Klasse Heimstart in die Königsklasse: THW Kiel schlägt Szeged beim Dreier-Debüt
Vollauf geglückter Start in die Machineseeker EHF Champions League: Nach dem überzeugenden Sieg vom vergangenen Donnerstag in Zagreb triumphierte der THW Kiel vor 5234 Fans auch bei seiner Heimpremiere in der Wunderino Arena gegen OTP Bank - Pick Szeged. Die Zebras besiegten den starken ungarischen Vizemeister nach 60 hochklassigen Handball-Minuten mit 35:32 (16:15) Toren und ist in der Gruppe A der Königsklasse mit 4:0 Punkten vorne mit dabei. Der Abend des Dreier-Debüts, neben den beiden Langzeit-Verletzten Sven Ehrig und Hendrik Pekeler feierte auch Neuzugang Samir Bellahcene sein erstes Saisonspiel im THW-trikot, war ein schweres Stück Arbeit gegen die körperlich extrem kompakte Mannschaft um Spielmacher Dean Bombac. Letztlich setzten sich die Kieler mit ihrem technisch versierteren und schnellen Spiel verdient durch. Bester Torschütze in den neuen leuchtend weißen Trikots mit goldener Aufschrift war Niclas Ekberg, der 7/2 Mal ins ungarische Netz traf. Für die Gäste war Mario Sostaric bester Torschütze: Picks Rechtsaußen traf achtmal für seine Farben.
Pekelers Comeback mit drei Toren
Das Beste vorweg: Nach fast einem Jahr Verletzungspause feierte Sven Ehrig (Kreuzband) sein Comeback im THW-Trikot, und auch Hendrik Pekeler (Fersen-OP) konnte nach 103 Tagen endlich wieder für die Zebras auflaufen. Die Rückkehr der beiden wurde mit großem Jubel von den Rängen gefeiert. Trainer Filip Jicha beließ es nicht beim Bankdrücken für die beiden "Neuen". Er brachte Hendrik Pekeler in der 18. Minute, der sich wenig später mit seinem spektakulären Dreher bedankte, insgesamt dreimal für die Zebras traf und lange Zeit auch in der Abwehr an der Seite von Patrick Wiencek und Petter Överby seinen Mann stand. Der 32-Jährige freute sich über seine Rückkehr ins Team, spielte, als wäre er nie weggewesen. "Ich bin dosiert zu Spielanteilen gekommen", sagte Pekeler, "habe mich dabei sehr wohl gefühlt." Und seine Meinung zum Spiel? In der ersten Halbzeit hätte die Mannschaft viele Chancen ausgelassen“, so "Peke", "aber wir haben gut gespielt. In der zweiten Halbzeit waren wir vor dem Tor dann konzentrierter, haben die Chancen reingemacht. Irgendwann sind wir dann auf sechs Tore davongezogen, das war die Vorentscheidung."
Sven Ehrigs erstes Profi-Spiel nach 363 Tagen
Eine erfolgreiche Rückkehr feierte auch Sven Ehrig: Kiels Rechtsaußen kam nach 20 Minuten und war in der 25. Minute zur Stelle, traf zum 14:13. Premiere auf dem Wunderino Parkett feierte Samir Bellahcene. Der Franzose, kurzfristig aus Dünkirchen geholt, rückte in der 20. Minute zwischen die THW-Pfosten, löste den bis dahin glücklosen Tomas Mrkva ab und jubelte wenig später über seine erste Glanzparade für die Kieler gegen Pick-Regisseur Dean Bombac. In der zweiten Halbzeit löste der französische Nationalspieler Tomas Mrkva, der mit einem gehaltenen Siebenmeter einen Klasse-Start in Durchgang zwei hatte, nach 47 Minuten ab, wurde in der Schlussphase zum echten Rückhalt seiner neuen Mannschaft und von den Fans gefeiert. Insgesamt fünf Bälle hielt Bellacene auf, zeigte, dass die Zebras auf der Torhüterposition mit ihm und Tomas Mrkva über ein bärenstarkes Duo verfügen.
Guter Kieler Start
Einen Start nach Maß hatte wieder einmal Eric Johansson, der das gekonnte Zuspiel von Elias Ellefsen á Skipagötu an Pick-Torhüterlegende Roland Mikler vorbei in die Gäste-Maschen drosch. Bombac glich postwendend aus, aber Niclas Ekberg per Siebenmeter und á Skipagötu mit furiosem Unterarmwurf durch die Abwehrbeine brachten die Zebras auf 3:1 nach vorn. Für Minuten rückte dann Szegeds Torhüterlegende Mikler in den Mittelpunkt, war im Duell eins gegen eins gegen Ekberg, Johansson, á Skipagötu oder Rune Dahmke siegreich. Mikler hielt sein Team in der ersten Halbzeit nahezu allein auf Augenhöhe. Sostaric glich folgerichtig nach 14 Minuten per Strafwurf zum 6:6 aus.
