Starkes Remis gegen Dänemark
Zebra-Duelle en masse
Gleich vier "Zebras" im Duell gegeneinander – die Begrüßung fiel kurz, aber herzlich aus. Mit der Freundschaft der Kieler war es dann aber für 60 Minuten vorbei – zumal die "Zebras" auf beiden Seiten in einer intensiven ersten Halbzeit eine Schlüsselrolle spielten. Lauge eröffnete den Torreigen und bereitete mit einem Fehlpass das deutsche 3:1 vor, das Rene Toft mit einem Doppelschlag innerhalb von 60 Sekunden ausglich. Der dänische Kreisläufer lieferte sich packende Duelle mit seinem Zimmerkollegen Patrick Wiencek, und als Toft diesen zu Boden riss, kassierte er die zweite Zeitstrafe bereits nach 25 Minuten. Und Steffen Weinhold? Der packte den Hammer aus, ging Eins-gegen-Eins und machte wichtige Tore - bis zum Wechsel standen vier in seiner Statistik.
Packende erste Hälfte
Vier Tore bis zur Pause: Steffen Weinhold.So entwickelte sich ein echtes Spitzenspiel mit wechselnden Führungen: Strobel brachte den DHB mit 7:5 in Führung, Svan Hansen glich über die viel zu offene linke deutsche Abwehrseite aus. Die Dänen gingen in Führung, auch weil Mikkel Hansen nun einige Nadelstiche setzte. Lichtlein parierte und kassierte, Landin parierte und kassierte. Bis zum Wechsel glichen sich die Vor- und Nachteile aus – mit 16:16 ging es in die Kabinen - rund 2.500 Fans fieberten in der Lusail-Arena mit und sorgten ordentlich für Stimmung.
Drei-Tore-Führung für Deutschland
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete: Mit rasantem Handball, rassigen Zweikämpfen und schnellen Wendungen. Dänemark bot sich die Chance zur Zwei-Tore-Führung, doch Heinevetter, nach der Pause für Lichtlein gekommen, startete stark: Im Sitzen bediente er Groetzki zum 21:20, kurz darauf drehte sich Weinhold um die eigene Achse, ließ Mikkel Hansen stehen und traf zum 22:21. Und kurz darauf erzielte der Kieler Linkshänder auch die Zwei-Tore-Führung. Dänemarks Island-Trainer Gudmundur Gudmundsson beorderte Green für Landin ins Tor – und der verhinderte mit einer Parade das 24:21 für die DHB-Auswahl. Wenig später aber war es soweit: Die rund 600 deutschen Fans skandierten "Jetzt geht’s los" – und Gensheimer verwandelte vom Kreis.
Doppelte Unterzahl gut überstanden
Dramatische Schlussphase
Statistik: WM 2015, 3. Gruppenspiel: Dänemark - Deutschland 30:30 (16:16), 20.01.2015
KN: Deutsche Trümpfe nach einem gefühlten Sieg
Doha. Das dramatische Gruppenspiel zwischen Dänemark und Deutschland endete 30:30 (14:14), trotzdem gab es einen überglücklichen Sieger: Das Team von Dagur Sigurdsson hält nun alle Trümpfe in der Hand, gegen Argentinien (morgen, 17 Uhr) und Saudi-Arabien (Sonnabend, 17 Uhr) sogar als Tabellenerster ins Achtelfinale einzuziehen. „Das muss jetzt unser Ziel sein“, sagte ein gelöster Hendrik Pekeler. "Mit 4:2 Punkten wäre ich nach drei Spieltagen sehr zufrieden gewesen, jetzt sind es 5:1 – einfach super." Wie bei den Siegen gegen Polen (29:26) und Russland (27:26) spitzte sich auch gestern die Partie in der mit lediglich 2500 Zuschauern gefüllten Lusail-Arena am Ende zu. Die Deutschen, angeführt vom überragenden Steffen Weinhold, führten in der 51. Minute noch 27:24, doch der Vizeweltmeister meldete sich zurück. Als Hans Lindberg vier Minuten vor dem Abpfiff zum 28:28 traf, durften die Dänen wieder vom Sieg träumen. Den brauchten sie dringend, hatten sie doch zuvor überraschend einen Punkt an Argentinien (24:24) abgegeben. In der hitzigen Schlussphase wechselte Sigurdsson den 19-jährigen Paul Drux ein, und der Berliner ("Das war Herrenhandball") setzte sich energisch gegen Hendrik Toft Hansen durch und vollendete. Doch einmal mehr war es Mikkel Hansen, der mit einem Wurf aus dem Nichts ausglich. Famos, wie der Däne mit der Björn-Borg-Gedächtnisfrisur sein Team anführte. Warf der Welthandballer nicht selbst, setzte er Lasse Svan genial ein. Mehrfach schien es, als hätte sich der Flensburger mit einer Tarnkappe angeschlichen. Der Rechtsaußen hatte nach Hansen-Pässen so viel Platz, dass er noch die rund 500 dänischen Fans hätte grüßen können, bevor er traf. 29:29 in der 57. Minute, dann erlebte Hansen mit, wie sich Weinhold um ihn herumschlängelte. Als der Däne noch nach Orientierung suchte, rannte der Kieler nach seinem achten Tor schon wieder zurück. "Steffen hat super gespielt", lobte sein dänischer Vereinskollege Rasmus Lauge. "Deutschland hat viel zu viele Tore geworfen." Die knappe Führung hielt nicht, der junge Erik Schmidt bekam den Kieler Rene Toft Hansen nicht in den Griff, kassierte eine Zeitstrafe und die Dänen glichen per Siebenmeter durch Lindberg aus. Im Tor stand wieder Carsten Lichtlein, der erstmals in der Start-Sieben berücksichtigt worden war. Doch der Gummersbacher hielt nur fünf Bälle. Damit war er nicht schlechter als Bald-Kieler Niklas Landin, doch Sigurdsson entschloss sich trotzdem, im zweiten Durchgang mit Silvio Heinevetter zu beginnen. Dem Berliner erging es nicht besser, die Torhüter waren kein Faktor. Auf beiden Seiten nicht. Doch in der Deckung kämpften die Deutschen um den Kieler Patrick Wiencek ("Das war ein cooler Tag") wie die Löwen. 30:30, noch 90 Sekunden zu spielen, Deutschland in Unterzahl. Sigurdsson ("Das war ein gefühlter Sieg") ließ Kraus das Leibchen überstreifen, um zur Not den Torhüter auszuwechseln. Er nahm eine Auszeit, um Ruhe in die Aktionen zu bringen. Das spanische Gespann Ramirez/Lopez zeigte Zeitspiel an, als sich Weinhold einmal mehr ins Getümmel stürzte. Er verdiente sich einen weiteren Freiwurf, den Jens Schöngarth mit seiner ersten Aktion in den Block hämmerte. Der Melsunger bekam eine zweite Chance, auch dieser Ball landete im Block, aber in dänische Hände geriet er nicht mehr. "Wir sind sehr zufrieden mit diesem Punkt", sagte Pekeler, "wir haben ja nicht gegen irgendwen gespielt, das war schließlich Dänemark." Das Scheich-Barometer? In den 47 Sesseln saßen acht, so viele wie gegen Polen. Aber: In den Logen schauten weitere elf zu. Sie verfolgten das Drama lange vor den Bildschirmen mit, am Ende hielt es aber auch sie nicht mehr: Sie traten vor ihre Glastüren in die Halle – also 19. Das ist Rekord. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2015)