KN: THW empfängt den Meister im Free-TV-Kracher
Kiel. Rekordmeister gegen Titelverteidiger, Kiel gegen Mannheim, Zebras gegen Löwen. Das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen elektrisiert und tritt auf die ganz große Bühne - die ARD überträgt die Partie heute um 18.10 Uhr live im Free-TV. Es ist alles bereit für das Gipfeltreffen, das allerdings von der Terminposse um das Achtelfinale der Champions League überschattet wird.
Alle Augen auf das Top-Spiel
Denn zwei Stunden bevor die Löwen im Kieler Handball-Tempel Sparkassen-Arena auflaufen, bestreitet die zweite Mannschaft, normalerweise in der Dritten Liga Süd unterwegs, das Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse beim polnischen Meister Vive Kielce. Es ist nach dem Kieler Heimrechttausch gegen Pick Szeged die nächste Eskalationsstufe im Streit zwischen Europäischer Handball-Föderation (EHF) und der Handball-Bundesliga (HBL). "Das ist ein Riesenschaden für den Handball und eine Katastrophe für uns", sagte Oliver Roggisch, Sportlicher Leiter der Löwen, der "Welt". Die Entscheidung zeigt den Stellenwert der Bundesliga und der deutschen Meisterschaft, die die Löwen erneut nach Mannheim holen wollen. Mit einem Sieg in Kiel wäre das Ziel nah - umso mehr, da die SG Flensburg-Handewitt am Donnerstag in Magdeburg verlor.
Leichter wird die Aufgabe für den THW Kiel in der seit Monaten ausverkauften Sparkassen-Arena dadurch nicht. Dass Wut im Bauch beflügeln kann, zeigten die Zebras selbst am Mittwoch. Und die Löwen kommen bis auf den langzeitverletzten Abwehrchef Gedeon Guardiola mit voller Kapelle nach Kiel - sogar plus eins: Kim Ekdahl du Rietz ist nach achtmonatiger Handballpause und Weltreise wieder Teil des Löwenrudels, meldete sich mit 19 Toren gegen Gummersbach und Lübbecke eindrucksvoll zurück. Auch Weltklasse-Spielmacher Andy Schmid hat seine Muskelverhärtung in der Wade auskuriert.
"Wir haben uns mit dem Spiel gegen Szeged Selbstvertrauen für die Löwen geholt, aber das wird enorm schwer", sagt THW-Linksaußen Emil Frend Öfors. "Sie haben eine sehr, sehr starke Mannschaft, durch die Rückkehr von Kim Ekdahl du Rietz noch mehr." Auch für THW-Trainer Alfred Gislason ist der neue, alte Löwe ein Faktor. "Er hat sich nahtlos eingefügt, ist nach der Pause frisch", meint der Isländer. Die Art, wie der Schwede beim Comeback eingeschlagen hat, ist Wasser auf die Mühlen der Dauer-Appellierer für mehr Erholung und weniger Belastung im Handball.
Dem THW fehlen dagegen René Toft Hansen und Rune Dahmke (beide Schambeinentzündung), für einen Einsatz von Lukas Nilsson (Grippe) stehen die Chancen eher schlecht. Umso mehr lechzen die Zebras nach einer erneut so frenetischen Unterstützung, wie sie das Kieler Publikum gegen Szeged entfachte. "Die Stimmung ist wichtig. Wenn man mal etwas müde ist, pusht das nochmal nach vorne. Und es macht großen Spaß, vor so einem Publi kum zu spielen", sagt Frend Öfors.
Die Favoritenrolle liegt wohl bei den Löwen, auch wenn Schmid sagt: "Egal wie die Voraussetzungen sind und wer bei Kiel auf der Platte steht: Auswärtsspiele beim THW sind immer 50:50-Spiele und gehören zum Schwierigsten, was es im Handball gibt." Beide Teams werden alles in dieses Spiel legen. Die Zebras wollen um jeden Preis verhindern, dass die Löwen in Kiel den nächsten Schritt in Richtung dritter Meisterschaft in Folge gehen. Die Erinnerungen, wie die Löwen in der vergangenen Saison nach einem 28:19 gegen den THW in Mannheim die Korken knallen ließen, sind noch präsent.
"Für beide ist es eine sehr wichtige Partie", sagt Alfred Gislason. "Es ist einfach ein Top-Spiel." Eins, das wohl rund zwei Millionen Menschen live verfolgen werden. "Für den Handball ist es wichtig, dass die ARD überträgt", sagt Gislason. "Aber für uns ist es erst mal egal, wer zuguckt." Nur auf sich selbst schauen, so lautet die Vorgabe. "Wir gehen selbstbewusst an das Spiel heran", sagt Rechtsaußen Ole Rahmel. "Und wenn wir dann nochmal so ein Spiel mit so einer Stimmung hinbekommen wie am Mittwoch, wäre es genial." Die große Bühne ist frei.
(Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 24.03.2018, Foto: Sascha Klahn)