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Dramatik gegen Coburg: THW sichert sich zwei wichtige Punkte

Bundesliga

Dramatik gegen Coburg: THW sichert sich zwei wichtige Punkte

Der THW Kiel hat sich in der DKB Handball-Bundesliga zwei ganz wichtige Punkte gesichert: Allerdings taten sich die müden "Zebras" gegen den um jeden Ball kämpfenden Aufsteiger HSC 2000 Coburg richtig schwer und lagen kurz vor dem Ende sogar noch zurück. Frenetisch angefeuert von 10.285 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena machten Rune Dahmke und Christian Zeitz in der Schlussminute die entscheidenden Treffer zum glücklichen 28:26 (12:11)-Erfolg der Kieler. Beste Torschützen waren Marko Vujin (7/2) und Lukas Nilsson (6), Andreas Wolff zeigte 15 wichtige Paraden.

Dampf-Sauna Sparkassen-Arena

Es sollte ein hitziger Abend werden, und das lag nicht nur an den Dampfsauna-Temperaturen des Kieler Frühsommers, die nach einer Viertelstunde für ein Novum sorgten: Die Sponsoring-Aufkleber hatten die Wärme nicht vertragen, lösten sich vom Hallenboden und wurden so zur Gefahr für die Spieler. Die Entscheidung der Spielaufsicht und des Schiedsrichter-Gespannes Julian Köppl/Denis Regner, einige der Aufkleber zu entfernen, setzten die "Zebras" kurzerhand selbst in die Tat um. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kieler und ihre Fans bester Laune: Der starke Lukas Nilsson, vor den Augen seines gefeierten "Mentors" und Ex-Zebras Kim Andersson, der erneut über alle Kraft-Grenzen gehende Patrick Wiencek und Andreas Wolff mit unter anderem zwei gehaltenen Siebenmeter hatten für eine 7:3-Führung gesorgt. 

Gäste verkürzen

Dabei hatte THW-Trainer Alfred Gislason vor der Partie weitere Hiobsbotschaften zu verkraften gehabt: Neben den Langzeit-Verletzten Domagoj Duvnjak und Rene Toft Hansen sowie Raul Santos, der am Dienstag erneut am Knie operiert werden muss, konnte auch Steffen Weinhold (Muskelzerrung) nicht helfen, zudem verspürte Niklas Landin beim Aufwärmen ein Ziehen in der Muskulatur und wurde deshalb vorsorglich geschont. Bis zu dieser ominösen Unterbrechung lief es trotzdem gut für die Kieler, die direkt danach aber in Schwierigkeiten kamen: Vorne wurden viele unvorbereitete Würfe eine sichere Beute des starken Oliver Krechel im Coburger Tor, und dann ging es schnell. Nur 100 Sekunden benötigten die Gäste, um auf 6:7 zu verkürzen. 

Knappe Pausenführung

Und sie ließen sich fortan nicht mehr abschütteln, spielten quälend lange Angriffe und unter anderem die Zeitstrafe gegen Florian Billek mit einem einzigen (!) Angriff herunter oder machten Dampf. Die "Zebras" indes kassierten auch in Ãœberzahl Treffer, selbst das 12:9 nach Steal und Gegenstoß des herausragenden Wiencek brachte keine einigermaßen komfortable Pausenführung: Ex-Zebra Lukas Wucherpfennig und Steffen Coßbau  brachten den Aufsteiger in der Schlussminute der ersten Halbzeit auf 11:12 heran.

