Harter Kampf: Duvnjak führt THW zum Sieg gegen Leipzig
Puzzlearbeit
Schwerer Start
Drei Tage nach dem neuerlichen Kraftakt in Flensburg kamen die "Zebras" nur schwer in die Partie. Satte neun Minuten sollte es dauern, bis Niclas Ekberg seinen zwei Siebenmeter-Toren den ersten Treffer aus dem Feld beisteuerte: Der war dafür spektakulär, drehte sich der Schwede doch um seinen Gegenspieler und verwandelte anschließend mit einem Gefühlvollen Leger zum 3:4. Die "Zebras" hatten nach dem 1:4-Fehlstart den Anschluss hergestellt, doch bis zum ersten Ausgleich sollte es 18 Minuten dauern. Denn der SC DHfK spielte geduldig, hatte in Franz Semper und Europameister Niclas Pieczkowski sichere Schützen in seinen Reihen. Gut, dass Patrick Wiencek sich richtig reinkniete, Strafwürfe herausholte und zum 7:8 traf. Der Ausgleich war dem Kapitän vorbehalten: Domagoj Duvnjak traf zum 8:8, zum 9:9 und nach Bilyks 10:10 zur ersten Kieler Führung (21.).
Berauschende zehn Minuten
Die folgenden Minuten bis zur Pause sollten die des THW Kiel werden. Urplötzlich riss die Mannschaft mit schnellem Spiel die Fans mit, sorgte Niklas Landin mit einem gehaltenen Siebenmeter für Jubel, machten Duvnjak und Bilyk richtig Dampf. Das alles zeigte Wirkung bei den Leipzigern, die bis dato nahezu fehlerfrei unterwegs waren. Sie gerieten unter Druck und wurden so zu falschen Entscheidungen gedrängt. Die daraus resultierenden Ballgewinne verwerteten die "Zebras" mit Wucht und Klasse. Mit einem Doppel-Hammer sorgte Marko Vujin für das 14:11, und nach dem DHfK-Anschluss durch Semper (26.) regierte nur noch Schwarz-Weiß: Bilyk ging Eins-gegen-Eins, 15:12. Bilyk nagelte den Ball unter die Latte, 16:12, Vujin tat es ihm gleich, 17:12. Und nachdem Rune Dahmke zunächst über das leere Tor gezielt hatte, machte er es mit dem Pausenpfiff gegen den Torwart besser. Das 18:12 war der Schlusspunkt von berauschenden zehn Minuten, die der THW mit 8:2 für sich entschied.
THW zu ungeduldig
Vielleicht kam der Halbzeitpfiff zur Unzeit, denn nach dem Wiederanpfiff geriet der Neustart zur Doublette der ersten Hälfte: Wieder machte Leipzig das Spiel, wieder legte der SC DHfK einen 4:1-Lauf hin. Beim 17:19 durch Becvars Gegenstoß war die Begegnung wieder vollkommen offen. Gut, wer dann einen "Dule" Duvnjak in seinen Reihen weiß: Mit einem Traumpass bediente er erst Ekberg und dann Wiencek zum 22:19, doch abschütteln konnte auch er die Leipziger nicht. Denn nun wurde Leipzigs Schlussmann Vortmann zum Faktor, hielt erst einen Wurf von Dahmke und dann einen Gegenstoß von Wiencek. Leipzig war dran, auch weil der THW gegen den oftmals eingesetzten siebten Feldspieler zu ungeduldig agierte: Der mittlerweile für Landin gekommene Wolff zirkelte weit neben das verwaiste Gästetor, Raul Santos' Pass landete in den Armen des zurückeilenden Vortmann, und Patrick Wiencek setzte nach dem 22:24 durch Semper den Anwurf überhastet ebenfalls neben den leeren DHfK-Kasten.
Weiter geht's in Melsungen
Brozovic stoppt "Leeres-Tor-Fluch"
So blieb die Partie eine auf des Messers Schneide, wenngleich den Leipzigern es nicht gelang, noch dichter an die "Zebras" heranzurücken. Was auch an Wolff lag, der in den letzten zehn Minuten einige Würfe entschärfen konnte. Und an der Kieler Defensive, die trotz aller Belastung auf Maximal-Temperatur um jeden Zentimeter ackerte. Bilyks 25:22 wurde postwendend gekontert - doch jetzt neigte sich das Spiel rasend schnell in Richtung des THW: Dahmke klaute hinten den Ball, Duvnjak jagte den Ball mit 101 km/h ins Netz. Wenige Sekunden später landete der Ball bei Ilija Brozovic, der von der Mittellinie endlich den "Leeres-Tor-Fluch" beendete. Dann schnappte sich Wolff einen Leipziger Wurf, und Duvnjak nahm den Abpraller "volley" und vollendete im Fallen vom eigenen Kreis in den verwaisten DHfK-Kasten, und nachdem Wiencek nach einem Steal ebenfalls die "Siebter-Feldspieler-Taktik" bestrafte, war die Messe gelesen: Das 29:23, drei Minuten vor dem Ende, brachte die Punkte am Vorabend des 1. Advents endgültig auf die Kieler Habenseite.