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46:24 beim TBV Lemgo: Rekordsieg mit Wermutstropfen

Bundesliga

46:24 beim TBV Lemgo: Rekordsieg mit Wermutstropfen

Bundesliga, 31. Spieltag: 04.05.2014, So., 16.00: TBV Lemgo - THW Kiel: 24:46 (9:25)

Update #2: KN-Artikel ergänzt

Der THW Kiel hat im Meisterschaftskampf ein dickes Ausrufezeichen gesetzt: Am Sonntagnachmittag gewannen die "Zebras" ihr Spiel beim TBV Lemgo auch in der Höhe verdient mit 46:24 (25:9) und stellten damit ihren eigenen Bundesligarekord für den höchsten Auswärtssieg ein. Allerdings gab es für die Kieler auch einen großen Wermutstropfen: Kapitän Filip Jicha knickte in der 43. Spielminute um und konnte nicht weiterspielen. Erfolgreichste Torschützen vor 8.500 Zuschauern im Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westfalen) waren Marko Vujin mit 11/4 und Niclas Ekberg mit 9/1 Treffern. Beim erschreckend schwachen Gastgeber erreichte einzig der fünfmal erfolgreiche Hendrik Pekeler Normalform.

Bilderbuchstart dank Sjöstrand-Paraden

Es waren keine fünf Spielminuten im Gerry-Weber-Stadion absolviert, als TBV-Trainer Niels Pfannenschmidt erstmals die grüne Auszeitkarte auf den Zeitnehmertisch legte. Fünf Spielminuten, in denen Johan Sjöstrand dreimal grandios parierte - einmal gegen Benjamin Herth und zweimal gegen Patrick Zieker. Fünf Spielminuten, in denen den Gastgebern gegen die offensive 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha an der Spitze herzlich wenig einfallen wollte und sogar die Ex-Nationalspieler Rolf Hermann und Florian Kehrmann Ballverluste produzierten. Fünf Spielminuten, in denen die "Zebras" durch schnelles Umschalten und dank zweier Ekberg-Treffer, einem Wiencek-Gegenstoß und einem Sigurdsson-Heber sogleich ein 4:0 vorgelegt hatten.

Partie nach 13 Minuten vorentschieden

Pfannenschmidt mahnte in seiner ersten Auszeit zur Ruhe, doch erreichen konnte er seine bereits jetzt völlig verunsicherte Mannschaft offenbar nicht - wenngleich Hendrik Pekeler nach Wiederanpfiff den ersten Lemgoer Treffer erzielte. Doch der THW knüpfte weiterhin nahtlos an die starke zweite Halbzeit aus dem Hannover-Heimspiel an und zwang die Gastgeber zu weiteren Fehlern - auch dank des weiterhin starken Sjöstrand, der bei seiner nächsten Großtat einen Gegenstoß Ziekers entschärfte. Wahlweise mit Aron Palmarsson oder Jicha an der Spitze der Deckung erkämpften sich die Kieler weitere Ballgewinne, die personellen Wechsel der Lipperländer verpufften. Als der früh eingewechselte Jallouz aus dem Rückraum und Jicha per Gegenstoß auf 12:3 erhöhten, waren gerade einmal 13 Spielminuten absolviert - Pfannenschmidt nahm seine zweite Auszeit.

