Zebra: Christian Dissinger - nur nach vorn
Die vergangene Saison hatte es in sich: Christian Dissinger musste sich nach einem Kompartmentsyndrom wieder zurück aufs Spielfeld kämpfen und währenddessen auch mit überzogener Kritik umgehen. Das ist mittlerweile Geschichte, jetzt freut sich der 25-Jährige auf seine dritte Spielzeit mit den Zebras. Das Arena-Magazin "ZEBRA" hat den Rückraumspieler anlässlich des Heimspiels gegen Hannover zum Gespräch getroffen.
Kurze Regenerationszeit
Dieser Artikel ist im Arena-Magazin ZEBRA zum Heimspiel gegen die TSV Hannover-Burgdorf erschienen
Die Erinnerungen an die spielfreie Zeit im Juni und Juli sind bei Christian Dissinger noch sehr präsent. Ebenso wie bei seinen Teamkollegen stand auch bei Kiels Rückraumspieler Christian Dissinger in der Sommerpause einiges auf dem Programm. "Mein Sommer war erholend und fordernd zugleich. Ich hatte direkt nach dem Saisonende eine Ellenbogen-OP, damit war ich eine Woche stillgelegt", berichtet er von seinem nicht gerade verheißungsvollen Start in den wohlverdienten Urlaub. Doch neben dem unangenehmen Teil kam bei dem 25-Jährigen in den wenigen handballfreien Wochen zwischen Saisonende und Vorbereitungsstart wie immer auch das Reisen nicht zu kurz. "Ich war auf Zypern und in Griechenland im Urlaub, und danach ging es für mich nach Kroatien, wo ich zwei Wochen richtig viel trainiert habe.“
Dem engen Terminplan geschuldet kostet "Disco" also seine große Leidenschaft für neue Länder und unbekannte Orte vorrangig in den handballlosen Wochen im Sommer voll aus. Und seine Liste mit weiteren Urlaubsdestinationen ist lang: "Da stehen noch relativ viele drauf, ich habe noch 15 bis 20 Ziele, wo ich auf jeden Fall einmal hinmöchte", rechnet Dissinger vor. "Das Problem ist ja, dass wir nie so richtig weit reisen können." So lange die schweißtreibende Saison geht, so kurz ist die Zeit zur Erholung und Regeneration sowie zum Kopf-Freimachen danach.
Geduld, Willen und Kraft
Christian Dissinger spielt sein drittes Jahr in Kiel
Da ist es von Vorteil, wenn zum Ende der Spielzeit das Umschalten auf Pause problemlos und zeitnah klappt. "Bei mir geht das mit dem Urlaubsmodus relativ schnell, direkt am Tag nach dem letzen Spiel ist mein Akku runtergefahren", erzählt Dissinger. Gedanken über Handball und der Rückblick auf Vergangenes sind in der Ruhephase bei ihm eher spärlich. "Ich versuche, das im Urlaub problemlos und komplett auszublenden. In die Vergangenheit schaue ich grundsätzlich gar nicht - ich schaue nur nach vorne. Was in der Saison zuvor passiert ist, spielt bei mir keine Rolle mehr." Den Blick fest in die Zukunft gerichtet, geht der gebürtige Ludwigshafener nun in seine dritte Saison beim THW Kiel. 2015 kam er vom TuS N-Lübbecke zum deutschen Rekordmeister und entwickelte sich an der Förde schnell zu einem Leistungsträger in Angriff und Abwehr der Schwarz-Weißen. Doch die vergangene Spielzeit war wohl seine bisher schwerste im Trikot der Kieler Zebras: Nach einem bei den olympischen Spielen in Rio de Janeiro erlittenen Kompartmentsyndrom musste er bekanntermaßen seinen Körper mit viel Geduld, Willen und Kraft langsam wieder zu alter Stärke zurückführen.
Fordernder Genesungsprozess
Gezeichnet: Der permanente Kampf in Angriff und Abwehr hat sichtbare Spuren an Christian Dissingers Wurfhand hinterlassen.
Dieser langwierige Genesungsprozess alleine forderte ihm viel ab. Dazu kamen die ständigen Fragen zum Krankenstand - eine Situation, die an den Nerven zerrte, und irgendwann auch am Verständnis. Verletzungen sind zwar ein meist unumgänglicher Bestandteil des Profisports. Aber oft nur auf ein Thema angesprochen zu werden, hilft auf dem Weg zurück aufs Handballparkett nicht zwingend weiter, wie Christian Dissinger am eigenen Leib erfuhr. Es wurde viel geredet und noch mehr geschrieben - meist nur zu einem Thema: "Ich finde es naiv von einigen Leuten, dass man Spieler nur auf Verletzungen reduziert - das ist bei mir gerade im vergangenen Jahr passiert. Das ging mir tierisch auf den Zeiger", findet Dissinger deutliche Worte. Auch in einer Phase der zurückliegenden Serie, als die Kieler Nummer 15 schon längst wieder gesund war und sich zurück auf das Spielfeld gekämpft hatte, gab es vielerorts nur ein Thema - den angeschlagenen Körper des Rechtshänders.
(Von Rika Finck, aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Bundesliga-Heimspiel gegen Hannover)
Blickrichtung: Nach vorne!
Die Vergangenheit ist abgehakt - die Zukunft ist wichtig!
"Ich habe mich die ganze Zeit gefühlt, als sei ich noch immer verletzt. Ob das am Anfang im August war oder Ende Mai - es war immer dasselbe Thema. Genervt hat es am meisten während der Verletzung, irgendwann fand ich es einfach nur noch peinlich von einigen Leuten." Klare Worte, die zeigen, wie schwer es sein kann, sich bei Druck von außen auf die eigene Genesung zu konzentrieren.
Doch dieses Kapitel ist spätestens jetzt zu den Akten gelegt. Christian Dissinger greift mit dem THW Kiel wieder an und ist voller Tatendrang für die kommenden Aufgaben. Das Vergangene ist abgehakt - Christian Dissingers Blick kennt nur noch eine Richtung: nach vorne!
(Von Rika Finck, aus dem THW-Arena-Magazin ZEBRA zum Heimspiel gegen Hannover)