Die Zebras sind zurück: Mittwoch Heimspiel gegen Hannover
Auf und Ab nach Traumstart
Am Mittwoch stehen die Recken - das Synonym steht für Krieger oder Kämpfer und nicht für Riesen wie angesichts der Größe von Torhüter Malte Semisch (2,08 Meter) und Kreisläufer Erik Schmidt (2,04 Meter) vermutet werden könnte - in der Sparkassen-Arena auf dem Prüfstand. Zunächst gelang den Schützlingen von Trainer Jens Bürkle mit 6:2 Punkten der beste Bundesligastart seit der Zugehörigkeit zum Oberhaus. Doch die Euphoriewelle schwappte auch nach dem 26:23 gegen die HSG Wetzlar nicht über die Leine hinaus, weil nacheinander drei Spiele verloren gingen. Besonders bitter war das 27:30 bei dem bis dahin sieglosen HBW Balingen-Weilstetten. Deshalb kam der Partie gegen GWD Minden am vergangenen Sonntag eine besondere Bedeutung zu. Der nur 57 Kilometer entfernte, aber in einem anderen Bundesland beheimatete Nachbar ist seit vielen Jahren ein harter Rivale. Mit einem 35:27-Sieg lösten die Grün-Weißen aus der niedersächsischen Landeshauptstadt diese Aufgabe souverän.
Trainer Bürkle bleibt ein Recke
Jetzt sind die "Recken" wieder auf Kurs. Ihr Ziel: Im achten Bundesligajahr wollen sich die Niedersachsen dauerhaft in den Top10 etablieren. "Ich glaube, dass es bei den Recken seit mehreren Jahren eine konsequente Weiterentwicklung gibt. Der Verein wird von Jahr zu Jahr größer und besser", sagt Goalgetter Morten Olsen. "In diesem Jahr spielen wir beispielsweise fünf Mal in der großen TUI Arena. Es geht also immer nach vorne, und das gefällt mir", so der Olympiasieger Morten Olsen. Ein wichtiges Teil in dem TSV-Puzzle ist Trainer Jens Bürkle, der vor kurzem seinen Vertrag bis 2019 verlängerte. "Wir haben viele erfahrene Spieler, welche sich weiterentwicklen wollen", ist Bürkle überzeugt.
Bundesliga-Duell Nummer 15
Noch einige Karten verfügbar
Verletzungspech an der Leine
"Wir haben teilweise sehr gut gespielt, haben aber auch schon Punkte liegen lassen", sagt deshalb Olsen, der gegen den THW Kiel meist eine überragende Leistung ablieferte. "Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir erneut sehr starkes Verletzungspech haben." Denn gleich im ersten Saisonspiel verletzte sich Sven-Sören Christophersen am Daumen und musste sich ebenso einem operativen Eingriff unterziehen wie Csaba Szücs (Achillessehne). Deshalb wurde die TSV noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv und lotste Kasper Kisum an die Leine. Der Rückraumspieler war nach Auslaufen seines Vertrages beim TVB 1898 Stuttgart zum norwegischen Erstligisten Elverum HB gewechselt, kehrte nach zwei Monaten im Norden Mitte September aber wieder in die Bundesliga zurück und ist jetzt nach Fabian Böhm, der von Balingen nach Hannover wechselte, der zweite "echte" Neuzugang der Niedersachsen.
THW froh über Heimspiel
Olympiasieger und Europameister
Schließlich tragen unter anderem zwei Olympiasieger und zwei Europameister den grünen Dress. Die Dänen Morten Olsen und Casper U. Mortensen gewannen bei den Spielen in Rio gemeinsam mit THW-Kreisläufer Rene Toft-Hansen und Torhüter Niklas Landin die Goldmedaille, während Kai Häfner und Erik Schmidt im Januar mit der deutschen Nationalmannschaft die Europameisterschaft als Sieger beendeten. Häfner holte zudem am Zuckerhut Bronze. Der 27-jährige Linkshänder nimmt im rechten Rückraum eine tragende Rolle ein und ist mit Olsen Topwerfer der Recken.
