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80. Landesderby am Sonnabend in Flensburg

Bundesliga

80. Landesderby am Sonnabend in Flensburg

Das letzte Auswärtsspiel der „Zebras“ im Kalenderjahr 2014 ist noch einmal ein absolutes Highlight: Am Sonnabend um 19.00 Uhr steht in der Flens-Arena das nunmehr 80. Landesderby zwischen dem amtierenden Champions-League-Sieger SG Flensburg-Handewitt und Rekordmeister und Bundesliga-Tabellenführer THW Kiel auf dem Spielplan. Sport1 überträgt das Spitzenspiel live.

Mutter aller Derbys

Auch wenn ein paar vereinzelte Handballfans im Kreis Minden-Lübbecke anderer Meinung sein sollten: Das schleswig-holsteinische Duell darf man getrost als die „Mutter aller Handball-Derbys“ bezeichnen. Zum 80. Mal treffen Flensburg und Kiel am Sonnabend aufeinander, es ist das 36. Pflichtspielduell in den vergangenen zehn Jahren. Und trotzdem hat das Aufeinandertreffen der beiden Teams nichts an seiner Anziehungskraft eingebüßt – die Flens-Arena ist seit Monaten restlos ausverkauft â€“, zumal es einmal mehr ein absolutes Spitzenspiel in der DKB Handball-Bundesliga darstellt: Der Spitzenreiter tritt beim Tabellendritten an.

Flensburg mitten im Meisterschaftsrennen

Mattias Andersson hat seinen Vertrag mit der SG jüngst bis 2017 verlängert.Die SG Flensburg-Handewitt spielt bislang eine alles in allem überzeugende Saison und hielt sich – im Gegensatz zu den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel – als einziger Meisterschaftskandidat in den vermeintlich leichten Spielen schadlos. Die einzigen Niederlagen kassierte die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes in den Spitzenspielen in Kiel (26:30), Magdeburg (26:29) und gegen die Löwen (26:29), zuletzt gab es am vergangenen Wochenende mit dem 22:22-Unentschieden bei der HSG Wetzlar einen kleinen Dämpfer. Allerdings feierte die SG in Hessen letztlich doch eher einen Punktgewinn, lag man doch die gesamte Partie über weit zurück und erkämpfte sich erst in den Schlussminuten das Remis. Mit 27:7 Punkten liegt Flensburg also im Soll – und könnte mit einem Sieg gegen die Kieler Rivalen (32:4) den Dreikampf um die Meisterschaft endgültig einläuten.

Gottfridsson kehrt erst nach WM zurück

Regisseur Thomas Mogensen spielt erneut eine starke Saison.Dabei hat die SG einige Unruheherde und personelle Nackenschläge verkraften müssen. Nachdem mit Torhüter Sören Rasmussen, Kreisläufer-Institution Michael Knudsen und Nationalspieler Steffen Weinhold gleich drei Stützen den Champions-League-Sieger verlassen hatten, wurde in der Sommerpause auch noch Trainer Vranjes vom finanzstarken französischen Spitzenclub Paris St. Germain gelockt. Doch Vranjes entschied sich letztlich für einen Verbleib an der dänischen Grenze. Seine Mannschaft steckte auch den langfristigen Ausfall von Spielmacherjuwel Jim Gottfridsson – der 22-jährige Schwede hat aufgrund eines Mittelfußbruches noch kein einziges Saisonspiel bestritten und wird erst nach der WM-Pause zurück erwartet – weg. Auch dank Lars Kaufmann, der nach langer Leidenszeit dem linken Rückraum der SG wieder Leben einhauchen konnte.

Neuzugänge mit wenig Einsatzzeiten

Kreisläufer Anders Zachariassen ist in der Bundesliga angekommen.Die echten Neuzugänge hingegen tun sich noch schwer, zumal sich aber auch die Platzhirsche auf ihren Positionen in starker Verfassung präsentieren. So bekamen der dänische Torhüter Kevin Møller und der schwedische Linkshänder Johan Jakobsson hinter Mattias Andersson und Holger Glandorf bislang kaum Chancen, um sich auszuzeichnen. Rückraumspieler Kasper Kisum schaffte es aufgrund des Comebacks Kaufmanns gar nur dreimal bis auf den Spielberichtsbogen und verließ die SG im November bereits wieder Richtung Bjerringbro. Einzig Kreisläufer Anders Zachariassen konnte sich bereits mehrfach auszeichnen. Der 23-Jährige, der im erweiterten Aufgebot Dänemarks für die WM in Katar steht, nutzte eine Verletzungspause Jacob Heinls, um im Oktober mit starken Auftritten (u.a. Acht Treffer beim 34:26-Auswärtssieg in Göppingen) in die Herzen der SG-Fans zu spielen.

