KN: Zurück an die Basis
Zurück an die Basis
"Es tut den Jungs gut, hier eine Weile zusammen zu sein", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Seine Spieler bestätigen das. "Wir kennen es hier und wissen, dass es gut ist", sagt Rune Dahmke. Auch wenn der Linksaußen lachend zugibt, dass "es vielleicht nicht so gut ist, wenn das komplette Gefühl des Trainingslagers wiederkommt". Nein, Schinderei ist das hier diesmal nicht. Eher Akkus aufladen, den Fokus schärfen, Ballast abwerfen. Um Mitternacht, nach einem späten Essen nach der Rückkehr aus Nürnberg, brachte die Mannschaft THW-Geschäftsführer Thorsten Storm in lockerer Atmosphäre ein Geburtstagsständchen, der Manager revanchierte sich mit einem "Siegerbier". Ist Herzogenaurach der Ort für einen Neustart in der Saison, ein Reset-Knopf in der Kieler Krise?
Das Spiel beim HC Erlangen könnte das fast vermuten lassen. Die Zebras präsentierten sich deutlich besser als in den vergangenen Wochen, spielfreudiger und selbstbewusster. "Das Spiel tut uns besonders gut", sagt Gislason. "Wir haben nur drei technische Fehler gemacht, statt zehn bis zwölf in den letzten Spielen. Das hat uns Sicherheit gegeben." Einige Unsauberkeiten schlichen sich dennoch ins Kieler Spiel, 18 Fehlwürfe standen am Ende zu Buche, darunter wieder etliche freie Würfe. Gegen einen Gegner, der sich in den letzten zehn Minuten ergab, wäre auch ein Sieg mit 20 Toren im Bereich des Möglichen gewesen. Doch der Anspruch des THW ist momentan ein anderer. Gislason zeigte sich zufrieden mit seinem Team, lobte insbesondere Keeper Niklas Landin, mit Abstrichen die Deckung ("ordentlich bis gut") und den Offensivdruck aus dem Rückraum.
Vor allem Steffen Weinhold und Marko Vujin machten ein starkes Spiel und rissen ihre Nebenleute mit. Weinhold dirigierte, ermunterte, übernahm Verantwortung. "Er hat gezeigt, dass er Führungsqualitäten hat", sagt sein Trainer. Der gebürtige Franke spielte vor Familie und Freunden groß auf, blieb nach der Partie aber vorsichtig, fast skeptisch: "Letztendlich sind wir alle in der Pflicht, gute Leistungen abzuliefern. Das ist uns bisher in dieser Saison noch nicht gelungen. Heute war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", so der 31-Jährige. "Es ist schön, dass wir gewonnen haben, aber es ist noch ein steiniger Weg."
Der Kieler Auftritt in Nürnberg war ein Anfang. "Man hat gemerkt, dass die Mannschaft von Minute zu Minute lockerer wurde", sagt Gislason. "Das war befreiend, darauf können wir aufbauen", ergänzt Sebastian Firnhaber. Nach dem Reset in Herzogenaurach macht sich der Tross auf den Weg nach Ungarn. "In Veszprém erwartet uns eins der schwersten Auswärtsspiele überhaupt", sagt Gislason. "Wir wollen da ein gutes Spiel machen und versuchen, die Lockerheit aus dem Erlangen-Spiel mitzunehmen." Besteht bei einer erneuten Pleite die Gefahr, in alte Muster zurückzufallen, die gerade überwunden scheinen? "Ich denke nicht", sagt Gislason knapp und bestimmt: "Die Jungs werden 60 Minuten lang alles geben." Die kommenden Spiele werden zeigen, ob das System wieder auf den richtigen Weg gebracht worden ist.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 07.10.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)