Saison lang trugen die Zebras des THW Kiel einen bleischweren Rucksack voller Zweifel mit sich herum und mussten sich am Ende in der Handball-Bundesliga mit Platz fünf begnügen. Zweifel, die sich am Donnerstagabend beim desaströsen 30:35 in Magdeburg (siehe THW-Spielbericht) plötzlich wieder Bahn brachen.

THW Kiel unterliegt in Magdeburg mit 30:35

Statisch, zuweilen ideenlos, die Außen weitestgehend außer Acht lassend war das Auftreten des THW Kiel auch schon in der ersten, über weite Strecken ausgeglichenen Halbzeit. Jedenfalls nach einer euphorischen Anfangsphase. Geschwindigkeit nahm mit zunehmender Spieldauer der Gastgeber auf, während die Palette der Lösungsmöglichkeiten beim Rekordmeister an allen Seiten bröckelte. Dabei sollte nicht unberücksichtigt bleiben, dass die beiden Torhüter Andreas Wolff (Einblutung im Auge) und Niklas Landin (Bänderriss) gehandicapt ins Spiel gingen. Auch nicht, dass eine doppelte Zeitstrafe gegen Hendrik Pekeler vor dem Halbzeitpfiff zu einem erstens zweifelhaften und zweitens unglücklichen Knackpunkt geriet. Faktoren, die nicht beschönigen können, dass einem blutleeren Titelaspiranten während der zweiten 30 Minuten nichts so sehr fehlte wie ein echter Anführer auf dem Feld.

Wolff, Domagoj Duvnjak, Lukas Nilsson - die Körpersprache der schwarz-weiß gewandeten Protagonisten ließ eher den Schluss zu, die Meisterschaft sei nach vier Spielen und nun 4:4 Punkten bereits wieder abgehakt. Der Enthusiasmus des Sommers, die seit 2015 währende Meisterschafts-Durststrecke könnte nun endlich ein Ende finden - verflogen im Magdeburger Sturmlauf. Zwei, die sich stemmten gegen den Untergang, der nur aufgrund Magdeburger Nachlässigkeiten nicht im Desaster endete, waren die Rückraumspieler Nikola Bilyk und Miha Zarabec.

Beide stellten sich nach dem Abpfiff den Fragen, fanden deutliche, selbstkritische Worte nach dem Fiasko der zweiten Hälfte. "Wir haben schlicht nicht gut genug gespielt, um zu gewinnen. Wir sind schon falsch, ohne richtiges Feuer reingegangen. Ob die Zweifel jetzt wieder da sind? Wahrscheinlich ja. Aber die müssen wir so schnell wie möglich abschütteln", sagte Bilyk. Der 21-jährige Österreicher - zuvor holprig in die Saison gestartet - kam in der 13. Minute, traf viermal bis zur Pause, rackerte sich ab. "Wir dürfen unser Selbstvertrauen und unseren Fokus nicht verlieren. Wir müssen wissen, wie gut wir sind. Und wir sind sehr gut, das weiß ich. Aber von uns muss einfach mehr kommen."

Der Slowene Zarabec wurde erst in der 38. Minute eingewechselt, als der SCM kurze Zeit später beim 26:18 (42.) erstmals mit acht Toren in Führung lag. Enttäuscht und ein bisschen ratlos analysierte der 26-jährige Spielmacher: "Wir wussten doch genau, dass der SCM viele Gegenstöße läuft, und trotzdem sind wir sehr schlecht zurückgelaufen. Zweifel? Eine gute Frage! Ich stelle fest: Wenn wir mit zwei Toren hinten liegen, geht die Stimmung noch nach unten. Warum das so ist, weiß ich aber nicht. Wir müssen jetzt Energie und Charakter zeigen, bis zum Ende des Jahres ohne Fehler spielen. Ich weiß, dass wir das schaffen können." Auch Trainer Alfred Gislason redete nichts schön: "Ich war schon mit vielen Sachen nicht zufrieden. Die Abwehr hatte nicht die richtige Schnelligkeit, ist im Positionsspiel öfter überrannt worden." Zweifel am eigenen Tun ließ der Isländer, der seine letzte Saison mit dem THW bestreitet, allerdings keine aufkommen: "Wir hätten in Flensburg gewinnen können, in Magdeburg nicht. Aber eine besonders große Verunsicherung bei meiner Mannschaft sehe ich nicht. Wir werden und müssen weiter an uns arbeiten." Vor genau einem Jahr startete der THW Kiel mit 4:4 Punkten in die Saison 2017/2018 - nach den Niederlagen gegen Hannover und Melsungen.

(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 15.09.2018, Foto: Archiv/ Sascha Klahn)