16 Tore Vorsprung zur Pause

Der deutsche Rekordmeister dachte aber gar nicht daran, trotz der frühen Vorentscheidung den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Ein klares Indiz dafür: Nachdem der TBV Lemgo auf eine 5:1-Deckung umgestellt hatte, ließ Alfred Gislason sofort die Partie unterbrechen, um sein Team auf die neue Situation einzustellen. Und Filip Jicha und Co. meisterten sie bravourös: Nachdem Pekeler, der alle seine fünf Treffer im ersten Durchgang erzielte, auf 6:14 "verkürzte", legte der THW noch einmal einen 8:0-Lauf hin: Der starke Vujin nutzte die relative Narrenfreiheit im Rückraum zu sechs Treffern bis zum Seitenwechsel; Jicha traf in einer Überzahlsituation, in der Lemgo den Torhüter durch einen sechsten Feldspieler ersetzte, zum 18:6 ins leere Tor; Sigurdsson tauchte im Rückraum auf, um Rene Toft Hansen den Ball zum 20:6 durchzustecken - zu diesem Zeitpunkt hatten die Kieler bereits den 14-Tore-Rückstand auf die Rhein-Neckar Löwen egalisiert. Doch die unermüdlichen "Zebras" machten bis zum Seitenwechsel weiter Druck und gingen gar mit einem 25:9 in die Kabinen - wenngleich die Gastgeber durch einen Treffer Possehls zumindest das letzte Wort hatten.

THW verschläft Start in Hälfte zwei

Als die Partie wieder angepfiffen wurde, hatten die Kieler offenbar ihre Konzentration noch in der Kabine liegen lassen. Zwar traf Palmarsson mit seinem fünften Tor zum 26:10, doch nach einem Ballverlust des isländischen Spielmachers und einem halbherzigen Wurf Vujins hatten zweimal Schneider und Kehrmann innerhalb von 90 Sekunden auf 13:26 verkürzt. Alfred Gislason nahm sofort seine Auszeit und beorderte Christian Zeitz aufs Parkett. Tatsächlich verschwand das kurzzeitig aufgebaute Selbstvertrauen bei den Gastgebern danach sehr schnell wieder, zumal Schneider nach einem Trikottest gegen Toft Hansen auf die Strafbank musste. Der THW zog im Gerry-Weber-Stadion, längst komplett in der Hand des Kieler Anhangs, noch einmal unnachahmlich das Tempo an, nutzte dabei nicht nur eiskalt jeden Ballverlust der Gastgeber aus, sondern zeigte auch im gebundenen Spiel eine Menge Spielwitz. Niclas Ekberg traf aus allen Lagen, und Filip Jicha warf zum 31:14 einmal mehr ins verwaiste Tor des TBV. Als dem Tschechen in der 42. Spielminute - Lemgo hatte zuvor gerade die letzte Auszeit genommen - ein weiterer Steal gelang, waren die Kieler beim 34:14 erstmals mit zwanzig Toren vorn.

Jicha-Verletzung trübt Party

Es hätte ein perfekter Auswärtssieg für den THW Kiel werden können, wäre da nicht die 43. Spielminute gewesen: Filip Jicha landete im Angriff nach einem Sprung auf dem Fuß Patrick Wienceks und blieb verletzt liegen. Gestützt auf Alfred Gislason und Dominik Klein humpelte der Kapitän vom Spielfeld und wurde minutenlang hinter der Kieler Bank behandelt. Zwar konnte Jicha seinen Teamkameraden auf dem Parkett nicht mehr helfen, doch auch vom Spielfeldrand aus unterstützte er Palmarsson und Co. lautstark. 

Am nächsten Sonntag kommt Flensburg

Und Jicha sah "Zebras", die dem TBV Lemgo auch in der Schlussphase überlegen waren. Zwar gelangen Nils Dresrüsse nun einige Paraden, doch dank der sicher verwandelten Vujin-Siebenmeter und dreier Glanztaten des für die letzten acht Minuten gekommenen Andreas Palicka betrug der Vorsprung beim Schlusspfiff letztlich 22 Treffer. Damit egalisierten die Kieler den Bundesligarekord für den höchsten Auswärtssieg, den sie am 10. März 2004 beim 47:25-Erfolg in Minden aufgestellt hatten. Mit breiter Brust kann sich der THW nun auf das 77. Landesderby gegen die SG Flensburg-Handewitt vorbereiten, das am nächsten Sonntag, den 11. Mai um 15.15 Uhr in der Sparkassen-Arena angepfiffen wird.