Deutschland nach drittem Sieg im Achtelfinale
WM 2015, Vorrunde: Deutschland - Argentinien: 28:23 (13:14), 22.01.2014
Wiencek startet durch
Argentinien holt Führung
Starker Neustart
Argentinien zu Fehler gezwungen
KN: Der Höhenflug hält an: Nach 28:23 im WM-Achtelfinale
Doha. Die schwarz-rot-goldene Party in Katar geht weiter: Gestern besiegte die deutsche Handball-Nationalmannschaft Argentinien verdient mit 28:23 (13:14) und führt die Gruppe D mit 7:1 Punkten an. Ein Sieg gegen Saudi-Arabien (morgen, 17 Uhr/Sky), und das Team von Dagur Sigurdsson schreitet auf einem roten Teppich ins Achtelfinale. "Glückwünsche zum Gruppensieg nehme ich noch nicht an", sagte der Trainer, um mit einem Augenzwinkern zu ergänzen: "Aber in zwei Tagen schon." Die Saudis unterlagen gestern Polen mit 13:32. Wie in allen anderen Gruppenspielen, die sie im Schnitt mit 15 Toren Differenz verloren, waren sie völlig überfordert. Die Chance, dass der deutsche Höhenflug morgen einen Dämpfer erhält, ist nur theoretischer Natur. "Aber auch wenn wir als Erster das Achtelfinale erreichen, können wir uns davon noch nichts kaufen", sagte Steffen Weinhold, der wie seine Kollegen vor 5500 Zuschauern in der Lusail-Arena in Doha einen holprigen Start erwischte. "Wir standen in der Deckung zu weit auseinander, so konnte der Gegner leicht Zeitstrafen provozieren." Der Kieler hatte bereits nach 20 Minuten zwei kassiert, Sigurdsson setzte in der Deckung nun auf Michael Müller. Aber auch er konnte den Wirbelwind Diego Simonet nicht stoppen. Zudem lief im Angriff zunächst nicht viel zusammen. Weinhold, mit 20 Toren bis dato die Nummer fünf der Torjägerliste, fand nicht ins Spiel. Und ohne seine individuelle Wucht blieb der Rückraum lange blass. Den Weg zum Tor fanden die Sigurdsson-Schützlinge nur über den Kreis, an dem Patrick Wiencek ein sicherer Vollstrecker war. Der Kieler musste einmal mehr zahlreiche Schläge einstecken. Wie gewohnt tat er es ungerührt. "Es ist heute scheißegal, wie viele blaue Flecken ich bekommen habe", sagte Wiencek. "Carsten Lichtlein hat uns ein paar Mal den A.... gerettet." Tatsächlich wuchs der Torhüter, der erneut den Vorzug vor Silvio Heinevetter erhielt, mit zunehmender Spieldauer über sich hinaus. Bis zur Pause hielt der Gummersbacher gut, anschließend überragend. Was auch daran lag, dass die deutsche Deckung nun stabiler stand. Ein Verdienst von Stefan Kneer, den Sigurdsson nun für Weinhold und Müller decken ließ. Ein Verdienst von Erik Schmidt, der im Mittelblock mit Wiencek ein Bollwerk bildete. "Carsten hat heute alles gefischt", stimmte Schmidt in den Lobgesang auf Lichtlein ein, der in der 44. Minute mit einem sensationellen Pass auf Patrick Groetzki glänzte. Der überragende Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen fing den Ball kurz vor der Torlinie, wendete im vollen Lauf und knallte den Ball zum 21:19 ins Netz. Eine Nummer, mit der das Duo vor zahlendem Publikum im Zirkus auftreten kann. Kurz darauf ließ der siebenmalige Torschütze Groetzki vom Kreis das 22:19 folgen und stellte die Weichen endgültig auf Sieg. "Am Ende waren die Deutschen stärker", sagte Argentiniens Torhüter Matias Schulz. "Ich kann mich aber nicht darüber freuen, dass wir so lange mitgehalten haben." Das sei vielleicht vor zehn Jahren der Fall gewesen, als Deutschland noch um 15 Tore besser war. "Aber heute ärgere ich mich." Ein Zeugnis der gestiegenen Erwartungshaltung der Südamerikaner, die zu den positiven Überraschungen des Turniers zählen. Wer weiß, wären am Ende nicht Weinhold und der starke Martin Strobel explodiert, hätte Argentinien sogar mehr gewinnen können als viele Komplimente. Das Scheich-Barometer: In Katar ist der Freitag ein Feiertag, der Scheich verschwindet am Donnerstag zügig in sein Wüstenzelt. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass sich nur sechs auf den 47 Luxussesseln einfanden – der zweitschlechteste Wert bei einem Spiel der Deutschen, die im Achtelfinale nun auch wieder auf Tschechien treffen könnten. Das bislang sieglose Team um Filip Jicha (THW Kiel/elf Tore) demontierte gestern Island 36:25 (21:11). Doppelt bitter für die Besiegten: Aron Palmarsson (THW) wurde nach einem Schlag auf das ohnehin lädierte Jochbein ausgewechselt. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2015)