Leichtes Spiel mit Friesenheim

Holger Glandorf ist mit bislang 93 Treffern bester Feldtorschütze der Liga.Der Schuh drückt bei der SG also nur in der zweiten Reihe. Diese bekam am Mittwoch beim Pokalspiel gegen die TSG Ludwigshafen-Friesenheim endlich die Chance, sich über eine längere Zeit auf dem Spielfeld auszutoben. Die Partie vor 2.556 Zuschauern in der Flens-Arena hatte Trainingsspiel-Charakter, so verzichtete Gästetrainer Thomas König beim 20:39 nicht nur auf seine Auszeiten, sondern ließ seine beiden Stammkeeper Kevin Klier und Maximilian Bender gleich ganz zu Hause. Besonders Kevin Møller (22 Paraden), Linksaußen Hampus Wanne (5 Tore) und die zuletzt formschwachen Drasko Nenadic (5 Tore) und Bogdan Radivojevic (3 Tore) konnten Selbstvertrauen tanken. Während der THW also gegen Lübbecke bis zur Schlusssekunde um den Viertelfinaleinzug kämpfen musste, konnte Flensburg Kräfte für das Landesderby sparen – insbesondere Thomas Mogensen durfte verschnaufen.

THW will 50. Derbysieg

Einen Favoriten kann man für das Landesderby einmal mehr nicht ausmachen. Der THW Kiel hat zwar seine letzten 20 Pflichtspiele allesamt gewonnen, doch in der Flens-Arena ging der Rekordmeister in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils deutlich baden. Von 27 Bundesligaduellen in Flensburg gewannen „Zebras“ bislang nur zehn, insgesamt liegen die Kieler aber mit 49:26 Siegen (4 Unentschieden) deutlich vorne und wollen am Sonnabend den 50. Derbysieg perfekt machen. Sport1 überträgt das Spitzenspiel live.