KN: Rückkehr ins eigene "Wohnzimmer"
Kiel/Hannover. Die Handball-Bundesliga ist zurück in der Kieler Sparkassen-Arena, in der der THW Kiel heute (19 Uhr) die TSV Hannover-Burgdorf empfängt. Auf Kiel gegen Kai Häfner ließe sich das Duell (fast) herunterbrechen. Aber nur fast. Personalprobleme haben jedenfalls beide Kontrahenten. Die Zebras freuen sich indes auf die Rückkehr ins eigene „Wohnzimmer“ nach ihrer Europa-Tournee in der ersten Oktober-Hälfte. "Vor einem Spiel im eigenen Bett zu schlafen, wird nach den vergangenen Wochen eine ganz neue Erfahrung", scherzte Torwart Andreas Wolff. Beim THW wurden mit Rune Dahmke (Teilriss des Innenbandes) und Raul Santos (Oberschenkelzerrung) gleich beide Linksaußen beim Königsklassen-Auftritt in Veszprem wieder zurückgeworfen. Der Österreicher werde erneut für einen Kurzeinsatz zur Verfügung stehen. "Es sieht nicht gut aus bei Rune", sagte THW-Trainer Alfred Gislason am Dienstag über den deutschen National-Linksaußen. Der Isländer warnt vor den "Recken" aus Niedersachsen, die "sehr unangenehm" seien. In der Tat: Im Hinspiel der vergangenen Saison (33:29) lag die TSV auch dank zehn Toren von Spielmacher Morten Olsen bis zur 52. Minute (27:26) in Führung. "Aber als Mannschaft funktioniert Burgdorf manchmal sogar besser, wenn Olsen nicht dabei ist", hat Gislason beobachtet. Sogar live beobachtet, denn im Rückspiel in der niedersächsischen Landeshauptstadt musste sich sein Team in der Vorsaison gegen einen ohne den dänischen Olympiasieger Olsen angetretenen Gegner mit einem 30:30-Remis begnügen. Gislason: "Wir werden hier niemanden unterschätzen." Und Olsen wird heute fehlen, genau wie die Langzeitverletzten Csaba Szücs (Achillessehne) und Sven-Sören Christophersen (Daumen) sowie der zweite Olympiasieger Casper Mortensen (Achillessehnenprobleme), so dass der Este Mait Patrail die Position des Spielmachers, Neuzugang Fabian Böhm (HBW Balingen-Weilstetten) auf Halblinks in Erscheinung treten und Europameister Kai Häfner die Rolle des Schlüsselspielers einnehmen muss. Der beste Hannoveraner Bundesliga-Torschütze (mit 39 Treffern liegt Häfner gleichauf mit Kiels Nikola Bilyk) glänzte zuletzt beim 35:27 gegen Minden, mit dem sich die TSV aus einer Drei-Niederlagen-Krise warf. "Wir hatten uns mehr Konstanz als Ziel gesetzt, was uns bislang jedoch nicht gelungen ist", sagte der 27-jährige Bronzemedaillengewinner von Rio de Janeiro am Dienstag im Gespräch mit dieser Zeitung und zeigte sich auch angesichts der Bilanz seiner Mannschaft in Kiel (sieben Spiele, sieben Niederlagen) realistisch: "Der THW ist zu Hause vor über 10 000 Zuschauern natürlich eine absolute Macht, weshalb es traditionell sehr schwierig ist, Punkte aus der Kieler Sparkassen-Arena zu entführen. Dennoch werden wir uns sehr gut vorbereiten und alles geben, um etwas Zählbares mit auf die Heimreise zu nehmen." Nach einem Desaster in Stuttgart (20:30) sowie Niederlagen gegen die Füchse Berlin (29:30) und in Balingen 27:30 hatte Häfner lautstark eine Steigerung in der Abwehr gefordert und zeigte sich nun, nach dem Befreiungsschlag gegen Minden, versöhnt: "Das hat gutgetan und ist wichtig für das Selbstvertrauen. Dennoch sind wir noch lange nicht zufrieden. Gegen den THW werden wir versuchen, so lange wie möglich gegenzuhalten. Wir dürfen uns in Kiel keine Pausen erlauben, müssen über die vollen 60 Minuten hochkonzentriert auftreten und jederzeit an unsere Chance glauben." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 19.10.2016)