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THW Kiel rückt auf Platz zwei vor: Handball-Gala im Heimspiel gegen Montpellier HB

Champions League

THW Kiel rückt auf Platz zwei vor: Handball-Gala im Heimspiel gegen Montpellier HB

Handball-Gala und Torefestival vor einer begeisterten Kulisse: Nach seinem Auswärts-Marathon mit fünf Siegen in Folge glänzte der THW Kiel am Mittwochabend in der Wunderino Arena auch bei seiner Heim-Premiere im Jahr 2022 und belohnte sich im drittletzten Gruppenspiel der EHF Champions League für eine großartige Leistung mit dem 35:26 (19:13)-Erfolg über Frankreichs Rekord-Titelträger Montpellier HB. Damit revanchierten sich die Zebras nicht nur für die bittere 30:37-Hinspiel-Niederlage in der Gruppe A , sondern rückten zugleich an den Franzosen vorbei auf Tabellenplatz zwei vor. Die Zebras stellten Montpellier vor 3435 Zuschauern eine bärenstarke Abwehr mit dem überragenden Niklas Landin im Tor entgegen und hatten mit Steffen Weinhold (5) ihren besten Torschützen. Für die Südfranzosen war Hugo Descat am erfolgreichsten, der französische Nationalspieler traf sechsmal.

Direkte Viertelfinal-Qualifikation in den eigenen Händen

Durch diesen Triumph haben es die Kieler in den letzten beiden Partien der Gruppenphase, auswärts am kommenden Donnerstag in Zagreb und am 10. März im Vorrunden-Finale gegen den HC Meshkov Brest (Tickets) selbst in ihren Händen, sich direkt für das Viertelfinale zu qualifizieren. Außerdem gewannen sie den direkten Vergleich gegen Montpellier, der bei Punktgleichheit am Ende für den Einzug in die Ko-Runde entscheiden könnte. "Wir sind in Deutschland siegfähig", hatte Patrice Canayer vor der Partie gesagt, doch die französische Trainerlegende irrte sich gewaltig.

THW Kiel erstmals in 2022 mit komplettem Kader

Bärenstarkes Zebra: Steffen Weinhold war bester Kieler Torschütze

Nur 3425 Zuschauer hatten wegen der Pandemie Zutritt zum Spitzenspiel der beiden Gruppenfavoriten, sie machten allerdings Krach für 10 000. Trainer Filip Jicha konnte erstmals nach der EM-Pause auf seinen kompletten Kader zugreifen, auch Dario Quenstedt nahm nach seiner Corona-Infektion Platz auf der THW-Bank. Neben Co-Trainer Christian Sprenger übrigens, der Corona ebenfalls überstanden hat. Quenstedt durfte dann mit ansehen, wie Torhüterkollege Niklas Landin von der ersten Minute an zum starken Rückhalt der grandiosen Kieler Abwehr wurde, die Franzosen bissen sich an dem weißen Bollwerk mit dem roten Hintermann schlicht die Zähne aus. Und Kiels Angriff lief ebenfalls auf Hochtouren. Sander Sagosen traf nach 45 Sekunden zum 1:0, Patrick Wiencek wenig später zum 2:0. Bataille verkürzte, doch nach dem Doppelschlag von Steffen Weinhold, der zweimal Kopf und Kragen riskierte, sich durch die beinharte französische Abwehr tankte, stand's schnell 4:1 - und das, obwohl Marin Sego im MHB-Tor anfangs ebenfalls oft zum Spielverderber avancierte.

