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KN: Kühler Kopf im Hexenkessel

Champions League

KN: Kühler Kopf im Hexenkessel

Brest. Den Strapazen getrotzt: Der THW Kiel hat sein Auswärtsspiel beim weißrussischen Meister Meshkov Brest mit 25:24 (12:14) gewonnen. Die Zebras belohnten sich für eine gute Leistung in einem Spiel, dem vor allem Niklas Landin und Marko Vujin ihren Stempel aufdrückten.

THW Kiel feiert 25:24-Auswärtserfolg

Der THW trat in der Sportshall Wiktorija mit der langen Anreise in den Knochen und ohne die beiden erkrankten Schweden Niclas Ekberg und Lukas Nilsson an. Gegen die 5:1-Deckung der Weißrussen mit dem schnellen Simon Razgor auf der Spitze ließ sich das Kieler Spiel mit Ekberg-Vertreter Ole Rahmel gut an. Mit konzentrierten und lange ausgespielten Angriffen fanden die Zebras die Lücken. Doch schon in der Anfangsphase konnte Brest-Keeper Ivan Pesic einige Akzente setzen. Sein Gegenüber Niklas Landin verbuchte hinter einer stabilen und beweglichen Deckung um den Mittelblock aus Patrick Wiencek und René Toft Hansen ebenso wichtige Paraden, hielt sein Team beim knappen Rückstand erst im Spiel und ermöglichte dann, dass sich die Zebras etwas absetzen konnten. Am Ende hatte der Däne 17 Paraden und ein Tor auf dem Konto, wurde zum "Man of the Match" gekürt. Landin und die 6:0-Formation des THW ermöglichten den Zebras eine Drei-Tore-Führung bis zur 22. Minute (9:6). Meshkov kam nicht richtig in die Spur und hatte zudem Glück, dass Ex-Bundesliga-Profi und Abwehrchef Pavel Horak für ein böses Foul an Toft Hansen nur eine Zeitstrafe kassierte (18.).

Im Anschluss ließ der Kieler Offensivdruck etwas nach, die Fehlerquote erhöhte sich. Dass Brest zum 10:10 ausglich (26.), konnte auch Meshkov-Schreck Marko Vujin (18 Treffer in drei Spielen gegen den HC) zunächst nicht ändern. Zu seinen Gunsten wich Spielmacher Miha Zarabec, Steffen Weinhold übernahm die Rückraummitte. Als kurz vor der Pause beim Stand von 12:12 alles auf ein Halbzeit-Remis hindeutete, brachte Meshkov die schmucke Heimstätte noch einmal zum Beben: Die Weißrussen trafen in Überzahl im eigenen Angriff und kurz darauf nach Kieler Ballverlust ins leere Tor - ein unnötiger Rückstand nach 30 Minuten.

Davon offenbar angestachelt, kam der THW wie die Feuerwehr aus der Pause. Mit einem 4:0-Lauf drehten die Zebras die Partie zum 16:14 (34.), zwangen Brest nun in einer 3:2:1-Formation mit Christian Dissinger vorgezogen erneut zu technischen Fehlern und schlechten Würfen. Doch wieder stieg auch die eigene Fehlerquote, Pesic kaufte den Zebras immer mehr freie Bälle ab. Auch Christian Zeitz, der während einer verletzungsbedingten Pause von Ole Rahmel auf Rechtsaußen zum Einsatz kam, reihte sich ein, warf seinen ersten Ball über das Tor. Doch mit dem zweiten Wurf traf der Routinier, die Zebras führten 18:17 (43.).

Angeführt vom auftrumpfenden Vujin, der nicht nur als sechsfacher Torschütze glänzte, sondern auch seine Nebenleute teils mustergültig bediente, und einem bärenstarken Landin konnten die Gäste ihren Vorsprung ausbauen. Als Toft Hansen auf schönes Vujin-Anspiel zum 23:20 traf (53.), sah es gut aus für den THW, kurz darauf beim 24:20 noch besser. Doch Brest kämpfte, verkürzte angepeitscht von der "nur" 3500 Zuschauer fassenden, aber unglaublich lauten Halle.

Was folgte, ist Dramatik pur: Eine gute Minute vor Schluss steht es 23:24, dem THW droht der Erfolg aus der Hand zu gleiten. Im Angriff gibt es plötzlich keine Lücke, der Arm der Schiedsrichter ist oben, Gislason nimmt seine letzte Auszeit. Zwei Pässe noch, Vujin auf Weinhold, Weinhold auf Bilyk, Bilyk ist auf sich allein gestellt, wirft - und trifft (mit etwas Glück) zum 25:23. Brest verkürzt, geht danach in die Manndeckung, doch die letzten Sekunden spielen die Zebras ruhig herunter. Beim Ertönen der Schlusssirene gehen die Kieler Arme in die Höhe, das 25:24 bedeutet die ersten Auswärtspunkte der Saison in der Königsklasse.

(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 06.11.2017, Foto: THW Kiel)