KN: „Der THW ist der absolute Favorit“

Flensburg. Holger Glandorf (31) traf schon gegen den THW Kiel, als diesen noch Noka Serdarusic trainierte und im Tor des Handballmeisters Henning Fritz stand. In 28 Duellen mit Nordhorn, Lemgo und der SG Flensburg-Handewitt warf der gebürtige Osnabrücker 113 Tore. Wollen die Zebras in Flensburg (heute, 19 Uhr/Sport1) gewinnen, werden sie ihn stoppen müssen. Wer er ist? Glandorf von A bis Z, ohne X & Y. Andersson: Mattias ist einer der besten Torhüter weltweit und gerade gegen Kiel immer besonders gut drauf. Ein akribischer Arbeiter und Vollprofi durch und durch. Dass er seinen Vertrag verlängert hat, war eine ganz wichtige Personalie für den Verein. Bart: Das ist nichts für mich, meine Frau würde es auch nicht mögen. Christin: Wir sind seit zwölf Jahren ein Paar. Sie ist eine wichtige Stütze für mich, hält mir den Rücken frei und kümmert sich wunderbar um unsere beiden Kinder. Deutschland: Die Entscheidung, nach zwölf Jahren aus der Nationalmannschaft zurückzutreten, war keine leichte, aber eine logische. Am Ende der Karriere fällt es meinem Körper nicht leichter, diese Belastung zu bewältigen. Wir haben seit August alle 78 Stunden ein Spiel, das merke ich. Deshalb war die Länderspielpause im Herbst Gold wert. Aber: Wenn Not am Mann ist, dann komme ich zurück. Ellenbogen: Nach den Dezember-Spielen lasse ich mich operieren. Ich falle immer wieder auf meinen Ellenbogen, manchmal ist der Schleimbeutel so groß wie ein Tennisball. Um ihn ein wenig zu schützen, trage ich an meinem linken Arm einen Strumpf. Flensburg: Mein Wechsel zur SG war absolut der richtige Schritt für mich. Ich wohne mit meiner Familie in Handewitt, auch das ist perfekt. Geburtstag: Ein wichtiger Termin, na klar. Aber leider kann ich den nicht immer im Kreis der Familie feiern. Bei meinem letzten saß ich nach einem Spiel in Berlin im Bus. Handball: Ich spiele seit ich neun Jahre alt bin, aber auch schon vorher bin ich immer dabei gewesen, wenn mein Vater Karl gespielt hat. Er war ein guter Feldhandballer und über den Raum Osnabrück hinaus bekannt. Erst als 17-Jähriger merkte ich, dass ich damit vielleicht sogar Geld verdienen kann. Ich unterschrieb bei der HSG Nordhorn und bekam 630 Mark im Monat – das war unglaublich viel Geld. Idol: Ich habe den Handball als Jugendlicher kaum im Fernsehen verfolgt, das größte Idol war mein Vater. Er war mein größter Fan, aber auch mein härtester Kritiker. Jubel: Privat bin ich eher der ruhige Typ, aber auf dem Feld explodiere ich. Da gebe ich Gas und beim Jubeln müssen die Emotionen raus, die kann ich dann nicht unterdrücken. Kaufmann: Wir kennen uns schon seit der Jugend-Nationalmannschaft. Weil wir uns das Zimmer teilen, bin ich wahrscheinlich der einzige Flensburger, der ihn ohne Gel in den Haaren kennt. Lars probiert immer wieder verschiedene Frisuren aus, das kann ich mit den Haaren, die mir noch geblieben sind, nicht. Liegestütze: Die mag ich nicht, aber da es ein Trainingsinhalt ist, mache ich sie. Allerdings ist seit zwölf Jahren kein Fortschritt zu erkennen. Muskeln: Ich habe mich damit abgefunden, dass ich keinen muskulösen Oberkörper bekomme. Auch wenn es nicht so aussieht: Ich trainiere im Kraftraum genauso viel wie die Kollegen. Neun: In Nordhorn und Lemgo habe ich die „11“ getragen, die war in Flensburg nicht frei. Deshalb nahm ich die „9“, die trug mein Vater früher. Orion: Ich weiß, dass diese Flensburger Firma ein Sponsor ist. Mein Nachbar arbeitet dort und von ihm muss ich mir immer einen Spruch anhören. Privat habe ich mit Orion noch nichts zu tun gehabt. Presse: Meine Mutter Marlies sammelt, was über mich geschrieben wird. Sie schneidet die meisten Texte aus, die in der Osnabrücker Zeitung erscheinen. Ich habe ein paar Fotos auf dem Laptop, mehr aber auch nicht. Quälen: Wer mag das schon? Ich weiß, dass es dazu gehört, dass es nur so möglich ist, große Ziele zu erreichen. Deshalb schalte ich direkt nach dem Sommerurlaub den Kopf ab. Rituale: Ich höre vor den Spielen Musik, für die in der Kabine Lars Kaufmann sorgt. Einen bestimmten Stil habe ich nicht. Spielen wir auswärts, gehe ich vorher unter die Dusche, um wach zu werden. Sonnencreme: Die ist für mich super wichtig, sonst sehe ich schnell aus wie ein Krebs. Besonders lustig ist es, wenn ich mit Maik Machulla (Co-Trainer, d. Red.) im Urlaub bin. Er ist der Typ, der schnell braun wird und sich gerne einen Spaß mit mir erlaubt. Titel: Dafür spiele ich Handball. Dass es möglich ist, mit der SG große Titel zu gewinnen, haben wir in der vergangenen Saison gesehen, als wir die Champions League gewannen. Wir haben uns drei Jahre Zeit gegeben, um wieder dieses Niveau zu erreichen und sind auf einem sehr guten Weg. Urlaub: Entweder fliege ich mit der Familie in die Türkei und buche dann das Sorglos-Paket. Um nichts kümmern, Sonne tanken, Zeit für die Kinder – herrlich. Oder ich fahre in meine Heimat, da kann ich auch wunderbar vom Handball abschalten. Vranjes: Ljubo (Trainer, d. Red.) ist ein guter Freund, mit dem ich in Nordhorn noch in einer Mannschaft gespielt habe. Er ist der Vater des Erfolges, ein akribischer Arbeiter, der einem den Kopf wäscht, wenn es sein muss. Der aber auch in den Arm nehmen kann. Weinhold: Auch mit Steffen habe ich in Nordhorn gespielt, schon damals war zu erkennen, was er für ein Riesentalent ist. Er hat das genutzt, das durften wir in Flensburg erleben. Schade, dass er in Kiel spielt, aber so ist das Geschäft. Und vielleicht spielen wir eines Tages wieder zusammen. Zebras: Der THW ist der absolute Favorit, eine super Mannschaft, in der Weltklasse die Weltklasse ersetzt. In einem Spiel haben wir aber die Chance, auch diesen THW zu ärgern. Zumal wir unsere Fans im Rücken haben. Ich stand selbst einmal vor einem Wechsel nach Kiel, doch als im Zuge der Manipulationsaffäre dann Uwe Schwenker nicht mehr Manager war, hatte sich das Thema auch schnell erledigt. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2014)

