Packendes Spiel gegen den SCM: Der THW Kiel gewinnt zum zwölften Mal den Pixum Super Cup
Der DHB-Pokalsieger THW Kiel feiert bereits einen Tag vor dem Start der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga seinen ersten Saison-Titelgewinn: Die Zebras hatten in einer packenden Partie gegen Meister SC Magdeburg im Pixum Super Cup den längeren Atem und setzten sich am Mittwochabend im Düsseldorfer PSD Bank Dome vor 5900 Zuschauer mit 36:33 (16:16) Toren durch. Bester Werfer auf Kieler Seite war Nikola Bilyk, großen Anteil am Erfolg hatten auch die Kapitäne Patrick Wiencek (7 Treffer) und Niklas Landin, der nach seinen 13 Paraden zum besten Spieler der Partie gewählt wurde.
Mrkva hält den Sieg fest
Der Sieg der Kieler in diesem Prestigeduell war der zwölfte Triumph des Rekordsiegers in diesem Wettbewerb, Trainer Filip Jicha sicherte sich nach 2020 und 2021 den dritten Sieg in Folge, strahlte übers ganze Gesicht, hatte er doch auch mit seiner Einwechslung kurz vor dem Abpfiff großen Anteil am Erfolg: Beim Stand von 34:32 entschied das Schiedsrichterinnen-Gespann Kuttler/Merz auf Siebenmeter gegen die Kieler. Jicha beorderte Neuzugang Tomas Mrkva für den bis dahin überragenden Niklas Landin zwischen die Pfosten, Kiels Torhüter-Neuzugang fuhr sein linkes Bein gegen den flachen Wurf des bis dahin unfehlbaren Magdeburger Schützen Omar Ingi Magnusson blitzschnell aus, hielt den Ball und sicherte seinem neuen Team mit seiner Rettungstat endgültig den verdienten Erfolg in dieser für diesen frühen Saisonzeitpunkt spektakulären Begegnung der beiden aktuell wohl besten deutschen Handball-Mannschaften.
Kieler zünden Offensiv-Feuerwerk
Der SC Magdeburg scheint den Kielern zu liegen: Mittlerweile zum dritten Mal in Folge besiegten die Zebras den amtierenden Deutschen Meister. Die Kieler starteten im Düsseldorfer Dome mit einem Offensiv-Feuerwerk und lagen nach zwölf Minuten und dem Treffer von Linkshänder Steffen Weinhold ins leere SCM-Tor mit 8:3 Toren vorn. Grund genug für Trainer Wiegert, früh seine erste Auszeit zu nehmen, erstmals den neuen Buzzer zu betätigen, der künftig die Grüne Karte in der Bundesliga ablöst. Bei den Kielern hatte bis zu diesem Zeitpunkt vor allem Neuzugang Eric Johansson geglänzt. Der 22-jährige Schwede, der auf der Position des voraussichtlich bis 2023 verletzten Sander Sagosen auf der Königsposition Halblinks die Fäden zieht, war glänzender Anspieler und Torschütze zugleich, von der Magdeburger Defensive nie in der Griff zu bekommen. Zwei gelungene Pässe auf den nach seiner Bauchmuskelzerrung wieder einsatzfähigen und sehr agilen Patrick Wiencek, einer auf Rune Dahmke, dazu sein eigener Treffer zum 4:2 waren ein wesentlicher Faktor für Kiels überragenden Start in die Partie. Das erste Saisontor zum 1:0 erzielte Nikola Bilyk, der ebenfalls zum ständigen Gefahrenherd für den SCM avancierte, Niclas Ekberg verwandelte seinen Siebenmeter zum 2:1, und weil Niklas Landin Magdeburgs Angreifern, allen voran Matthias Musche, früh den Schneid abkaufte, rauschte der THW-Express zunächst davon.
