Schwere Auswärtshürde am Sonntag: Leipzig empfängt den THW
Prominenter Aufsteiger
Bereits zehn Zähler Vorsprung
Mit 2,2 Millionen Euro ging man das Abenteuer DKB Handball-Bundesliga an, das eigentlich - so die vereinsinterne Planung - erst in frühestens zwei Jahren in Angriff genommen werden sollte. Nach gut der Hälfte der Spielzeit im Handball-Oberhaus, steht der SC DHfK (Abkürzung für Deutsche Hochschule für Körperkultur) Leipzig als bester der drei Aufsteiger auf Platz zwölf der "stärksten Liga der Welt" und hat mit 15 Punkten bereits zehn Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge. Jetzt ist es Trainer Christian Prokop, der ehemals die SCM-Junioren und Post Schwerin trainiert hatte und 2013 von TuSEM Essen nach Leipzig ging, der mahnt: "Wir dürfen nur von Spiel zu Spiel denken. Die Mannschaft muss heiß bleiben."
Keine Angst vor großen Namen
Dass die Leipziger dabei keine Rücksicht auf große Namen nehmen, bewiesen sie bereits mehrfach in dieser Saison - vor allem vor eigenem Publikum: Sie punkteten bisher unter anderem gegen den HSV (31:27), den SC Magdeburg (26:25) und zuletzt gegen die HSG Wetzlar (22:22). "Das waren keine Zufallsprodukte", sagt THW-Trainer Alfred Gislason. "Leipzig hat ein technisch starkes Team mit erfahrenen Akteuren. Die Mannschaft ist über Jahre gewachsen und wurde vor der Saison gezielt verstärkt." Sieben neue Akteure holte der SC DHfK in die Messestadt: Bis auf den russischen Rückraumspieler Sergei Zhedik, der von SKIF Krasnodar kam, den aus Aue gekommenen Linksaußen Marvin Sommer und Jan Gurezkij aus der eigenen Jugend hatten alle Neuzugänge bereits Erfahrung im Oberhaus des deutschen Handballs.
Rund 300 Kieler Fans in Leipzig
Die "Zebras" reisen am Sonnabend mit dem Mannschafts-Bus nach Leipzig. Begleitet werden sie zu dieser schweren Auswärtspartie in der Messestadt von rund 300 Kieler Fans, die sich die Bundesliga-Premiere des THW Kiel in der mit rund 6.100 Zuschauern erstmals in dieser Saison komplett ausverkauften "Arena Leipzig" nicht entgehen lassen wollen. Für alle schwarz-weißen Fans in Leipzig wird der mobile Fanshop in der Arena sein: Hier kann man sich noch mit THW-Fanartikeln und Weihnachtsgeschenken eindecken. Die Partie, die ab 15 Uhr live bei Sport1 und im Ticker auf der THW-Homepage zu verfolgen ist, wird von den Unparteiischen Hanspeter Brodbeck und Simon Reich geleitet. "Wir müssen zu 100 Prozent da sein", sagt Rune Dahmke. Auch THW-Geschäftsführer Thorsten Storm erwartet ein ganz schweres Spiel: "Das wird eine heiße Kiste!" Auf geht's, Kiel!
Erfahrenes Team
Aivis Jurdzs (ThSV Eisenach), um dessen Wechsel es ein langes Gezerre gegeben hatte, spielte in 140 Partien bereits für Hannover und Eisenach in der ersten Liga. Kreisläufer Benjamin Meschke bestritt 51 Erstligaspiele für den Bergischen HC und ist Prokop noch aus der gemeinsamen Zeit beim SC Magdeburg II bekannt. Mit 33 Jahren der Senior unter den neuen Leipziger Spielern ist Milos Putera: Der Torhüter hat 40 Länderspiele für die Slowakei bestritten und war in Lübbecke, Hüttenberg und Balingen in mehr als 100 Bundesliga-Spielen eingesetzt worden. Putera kam vom TV Großwallstadt in die Messestadt und bildet mit dem jungen Felix Storbeck ein starkes Gespann. Und auch der Halbrechte Christoph Steinert, der von GWD Minden kam, schnupperte bereits ordentlich Erstliga-Luft.
Zuschauerschnitt fast verdoppelt
Die Stärke des SC DHfK ist tatsächlich die mannschaftliche Geschlossenheit. Mit Philipp Pöter taucht der beste Torschütze (bisher 69 Treffer) des Aufsteigers auf Platz 19 der Liga-Statistik auf, dafür zeichnen mit Mittelmann Philipp Weber (55), Rechtsaußen Lucas Krzikalla (48), Jurdzs (45), Steinert (44), Kreisläufer Alen Milosevic (41) und Linksaußen Lukas Binder (39) gleich sieben Spieler für 341 der insgesamt 420 Leipziger Tore verantwortlich. Mit den Erfolgen haben nach den Rekordmeister-Frauen des HC Leipzig nun auch die Männer des SC DHfK eine Handball-Welle in der Messestadt ausgelöst: Mehr als 4000 Fans besuchten im Schnitt bisher die Heimspiele des DHfK-Teams, der Zuschauerschnitt aus der letzten Zweitliga-Saison wurde fast verdoppelt. Geschäftsführer Karsten Günther ist begeistert: "Manchmal denkst du, dass das Hallendach weg fliegt."