THW kann nicht wegziehen

Nach dem Wechsel ging es trotz des 13:11 durch Nilsson schleppend weiter, weil der THW zu fahrlässig mit seinen Chancen umging: Rune Dahmke jagte einen Gegenstoß weit über das Tor, Nikola Bilyk traf aus spitzem Winkel nur das Außennetz, Lukas Nilsson fand nun seinen Meister in Krechel, Ilija Brozovic hatte Pech bei einem Kracher an die Lattenunterkante - so glich Billek per Siebenmeter zum 13:13 aus, was Marko Vujin mit drei Treffern in Folge beantwortete. Weil aber auch die Gäste immer wieder erfolgreich waren, blieb es eng. Als Wiencek eine Verschnaufpause bekommen sollte, war diese wegen Brozovic' Zeitstrafe schnell wieder vorüber - zum Glück, könnte man meinen. Denn Wiencek traf nach Bilyk-Pass zum 18:16, klaute dann hinten den Ball und vollendete vorn zum 19:16 (41.). Die Gäste reagierten prompt, nutzten unter anderem einen Ball, den Barsties Blazenko Lackovic aus den Händen riss, zum neuerlichen Ausgleich.

Nächster Stopp: Mannheim

Für die "Zebras" steht indes das nächste "Endspiel" um Platz drei auf dem Programm - und das hat es wahrlich in sich: Bereits am Dienstag reist der THW Kiel nach Mannheim, wo am Mittwoch das Spitzenspiel bei den Rhein-Neckar Löwen ansteht. Der Titelverteidiger braucht seinerseits die Punkte, um im Meisterschaftsrennen seinen Drei-Punkte-Vorsprung auf die SG Flensburg-Handewitt zu halten. Spannung ist also garantiert: Das Spiel beginnt um 20:45 Uhr, Sport1 überträgt live aus der SAP-Arena. "Wir reisen nicht als Favorit nach Mannheim, wollen dort aber für eine Überraschung sorgen", sagte THW-Kapitän Niklas Landin. Weiter geht's, Kiel!

Gäste gehen in Führung

Es schien, als ob der HSC auf jede Kieler Attacke eine passende Antwort im Köcher gehabt hätte: Auf Vujins 105 km/h-Kracher zum 21:20 antwortete der ehemalige Altenholzer Tom Wetzel mit einem Kracher, der vom Innenpfosten ins Kieler Tor sprang. Auf Wienceks 22:21 reagierte Weber nach Schneller Mitte, ehe Krechel einen Zeitz-Wurf entschärfte, was Coßbau eiskalt in Zählbares ummünzte: Zehn Minuten vor dem Ende lagen die Gäste beim 23:22 erstmals vorn, verpassten ihrerseits aber mit zum Teil überhastet vorgetragenen Angriffen eine höhere Führung. Auch aus der Krechel-Doppelparade gegen Dahmke und Dissinger sowie aus Ekbergs Fehlwurf konnte der HSC 2000 kein Kapital schlagen, weil auf der Gegenseite Wolff ebenfalls den einen oder anderen Ball parierte. So traf Ekberg zum Ausgleich, der die Fans von den sitzen riss. Die dramatische Schlussphase war da schon längst eingeläutet.

THW dreht das Spiel

Noch einmal mobilisierten beide Mannschaften alle Energie: Dahmke tankte sich zum 24:23 durch, Nilsson traf von Halbrechts zum 25:24, die Oberfranken gingen ihrerseits durch Wetzel und den überragenden Büdel mit 26:25 in Führung. Dreieinhalb Minuten vor dem Ende wankten die Zebras - doch sie fielen nicht. Weil Vujin einen Siebenmeter heraus holte, den der Linkshänder selbst zum Ausgleich verwandelte. Weil sich Wolff einen Coburger Wurf schnappte, Dissinger mit einem tollen Pass Dahmke bediente, der zum 27:26 einnetzte (64 Sekunden vor dem Ende), weil Coburg alles auf eine Karte setzte und einen zusätzlichen Feldspieler brachte. Zeitz stand dieses Mal goldrichtig, schnappte sich einen Pass, lief bis kurz hinter der Mittellinie und traf in den verwaisten HSC-Kasten: 28:26, nur noch zwanzig Sekunden zu spielen - die Entscheidung. Mit einer neuerlichen Energieleistung hatte der THW Kiel - auch dank der großartigen Unterstützung seiner Anhänger, die nie mit ihren Anfeuerungen nachließen - zwei ganz wichtige Punkte im Kampf um Platz drei auf der Habenseite verbucht.