Knappe Pausenführung
Die Kieler hatten zwar weiterhin knapp die Nase vorn, zeigten vor dem gegnerischen Tor aber Nerven. Deshalb konnten sie sich nicht absetzen. In der 23. Minute gingen die Ungarn durch Miguel Martins gar erstmals selbst in Front, führten 13:12. Doch die Kieler hatten Antworten: In der Schlussphase der ersten Halbzeit vor allem durch Neuzugang Eduardo Gurbindo. Kiels spanischer Linkshänder traf dreimal, zeigte, dass er auch in der Abwehr eine großartige Alternative ist. Elias Ellefsen á Skipagötu sorgte schließlich mit gekonnter Solo-Einlage für den 16:15-Halbzeitstand, Rune Dahmke ließ einen höheren Vorsprung frei vor Mikler aus, scheiterte an der Torlatte.
Hin und her mit besserem Kieler Ende
Nach Mrkvas Siebenmeter-Ausrufezeichen, mit dem er den folgenden Tempogegenstoß von Petter Överby einleitete, eröffnete den zweiten Durchgang. Die Kieler standen jetzt besser in der Abwehr, stopften die Lücken auf schnellen Beinen, übten mehr Druck auf die Rückraumspieler der Ungarn aus. Als Patrick Wiencek sein erstes Tor nach glänzendem Anspiel von Harald Reinkind nach erfolreicher Pirouette erzielte, führte der THW erstmals in dieser Partie mit drei Toren: Nach 39 Minuten leuchtete auf dem Videowürfel das 21:18 auf. Pick Szeged blieb dennoch in der Partie. Vor allem, weil Weltklasse-Kreisläufer Banhidi den Zebras das eine oder andere Mal entwischte. Banhidi war es auch, der in der 46. Minute auf 23:24 verkürzte. Harald Reinkind traf zum 25:23, doch Sostaric brachte Pick erneut heran. Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und zweimal Harald Reinkind sorgten dann für den Kieler 4:1-Lauf zum 29:25. Und als die Gäste nach hässlichem Schlag von Banhidi gegen Eric Johansson in doppelter Unterzahl waren, zogen die Kieler durch die Tore von Nikola Bilyk und dem Doppelschlag von Niclas Ekberg auf 32:26 davon. In der 54. Minute war eine gewisse Vorentscheidung gefallen. Die Gäste verkürzten nach THW-Fehlern im Angriff zwar noch einmal auf 28:32. Aber als Patrick Wiencek in der 58. Minute per Doppelschlag auf 34:28 erhöhte, war die Partie tatsächlich entschieden. Der Jubel auf dem Parkett und Rängen gleichermaßen groß.
Jetzt steht eine Doppelpack-Reise an
Die Zebras haben erneut ein spielfreies Wochenende vor sich, bevor es für sie auf die bisher längste Reise der Saison geht – und das nicht nur aufgrund der Entfernung: Am Dienstag fliegen sie in den Süden Nordmazedoniens, wo am Mittwochabend um 18:45 Uhr das erste Spiel überhaupt gegen den HC Eurofarm Pelister auf dem Königsklassen-Programm steht. Dyn und DAZN übertragen die Partie in der "Hölle von Bitola" live. Nach der Partie reisen die Kieler aber nicht zurück an die Förde, sondern machen sich direkt von dort auf zum LIQUI MOLY HBL-Kracher beim SC Magdeburg, der bereits am Samstag um 19 Uhr angepfiffen und von Dyn live gezeigt wird. Am 3. Oktober, dem Feiertag zur Deutschen Einheit, empfängt der THW Kiel dann die HSG Wetzlar zum K.o.-Spiel im DHB-Pokal. Karten für die Begegnung, die um 15 Uhr angepfiffen wird, gibt es bei CITTI, in der THW-FANWELT und online unter www.thw-tickets.de. Weiter geht’s aber erst einmal in Bitola, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
Machineseeker EHF Champions League, 2. Spieltag: THW Kiel – OTP Bank – Pick Szeged 35:32 (16:15)
THW Kiel: Mrkva (1.-19., 31.-47., 5/1 Paraden), Bellahcene (19.-30, 47.-60., 5 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak, Reinkind (6), Landin (1), Øverby (2), Wiencek (4), Ekberg 7/4), Johansson (3), Dahmke, Gurbindo (3), Wallinius, Bilyk (1), Pekeler (3), á Skipagøtu (4); Trainer: Jicha
OTP Bank – Pick Szeged: Imsgard (39.-53., 2 Paraden), Mikler (1.-39., 53.-60., 13 Paraden), Nagy (n.e.); Stepancic (2), Bodö, Martins (2), Jelinic, Gaber (2), Sostaric (8/1), Frimmel (1/1), Banhidi (7), Kalarash (1), Garcianda (3), Bombac (2), Mackovsek (4), Szilagyi; Trainer: Karpati
Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (SLO)
Siebenmeter: THW: 4/4/ Szeged: 3/2 (Mrkva hält Sostaric (31.))