KN: Derby-Splitter

Rückkehrer – Mit Thorsten Storm, Johan Sjöstrand und Steffen Weinhold kehren drei Zebras zurück, die bereits für die SG tätig gewesen sind. Storm führte den Verein 2004 zur bislang einzigen Meisterschaft, Sjöstrand machte Schlagzeilen, als er gleich in seinem ersten Punktspiel (32:22 gegen Göppingen) 30 Bälle parierte, und Weinhold hatte großen Anteil daran, dass die SG im Juni erstmals die Champions League gewann. „Ich hatte großen Spaß in Flensburg“, sagt Weinhold. „Aber jetzt habe ich eine neue Aufgabe, und ich kann sagen, dass es etwas Besonderes ist, hier zu spielen.“ Auslosung â€“ In der Pause lost Minister Dr. Robert Habeck in der Flens-Arena das Pokal-Viertelfinale (4. März 2015) aus. Im Topf sind mit Kiel, Flensburg, RN Löwen, Magdeburg, Göppingen, Gummersbach und Titelverteidiger Füchse Berlin sieben Teams aus den „Top acht“ der Liga. Nummer acht ist DHfK Leipzig, der Tabellenführer der 2. Liga. „Ich tippe darauf, dass Flensburg ein Heimspiel gegen Kiel bekommen wird“, sagt THW-Trainer Alfred Gislason. Atmosphäre – Auch wenn seiner Meinung nach das Verhalten der SG-Fankurve „oft weit unter der Gürtellinie ist“, freut sich Alfred Gislason auf das Derby. „Das wird ein riesiges Theater, zum Glück pfeift mit Pritschow/Pritschow ein erfahrenes Gespann. Sie werden sich nicht beeindrucken lassen.“ Gislason, der sich lobend über seinen Kollegen Ljubomir Vranjes („Er macht einen richtig guten Job“) äußert, beeindruckt im Kader des Gegners neben Torhüter Mattias Andersson und Spielmacher Thomas Mogensen besonders Holger Glandorf. „Er ist in einer überragenden Form und spielt die beste Saison seiner Karriere.“ Wechsel – Da der THW sich im mit 30:29 gewonnenen Pokal-Heimspiel gegen den TuS N-Lübbecke (KN vom 19.12.) selbst ein Bein stellte und in der dramatischen Schlussphase Aron Palmarsson nicht mehr einwechseln konnte, geht Gislason diesmal auf Nummer sicher. Sollten alle 15 Profis auch heute Abend noch einsatzfähig sein, werde er einen streichen, so dass er alle anderen einsetzen könne. Ausverkauft – 6300 Zuschauer passen in die Arena. Völlig ausgereizt war dieses Fassungsvermögen in dieser Saison noch nicht. Gegen den THW wird das der Fall sein. Seit September gibt es keine Tickets mehr. Auch das Medien-Interesse ist größer als sonst. Allein vier TV-Anstalten haben sich angemeldet. SG-Personal – Neben Jim Gottfridsson wird Johan Jakobsson ausfallen. Holger Glandorf ist damit der einzige Linkshänder im Rückraum. Ãœberhaupt hat die SG nur vier Spieler in der zweiten Reihe, Thomas Mogensen ist als Spielmacher auf sich allein gestellt. Jacob Heinl trainiert nach seiner Virusinfektion (mehrere Tage im Krankenhaus) wieder mit. „Er läuft und wird etwas spielen“, sagt Ljubomir Vranjes. „Aber keine 60 Minuten, das wäre ja ein Wunder.“ Heimbilanz – In diesem Jahr konnten die Rhein-Neckar Löwen zwei Mal die „Hölle Nord“ stürmen. Davor hatte die SG, die ihre beiden vergangenen Heimspiele gegen den THW (34:30/35:29) klar gewinnen konnte, das letzte Mal am 7. Dezember 2011 in der Liga zu Hause verloren: 27:32 gegen die Zebras. (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.12.2014)