Erstes Bundesligaspiel gegeneinander
"Uns erwartet ein begeisterungsfähiges Publikum in einer tollen Handball-Arena", weiß THW-Trainer Alfred Gislason. Einem Teil seiner Mannschaft ist diese schon vom bisher einzigen Pflichtspiel beider Teams gegeneinander bekannt: Im Oktober 2012 gewannen die "Zebras" vor 5700 Zuschauern in der 3. Runde des DHB-Pokals mit 43:27 gegen die DHfK und sorgten mit ihren sympathischen Auftreten beim damaligen Zweitligisten für einen weiteren Schub auf dem Weg zurück ins Rampenlicht (siehe auch Gegnerstatistik im THW-Archiv). Jetzt, drei Jahre später, dürfte die Aufgabe für den THW ungleich schwerer werden - und das nicht nur, weil der Einsatz von Domagoj Duvnjak (Bänderriss) und Christian Sprenger (muskuläre Probleme im Rücken) fraglich ist: "Wir müssen voll konzentriert und engagiert zur Sache gehen", so Gislason. "Denn wir wollen dieses Spiel unbedingt gewinnen!"
KN: Grünes Licht für Leipzig
Kiel. Ein Sieg mit zehn Toren Differenz, Platz zwei in der Tabelle zurückerobert: Der THW Kiel ließ HBW Balingen-Weilstetten am Mittwochabend keine Chance. Ausschlaggebend waren die vielen Ballverluste der Balinger, provoziert von einer starken Kieler Deckung. Der größte Nutznießer hieß Niclas Ekberg, der elf Tore erzielte. "Wir sind richtig viel gelaufen, haben viele Tore über Gegenstoß und zweite Welle gemacht. Das hatten wir uns vorgenommen, und das hat auch funktioniert", sagt der Schwede. Eine beinahe perfekte Woche, mit zwei klaren Erfolgen in der Bundesliga und dem Wahnsinns-Sieg gegen Veszprem in der Champions League - doch wieder gibt es Personalfragen. Neben Langzeitausfall Patrick Wiencek (Kreuzbandriss) fehlte auch am Mittwoch wieder Domagoj Duvnjak. Der Kroate hatte sich am vergangenen Wochenende im Training einen Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen. Ein Einsatz beim Auswärtsspiel in Leipzig am Sonntag (15 Uhr, live auf Sport 1) ist laut Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker aber möglich. "Er macht Fortschritte. Er wird nicht bei 100 Prozent sein, aber spielen können." Auch die anderen angeschlagenen Zebras senden positive Signale. Torhüter Nikolas Katsigiannis musste wegen Problemen am Ohr medikamentös behandelt werden, ein Einsatz gegen Balingen scheiterte an den Bestimmungen der nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada). Eine Ausnahmegenehmigung bekam der THW nicht. Jetzt spielt das ohnehin keine Rolle mehr: "Katze" hat die letzte Tablette genommen, 72 Stunden danach ist ein Einsatz erlaubt. Steffen Weinhold, der am Mittwoch in der Halbzeitpause wegen Adduktorenproblemen getaped und vorsichtshalber nicht mehr eingesetzt wurde, wird physiotherapeutisch behandelt und kann spielen, eventuell wird er einen Spezialverband tragen. Christian Sprenger (muskuläre Probleme im Bereich der Lendenwirbelsäule) wird ebenfalls zur Verfügung stehen. (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 11. 12. 2015)
KN: THW reist mit Duvnjak nach Leipzig
Kiel. Reges Treiben im Lazarett der Kieler Zebras. Am Sonntag (15 Uhr) tritt der THW in der Handball-Bundesliga beim traditionsreichen (und bärenstarken) Aufsteiger SC DHfK Leipzig an. Aufsteiger? Zeit, um Spielern eine Auszeit zu gönnen? "An Schonzeit ist nicht zu denken", sagt Trainer Alfred Gislason und warnt: "Leipzig ist der stärkste Aufsteiger seit Jahren, ist gut eingespielt, spielt konstant. Wenn wir nicht aufpassen, können wir verlieren." So wird neben Torwart Nikolas Katsigiannis und Rechtsaußen Christian Sprenger auch Spielmacher Domagoj Duvnjak mit nach Leipzig reisen, nur eine Woche nach einem im Training zugezogenen Außenbandriss im Sprunggelenk wieder bereitstehen. "Ich hoffe, dass er es schafft. Wir entscheiden am Sonnabendmorgen", so Gislason. Dann muss auch Kapitän René Toft Hansen ein Signal geben, ob er spielfähig ist. Der Däne lag in den vergangenen zwei Tagen mit Magen-Darm-Problemen flach. Nicht dabei sein wird neben dem Dauerverletzten Torsten Jansen auch Dragos Oprea. "Comebacker" Dominik Klein und Rune Dahmke haben die Linksaußen-Position fest im Griff, und daran soll sich laut Alfred Gislason auch bis zum Saisonende nichts ändern: "So lange keiner ausfällt, werden diese beiden spielen." Also auch in Leipzig, das als Aufsteiger auf Rang zwölf mit sechs Siegen und insgesamt schon 15 Punkten einen wahren Höhenflug erlebt. "Tradition, Begeisterung, Leipzig ist ein Lichtblick für die Liga", sagt Gislason über den sechsfachen DDR-Meister und Sieger im Europapokal der Landesmeister von 1966. Der Leipziger Kapitän Lukas Binder gibt sich jedenfalls mutig: "Da ist definitiv was möglich." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 12. 12. 2015)