Zeitstrafen: THW: 4 (Landin (31.), Wiencek (40.), á Skipagøtu (45.), Pekeler (50.)) / Szeged: 5 (2x Banhidi (11., 53.), 2x Gaber (18., 52.), Kalarash (28.))
Spielfilm: 1. Hz.: 1:1 (3.), 3:1 (6.), 5:3, 6:4 (11.), 6:6 (13.), 10:10 (20.), 12:11 (21.), 12:13 (23.), 15:14 (26.), 16:15;
2. Hz.: 17:15, 19:18 (35.), 21:18 (38.), 24:21 (43.), 25:24 (47.), 27:25, 29:25 (52.), 32:26 (54.), 33:28 (57.), 35:30 (59.), 35:32.
Zuschauer: 5234 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden damit, wie wir in diesem intensiven Champions-League-Spiel aufgetreten sind. In der ersten Halbzeit haben wir viele Dinge sehr gut gemacht, aber Mikler war da. Er hat 5 bis 6 große Chancen gerettet. Das hat uns gezeigt, dass wir in diesem Spiel geduldig sein müssen. Und diese Geduld haben wir bewiesen. In der zweiten Halbzeit waren wir in der Abwehr offensiver und wollten Szeged damit unter Druck setzen. Und wir haben das gegen diese Weltklasse-Spieler gut gelöst. Insgesamt bin ich heute besonders glücklich über drei Dinge: Erstens den Sieg in diesem wichtigen Spiel, zweitens, dass wir unseren lange Zeit verletzten Spielern Sven Ehrig und Hendrik Pekeler einen herzlichen Empfang geben konnten und drittens, dass Samir in seinem ersten Spiel einige Bälle halten konnte.
Szegeds Trainer Krisztian Karpati: Glückwunsch an Filip und sein Team, die sehr gut gespielt haben und besser waren als wir. Für uns ist es eine verrückte Situation: Wir haben sieben neue Spieler und ein neues Umfeld, und es ist sehr schwierig, die Dinge zusammenzufügen. Ich denke, wir brauchen mehr Zeit zum Üben. Trotzdem haben wir in der ersten Halbzeit sehr gut gespielt, in der zweiten Halbzeit haben wir im Angriff zu viele Bälle verloren, so dass Kiel schnelle und einfache Tore erzielen konnte.
Szegeds Mittelmann Miguel Martins: In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut gespielt, unser Torhüter hat viel gerettet, so dass wir leicht Tore erzielen konnten: Es war fast perfekt. In der zweiten Halbzeit haben wir die Konzentration verloren und leichte Fehler gemacht, so dass Kiel leichte Tore erzielen konnte. Aber wir werden von Spiel zu Spiel besser. Und wir haben heute gezeigt, dass wir gegen Kiel in Kiel bestehen können.
THW-Torhüter Samir Bellahcene: Es war ein perfekter Start für mich in Kiel mit diesem Sieg in einem großen Spiel gegen einen tollen Gegner. Ich muss zugeben, dass ich heute Morgen ein bisschen Druck verspürt habe, weil ich wusste, dass es mein erstes Champions-League-Spiel mit dem THW Kiel sein wird. Aber Filip hat mir gesagt, dass das meine einzige Aufgabe ist, um der Mannschaft zu helfen. Ich werde weiter daran arbeiten, meiner Mannschaft zu helfen.
THW-Kreisläufer Hendrik Pekeler: Es war ein gelungenes Debüt für ich persönlich, genauso aber auch für Sven und Samir, der heute sein erstes Spiel für den THW Kiel gemacht hat. Ich war jetzt drei Monate raus und bin froh, mein Debüt zu Hause machen zu können. Beim letzten Mal nach dem Achillessehnen-Riss habe ich in Erlangen mein erstes Spiel gemacht, natürlich war es jetzt schöner, vor den eigenen Fans auflaufen zu können. Es war ein ausgeglichenes Spiel, in dem wir uns in der zweiten Halbzeit absetzen konnten. Hinten raus ist das Ergebnis mit drei Toren Unterschied ein wenig schmeichelhaft für Szeged, das hätten wir besser zu Ende spielen sollen.