SCM kommt zurück
Bis zur 20. Minute hatten die Zebras Spiel und Gegner fest im Griff, Rune Dahmke war in der 19. Minute mit sehenswertem Treffer von Linksaußen beim 12:7 für die erneute Fünf-Tore-Führung verantwortlich. Doch der neue Deutsche Meister besann sich langsam auf seine Qualitäten, setzte die Kieler mit seinem gefürchteten Tempospiel mehr und mehr unter Druck. Torhüter Portner steigerte sich, Musche und Hornke trafen zum 9:12, Hornke in der 22. Minute zum 11:13 - Kiels Vorsprung schmolz wie Butter in der Sonne. Als dann Karl Wallinius, gerade eingewechselt, nach einem unglücklichen Abwehrversuch gegen SCM-Star Gisli Kristjansson eine harte rote Karte kassierte, kam Sand ins Kieler Spielgetriebe. Magnussen, Weber und Smits waren zur Stelle, sorgten in der 28. Minute mit einem Dreierlauf für das 14:14, Smits brachte den SCM wenige Sekunden später mit dem 15:14 erstmals in Führung, Patrick Wiencek glich aus, und als Niclas Ekberg wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff einen raffinierten Dreher an Portner vorbeizirkelte, stand das 16:16-Pausen-Remis fest.
Dramatische Schlussphase mit Kieler Happyend
Nikola Bilyk, nach einem Foul in der ersten Halbzeit etwas angeschlagen, war dann erneut zur Stelle, um den Torreigen der zweiten Hälfte zu eröffnen: Der Österreicher traf zum 17:16, und in der Folgezeit ging es stets hin und her. Meistens hatten die Kieler knapp ihre Nase vorn. Das lag vor allem an Nikola Bilyk, der trotz eines schmerzhaften Sturzes auf die Hüfte immer zur Stelle war, wenn die Kieler in Not gerieten. Weil auch Niklas Landin weiter zwischen den Kieler Pfosten glänzte, insgesamt 13 Paraden zum Sieg beisteuerte, nahm Kiel das Heft wieder in die Hand. Eric Johansson traf nach 44 Minuten zum 24:22 und Miha Zarabec brachte seine Farben in der 49. Minute beim 27:24 wieder mit drei Toren in Front. Magdeburg aber kam noch einmal zurück, egalisierte in der 54. Minute durch Magnussens Siebenmeter zum 29:29. Doch ausgerechnet Magdeburgs isländischer Ideengeber und Haupttorschütze unterlief beim Stand von 33:32 für den THW ein folgenschwerer Patzer: Niclas Ekberg sprintete in den Fehlpass, bediente Steffen Weinhold - und Kiels Linkshänder vollendete zwei Minuten vor dem Abpfiff zum 34:32. Der Rest ist bekannt und endete im Freudentanz der Kieler Zebras.
Sonntag startet der THW Kiel mit einem Heimspiel in die Saison
Ab Sonntag gilt es dann richtig: Dann startet der THW Kiel mit einem Heimspiel in die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga. Zu Gast ist ab 16:05 Uhr der TVB Stuttgart, der im Sommer nicht nur mit der Verpflichtung von Nationaltorhüter Silvio Heinevetter für Aufsehen gesorgt hat. Vielmehr haben die Schwaben unter Trainer Roi Sanchez ordentlich investiert, um in diesem Jahr mindestens auf Platz zwölf einzulaufen und die Großen der Liga zu ärgern. Für das Spiel gibt es noch Tickets in nahezu allen Kategorien in der THW-FANWELT und unter www.thw-tickets.de. Die THW-FANWELT wird als Tageskasse am Sonntag ab 13 Uhr geöffnet sein: Auf geht’s zum Ligastart in die Wunderino Arena, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
Pixum Super Cup: SC Magdeburg - THW Kiel: 33:36 (16:16)
SC Magdeburg: Jensen (44.-60., 1 Parade), Portner (1.-44., 7 Paraden); Meister, Chrapkowski, Musche (2), Kristjansson (2), Pettersson (4), Magnusson (7/4), Hornke (4), Weber (3), Mertens (3), Saugstrup (4), O'Sullivan (1), Bezjak, Smits (3); Trainer: Wiegert
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 13 Paraden), Mrkva (2 Siebenmeter, 1/1 Paraden); Ehrig (n.e.), Duvnjak (1), Reinkind, M. Landin (2), Øverby (3), Weinhold (4), Wiencek (7), Ekberg (5/2), Johansson (3), Dahmke (3), Zarabec (1), Schwormstede (n.e.), Wallinius, Bilyk (8); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Kuttler/ Merz
Zeitstrafen: SCM: 2 (Saugstrup (6.), Bankstrafe (40.)) / THW: 3 (Dahmke (8.), 2x M. Landin (20., 56.))
