Löwen gegen Zebras: THW am Mittwoch in Mannheim gefordert
Beide Teams wollen die Punkte
THW ohne drei Zebras
Löwen erst mit einer Heim-Niederlage
Dass der THW Kiel auch in Mannheim gewinnen kann, bewiesen die Schwarz-Weißen zuletzt im Achtelfinal-Rückspiel der VELUX EHF Champions League: Mit 26:24 (siehe Spielbericht) bezwangen die Zebras im März die Löwen und buchten nach der 24:25-Hinspiel-Niederlage vor den eigenen Fans das Ticket für die Runde der besten acht Teams in Europa. Das Hinspiel in der DKB Handball-Bundesliga war allerdings eine klare Angelegenheit für die Löwen: Sie siegten im Dezember in der Sparkassen-Arena mit 29:26 (Spielbericht) und fügten dem THW damit die bisher einzige Heim-Niederlage zu (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Auch die Löwen haben in der Liga bisher erst einmal vor den eigenen Fans verloren - das 17:21 gegen Flensburg liegt allerdings schon mehr als acht Monate zurück.
Mobiler Fanshop in Mannheim
Kein Wunder, dass die "Löwen" mit breiter Brust in das Spiel gegen den THW gehen. Sie wollen Revanche nehmen für das Königsklassen-Aus - und haben mit ihrem überragenden Regisseur Andy Schmid (bisher 140 Tore) und ihrem besten Torschützen Gudjon Valur Sigurdsson (187 Treffer) die Titelverteidigung fest im Visier. Für THW-Fans, die ihre Mannschaft in Mannheim unterstützen möchten, reist der mobile Fanshop des Rekordmeisters an. Dieser hat auf seinem Standplatz vor der Arena alles im Angebot, was das schwarz-weiße Fanherz. Das Spiel zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel wird live bei Sport1 gezeigt, der Anpfiff durch die beiden erfahrenen Unparteiischen Robert Schulze und Tobias Tönnies ertönt um 20:45 Uhr. "Wichtig für uns ist, dass wir uns gut präsentieren, unsere Chancen nutzen und konsequent in der Abwehr stehen", sagt THW-Kapitän Niklas Landin. "Dann können wir die Löwen vielleicht überraschen." Auf geht's, Kiel!
KN: Treten die Zebras auf die Spaßbremse?
Kiel/Mannheim. Das gab's in dieser Saison schon dreimal: Heute Abend (20.45 Uhr/Sport 1) trifft der THW Kiel in der Handball-Bundesliga in Mannheim auf die Rhein-Neckar Löwen. Bisher steht es 2:1 für den Titelverteidiger und heißesten Meisterschaftsanwärter, denn die Badener gewannen in Kiel sowohl das Liga-Hinspiel (29:26) als auch das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League (25:24). Aber: Im Rückspiel spuckten die Zebras dem Kontrahenten noch in die Suppe, entschieden es mit 26:24 für sich, zogen ins Viertelfinale ein. Avanciert das dezimierte Ensemble von THW-Coach Alfred Gislason heute erneut zum Spielverderber? Drei Punkte Vorsprung auf die SG Flensburg-Handewitt haben die Löwen seit dem 23:21 am Sonntag in Flensburg. Nur ein Kieler Sieg in der mit 13 200 Zuschauern natürlich ausverkauften SAP Arena könnte das Titelrennen wohl noch einmal offen gestalten. Alfred Gislason kümmert das nicht: "Das ist nicht unsere Sache, Flensburg hatte es selbst in der Hand. Wir fahren locker dorthin, wollen etwas holen." Etwas holen, um Platz drei und die erneute Champions-League-Teilnahme zu festigen. Am Dienstagnachmittag um 16:43 Uhr kam die Kieler Crew mit dem ICE 77 in Mannheim an, absolvierte am Abend das Abschlusstraining vor dem Bundesliga-Spitzenspiel. Aber sind die Zebras überhaupt in Spitzenverfassung? Raul Santos, der am Dienstag erfolgreich von THW-Mannschaftsarzt Dr. Frank Pries am Meniskus operiert wurde, hat die Fahrt nach Mannheim ebenso nicht angetreten wie Kapitän Domagoj Duvnjak (Knie-OP) und René Toft Hansen (Schambeinentzündung). Linkshänder Steffen Weinhold (Oberschenkelzerrung) ist dabei, hinter einem Einsatz stand am Dienstag jedoch noch ein Fragezeichen. Hinzu kommt die mentale Müdigkeit, die sich zuletzt beim 25:34 in Leipzig sowie beim glücklichen 28:26 gegen Absteiger Coburg Bahn brach. Hatten die Trainingseinheiten zwischen beiden Partien noch für offensichtliche Erschöpfung gesorgt, hofft der isländische THW-Trainer heute auf einen positiven Effekt der Bemühungen. "Wir müssen einfach besser spielen. Gegen die vermeintlich schlechteren Gegner spielen wir sehr viel schlechter. Das ist schade und bereitet mir Sorgen. Das liegt auch daran, dass die stärkeren Gegner Handball spielen wollen, die schlechteren spielen ihre Angriffe lange aus. Damit kommen wir nicht klar." Für Gislason wären die Löwen ein "verdienter deutscher Meister". "Die Mannschaft ist erfahren, eingespielt, mehrere Spieler haben auf Olympia und Weltmeisterschaft verzichtet. Das ist auch ein wichtiger Unterschied zu uns." Rückraum-Linkshänder Marko Vujin gibt sich dennoch kampfeslustig: "Viele denken jetzt wie vor dem Champions-League-Rückspiel, dass wir in Mannheim sowieso keine Chance haben. Aber jedes Spiel ist ein anderer Film. Wir wollen natürlich zwei Punkte holen." Ein Film, in dem in dieser Saison Linksaußen und Ex-Zebra Gudjon Valur Sigurdsson eine ebenso "überragende Saison" (Gislason) mit bis dato 187 Toren spielt wie der starke Spielmacher Andy Schmid. "Der Titel ist jetzt einfach verdammt nah", sagt der charismatische Rückraum-Löwe Kim Ekdahl du Rietz, der seine Karriere am Saisonende mit erst 27 Jahren beenden (und mit einem erneuten Titelgewinn krönen) will. "Wir haben es in der eigenen Hand", sagt Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Für Andy Schmid wäre das "gar nicht hoch genug zu bewerten. Was hier bei den Löwen seit Jahren geleistet wird, ist einfach überragend." Kiel, Wetzlar, Melsungen - kaum vorstellbar, dass der amtierende deutsche Meister die Titelverteidigung noch aus den Händen gibt. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 31.05.2017)