Olympia-Qualifikation in Hannover: Drei Zebras, zwei Tickets, ein Traum
Die Ausgangslage vor dem Olympia-Qualifikationsturnier in Hannover ist - zumindest aus Kieler Sicht - ein wenig pikant: Vom 14. bis 17. März kämpfen dort Deutschland, Kroatien, Österreich und Algerien um zwei Tickets zu den Olympischen Spielen 2024 im Sommer in Paris. Von den drei Zebras Rune Dahmke (Deutschland), Domagoj Duvnjak (Kroatien) und Nikola Bilyk (Österreich) werden sich also nur maximal zwei ihren großen Traum von Olympia erfüllen können.
Dahmke träumt von erster Olympia-Teilnahme
Noch nehmen es die drei Kieler allerdings mit Humor. "Wir sind alle echte Kumpels. Aber in diesem Fall bin ich ganz egoistisch: Das Wichtigste ist, dass ich zu Olympia fahre", lacht Rune Dahmke. „Wer sonst noch fährt, müssen die beiden anderen unter sich klären." Für den 30-jährigen Kieler könnte es seine erste Teilnahme an den Olympischen Spielen werden. "Ich bin zwei Mal unglaublich knapp daran vorbeigesegelt. Mit einer Teilnahme ginge ein riesiger Traum in Erfüllung, und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies vermutlich meine letzte Chance ist", sagt Dahmke.
Vorfreude bei Nikola Bilyk
Auch Nikola Bilyk träumt von seiner Premiere unter den Ringen, will mit einem euphorisierten Handball-Österreich zum ersten Mal in der Geschichte den Sprung zu den Spielen schaffen. "Eigentlich ist diese Konstellation ganz witzig, wenn ich ehrlich bin", sagt Bilyk mit Blick auf seine beiden Zebra-Konkurrenten. "Ich freue mich irrsinnig auf die Spiele gegen die Jungs. Mal schauen, wer dann am Ende mit nach Paris darf. Wir werden in erster Linie alles dafür tun, um mit Österreich die Qualifikation zu schaffen. Die anderen beiden müssen es dann untereinander ausmachen, wer uns folgt ..." Aber auch der Kieler Kapitän, der die gleiche Rolle in der rot-weiß-roten Nationalmannschaft ausfüllt, weiß um die Schwere der sportlichen Aufgabe. "Wir werden trotzdem nicht nach Hannover fahren, nur um zu schauen, was passiert. Wir werden alles reinhauen, um am Ende nach Paris zu kommen."
Österreich hofft auf Fortschreiben der jüngsten Erfolgsgeschichte
Dabei setzt die Austria auch auf den Flow aus der EHF EURO 2024. "Das wird wieder ein ganz neues Kapitel", hofft Bilyk auf ein Fortschreiben der jüngsten Erfolgsgeschichte. Noch nie zuvor waren Österreichs Handballer für Olympische Spiele qualifiziert, und auch bei Welt- und Europameisterschaften waren die Medaillenränge bislang immer außer Reichweite. Ob für die Österreicher deshalb jetzt die Partien ihres Lebens anstehen? "Ich glaube, dass es viele in der Mannschaft so sehen", sagt Bilyk. "Ob man als österreichischer Handballer je wieder eine solche Chance bekommt, um die Olympia-Qualifikation zu spielen? Das ist momentan nicht absehbar."
Duvnjak hofft auf vierte Olympia-Teilnahme
Für Domagoj Duvnjak, seit der EHF EURO 2024 Kroatiens Rekordspieler mit 249 Länderspiel-Einsätzen, hingegen wäre es seine vierte Teilnahme an Olympischen Spielen. 2012 gewann "Dule" in London die Bronzemedaille, nahm zudem 2008 in Peking sowie 2016 in Rio de Janeiro teil. "Ein weiteres Mal wäre schön", lächelt der THW-Kapitän vielsagend. Für das Qualifikations-Turnier in Hannover hat er auch schon einen - nicht ganz ernst gemeinten - Plan: "Ich möchte Rune nicht weh tun und glaube, wir spielen unentschieden gegen Deutschland", lacht er. Duvnjak, der Routinier, hat offenbar ebenfalls diebischen Spaß daran, sich mit seinen Kieler Mannschaftskameraden zu frotzeln.
Große Zuversicht bei Kroatiens Kapitän
Duvnjaks seriösere Einschätzung? "Es wird auf jeden Fall ein schweres, richtig geiles Turnier. Ich hoffe, dass Kroatien es schaffen wird. Für mich ist es dann egal, wer Zweiter wird." Der inzwischen 35-Jährige strahlt große Zuversicht aus - und eine gehörige Portion persönlicher Gelassenheit: "Ich bin zufrieden mit meiner Nationalmannschaftskarriere. Ich habe insgesamt acht Medaillen gewonnen - nur kein Gold. Das nervt mich nicht. Jedenfalls nicht mehr", lacht er einmalmehr. Bei der EHF EURO 2024 im Januar hatte Deutschland in der Hauptrunde gegen Kroatien verloren (24:30) und kam auch im Nachbarschaftsduell mit Österreich nicht über ein Unentschieden (22:22) hinaus. In der Vorrunde hatten sich auch Kroatien und Österreich unentschieden (28:28) getrennt.
Dahmke hofft auf Heimvorteil
Das allein verspricht für die anstehende Olympia-Qualifikation Hochspannung. "Wir sind auf jeden Fall gewarnt - das ist vielleicht auch ganz gut so", findet Dahmke. "Gegen beide Gegner muss in unserem Spiel vieles klappen." Damit Deutschland tatsächlich im Sommer nach Paris fährt, setzt Dahmke auch auf die Unterstützung von den Rängen: "Der Heimvorteil hat uns schon während der EURO unheimlich nach vorn gepusht. Darauf bauen wir auch in Hannover." Bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert sind bei den Männern Gastgeber Frankreich, Weltmeister Dänemark sowie als Kontinentalvertreter Argentinien, Japan, Ägypten und Schweden.
Text/Fotos: Sascha Klahn
Die Olympia-Qualifikation im Fernsehen
Das erste Spiel der DHB-Auswahl in der Olympia-Qualifikation gegen Algerien (Donnerstag, 14.März, 17:45 Uhr) wird bei Sport1 zu sehen sein.
Das ZDF überträgt am Samstag, 16. März, ab 14:20 Uhr die zweite deutsche Partie gegen Kroatien. Anwurf für die Partie ist um 14:30 Uhr, Live-Kommentator ist Gari Paubandt. Zudem kommen Moderator Florian Zschiedrich und ZDF-Experte Sven-Sören Christophersen zum Einsatz.
Die ARD überträgt am Sonntag, 17. März 2024, um 14:10 Uhr das finale Spiel der deutschen Mannschaft gegen Österreich. Alexander Bommes moderiert die Übertragung live im Ersten und in der ARD-Mediathek gemeinsam mit Experte Dominik Klein. Reporter des Spiels ist Florian Naß.
Darüber hinaus zeigt der Handball-Streamingdienst Dyn alle Partien der Olympia-Qualifikation live oder in der Konferenz: Neben den Spielen in Hannover auch die der norwegischen Nationalmannschaft gegen Portugal, Tunesien und Ungarn.