Disqualifikation: Wallinius (grobes Foulspiel (23.))
Siebenmeter: SCM: 5/4 (Mrkva hält Magnusson (59.)) / THW: 2/2
Spielfilm: 0:1, 1:3 (4.), 2:5 (8.), 3:8 (12.), 5:8 (12.), 7:10, 7:12 (19.), 9:12, 11:14 (23.), 15:14 (29.), 16:16;
16:17, 18:18, 18:20 (37.), 20:20, 22:21 (42.), 22:24 (44.), 24:25, 24:27 (49.), 25:28 27:28 (52.), 29:29 (54.), 32:32 (57.), 32:35 (59.), 33:36
Zuschauer: 5900 (PSD Bank Dome, Düsseldorf)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich möchte mich bei meiner Mannschaft bedanken, sie hat ein qualitativ gutes Spiel geliefert. Morgen gibt es trainingsfrei, ab Freitag werden wir weiter an uns arbeiten. Ich möchte mich aber auch beim SCM bedanken, das Spiel hätte zwei Sieger verdient gehabt. Denn es hätte zu jeder Zeit zu beiden Seiten kippen können. Ich bin jetzt froh, dass die Saison endlich los geht und freue mich auf eine Spielzeit, die Höhen und Tiefen bereithalten wird. Noch einmal: Glückwunsch an mein Team.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi: Den Glückwunsch möchte ich auch an das Trainersteam richten. Es war ein tolles Spiel, das so nicht so zu erwarten war am Anfang der Saison. Ein sehr spannendes Spiel. Ich hoffe, dass wir den Schwung mitnehmen können. Erfolgserlebnisse helfen, gut in eine lange, spannende Saison zu kommen. Es war eine tolle Stimmung, ein tolles Spiel - insgesamt ein toller Pixum Super Cup.
SCM-Trainer Bennet Wiegert: Dass der THW Kiel zum dritten Mal in Folge den Super Cup gewonnen hat, ist Wahnsinn. Schließlich muss man jedes Mal vorher etwas gewonnen haben. um hier dabei sein zu dürfen - großer Respekt an den THW Kiel! Wir hätten gerne gewonnen, haben alles investiert, aber zurecht verloren, weil wir zu viele Fehler gemacht haben und zu oft an einem sehr guten Niklas Landin gescheitert sind. Zum Schluss muss man zubeißen, wenn man die Chance gegen den THW bekommt. Wir haben morgen kein frei.
LIQUI MOLY HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: Ich möchte beide Teams zu einem großartigen Spiel beglückwünschen: Heute ging es um den ersten Titel der Saison, keine der Mannschaften wollten verlieren. Von der Zuschauerresonanz hätten wir uns mehr versprochen, eigentlich hätte so ein Spiel mehr Zuschauer verdient gehabt als 5900.
THW-Linksaußen Magnus Landin: Der Prestigefaktor heute war hoch. Es ist der erste Titel der Saison, und wir wollen gegen Magdeburg immer gewinnen. Zudem wollten wir ein Ausrufezeichen vor dem Saisonstart setzen. Kleinigkeiten wie einige gute Paraden und Abwehraktionen haben das Spiel entschieden.
THW-Toptorschütze Nikola Bilyk: Wir sind ein Team. Da ist es egal, wer die Tore macht. Wir wollen zusammen Titel gewinnen. Ich freue mich, dass Eric Johansson und Karl Wallinius da sind, da sie gute Handballer und tolle Menschen sind. Sie werden uns noch viel Freude bereiten. Nach einer so langen Pause, erinnert man sich auf dem Feld wieder daran, wie viel Spaß Handball macht. Ich freue mich irrsinnig auf die Liga, das wird ein unglaubliches Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Vorfreude ist riesig.