KN: Silbernes Derby-jubiläum
Kiel. Am Mittwochabend (19.30 Uhr, siehe Vorbericht) ist wieder Derbyzeit, der THW Kiel tritt in der Handball-Champions-League bei der SG Flensburg-Handewitt an. Das zweite Landesduell der Saison ist wie jeder Vergleich zwischen THW und SG etwas Besonderes. Für Routinier Holger Glandorf ist es sogar ein Jubiläum: Der 34-Jährige spielt Pflichtspiel-Derby Nummer 25.
Holger Glandorf bestreitet am Mittwoch sein 25. Landesduell
"Derbys sind meist sehr enge Spiele, die sich erst in der Schlussphase entscheiden", sagt Glandorf mit Blick auf die letzten sechs Jahre. "Aber ich habe vom THW auch schon ordentlich auf die Mütze bekommen, und andersherum war es auch schon so." Eines ist sicher: "Es wird ein harter Fight. Wir freuen uns auf eine volle Halle und eine tolle Stimmung", sagt der Linkshänder. Die Flens-Arena, die in der Königsklasse wegen der geringeren Auslastung meist abgehängt wird, steht für das Derby (natürlich) mit voller Kapazität zur Verfügung.
Nicht komplett zur Verfügung steht SG-Trainer Maik Machulla der Kader. Neben dem langen Ausfall von Jim Gottfridsson (Syndesmoseriss) schmerzt auch die Verletzung von Neuzugang Magnus Rød. Der Norweger zog sich im Spiel gegen den TV Hüttenberg am 16. November einen Mittelhandbruch zu. Durch sein Fehlen ist Holger Glandorf mehr oder weniger Alleinunterhalter auf der rechten Rückraumposition - sein 18-jähriger Backup Jannek Klein gilt zwar als Riesentalent, aber die Verantwortung ruht in erster Linie auf Glandorfs Schultern. "Ich bin Profi genug, um mit so einer Situation umzugehen, es ist auch nicht das erste Mal, dass es so ist", sagt Glandorf. "Ich muss sehen, dass ich meine Regenerationsphasen bekomme, das klappt momentan sehr gut." Lob erhält er auch von seinem Coach. "Er weiß, dass er mehr Verantwortung übernehmen muss, aber das macht er seit Jahren auf hohem Niveau", sagte Machulla bei "Sky".
Dass der 170-fache Nationalspieler noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist er im Drei-Tage-Rhythmus immer wieder. Glandorf haut sich rein, mit Wucht und ohne Rücksicht auf den eigenen Körper, seit 2001 mit vollem Einsatz in der Handball-Bundesliga, bis 2009 in Nordhorn, dann zwei Jahre in Lemgo, seit 2011 in Flensburg. Braucht jeder Klub so einen wie ihn? "Die Mischung macht es", sagt der 34-Jährige. "Erfahrung ist natürlich sehr wichtig, aber die jungen Wilden sind es auch. Sie sind unbekümmert und werden auch jetzt im Derby die Stimmung und die volle Halle genießen." Dennoch: Glandorf ist aus dem Flensburger Spiel nicht wegzudenken. Gegen Brest traf er neun Mal, am vergangenen Wochenende in Celje vier Mal. Der Routinier hat großen Anteil daran, dass es bei der SG momentan läuft: In der Champions League nach neun Spielen solider Zweiter hinter Paris St.-Germain, in der Bundesliga nach Siegen in den Spitzenspielen gegen die Füchse Berlin und den SC Magdeburg sowie den Patzern von THW und Rhein-Neckar Löwen der lachende Dritte und punktgleich mit den Füchsen an der Tabellenspitze - "die neuen Spieler haben sich mittlerweile gut eingefügt, es läuft sehr gut", sagt Glandorf. "Aber das sind auch immer Phasen, wir hatten eine schwächere Phase am Anfang der Saison."
Ein Grund für die Leistungsschwankungen der Top-Teams ist die enorme Belastung. "Das ist in diesem Jahr extrem, auch durch den neuen Spieltag am Donnerstag", sagt Glandorf. "Für das Derby ist das aber kaum von Bedeutung. Es geht ja beiden Teams so." Der Schlüssel zum Erfolg? "Wie immer kann es nur über Abwehr und Keeper gehen. Und über Emotionen und Freude - also alles, was ein Handballspiel ausmacht", sagt er. Ein Derby ist eben ein Derby, egal ob nun in der Bundesliga oder Champions League. "Es ist natürlich ein anderer Rahmen, aber letztendlich geht es nur um den Sieg und um zwei Punkte. Beide Teams wollen unbedingt gewinnen."
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 28.11.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)