Kiel kämpft und hat richtig viel Spaß

Ein Spaziergang war es nicht gegen eine zupackende MHB-Abwehr

Die Gäste hielten den Abstand bis zur 15. Minute auf zwei, drei Tore, mit seiner ersten Aktion im Spiel erhöhte Harald Reinkind dann in der 16. Minute auf 9:5. Ein Kracher direkt unter die Latte, Torhüter Sego dürfte nur einen Windhauch gespürt haben. Kurios dann der Treffer von Hendrik Pekeler zum 10:6. Sander Sagosen war zu Fall gebracht worden, brachte den Ball im Liegen irgendwie zu seinem Kreisläufer. Die Kieler kämpften, hatten Spaß und glänzten mit Spielfreude. So, als wiederum Sander Sagosen Patrick Wiencek in der 19. Minute überragend in Szene setzte, Kiels Kreisläufer veredelte das Anspiel zum 12:8. Und die Zebras galoppierten weiter. Niclas Ekberg verwandelte seine Siebenmeter gewohnt sicher, Domagoj Duvnjak nervte Montpelliers Angreifer als Speerspitze der zwischenzeitlichen 3:2:1-Defensive, traf zudem bei Unterzahl der Franzosen ins leere Tor. Und immer wieder Niklas Landin: Acht Paraden stellte der Däne Montpelliers Angreifern in der ersten Halbzeit entgegen, sieben ließ er in der zweiten Hälfte folgen. Die Kieler Offensive dankte es ihrem Schlussmann mit Toren. Miha Zarabec trug sich mit einem Unterarmwurf in die Liste ein, Niclas Ekberg verwandelte den Tempogegenstoß in der 30. Minute unter dem Jubel der Fans zum 19:12, ehe Montpelliers Bataille zum Halbzeitstand traf.

Zebras erzwingen frühe Vorentscheidung

Spielfreude pur auf der Rückraum-Mitte: Nikola Bilyk

Aus der Kabine kamen nur die Zebras hellwach zurück, schockten den Gegner gleich zu Beginn der zweiten 30 Minuten mit dem 3:0-Lauf durch Magnus Landin, Steffen Weinhold und Patrick Wiencek. Vier Minuten nach dem Seitenwechsel lagen die Zebras mit 22:13 vorn, hatten eine frühe Vorentscheidung gegen das ob der Kieler Stärke immer ratloser agierende französische Team herausgeworfen. Montpelliers Coach Canayer ordnete Manndeckung gegen Sander Sagosen an, doch die Kieler brachte an diesem Abend nichts aus der Ruhe. Nikola Bilyk war zur Stelle, als Regisseur und auch als Torschütze, Steffen Weinhold hielt die MHB-Abwehr weiter in Atem, Pavel Horak blockte sich in einen Rausch, und als Sven Ehrig, frisch von der Bank gekommen, in der 42. Minute zum 27:17 traf, lagen die Kieler erstmals zehn Tore vorn. Der französische Rekordmeister war entzaubert.

Gala mit Ausrufezeichen

Filip Jicha ließ jetzt auch Youngster Leon Ciudad von der Leine. Der 20-jährige Kreisläufer bedankte sich in zehn Minuten mit drei blitzsauberen Toren, erzielte die Treffer zum 32:20, nach großartigem Anspiel von Reinkind zum 33:23 und schließlich den letzten Kieler Treffer in der 60. Minute zum 35:25. Es war der schwarz-weiße Schlusspunkt hinter einer Gala, die den Fans irrsinnigen Spaß machte und mit dem die Zebras ein deutliches Ausrufezeichen hinter ihren Willen, einen der ersten beiden Plätze zu erreichen, setzten.

Sonntagnachmittag erstes Bundesliga-Heimspiel gegen Erlangen

Für die Kieler gehen die sogenannten englischen Wochen immer weiter: Bereits am Sonntag sind sie gegen die kampfstarke Mannschaft des HC Erlangen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gefordert. Aufgrund der in der Corona-Landesverordnung für die Wunderino Arena festgelegten maximalen Zuschauerzahl von 3435 musste der THW Kiel für diese Partie alle Dauerkarten stornieren. Es gibt für die Begegnung am Sonntag, Anpfiff ist zur familienfreundlichen Zeit um 16 Uhr, aber unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT noch Karten in allen Kategorien im freien Vorverkauf! Die Zebras, die sich riesig auf das Wiedersehen mit ihren Fans freuen, setzen im siebten Spiel in 21 Tagen also auch auf ihre Heim-Kulisse: Weiter geht’s am Sonntag in der Wunderino Arena, Kiel!

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn

EHF Champions League, 12. Spieltag: THW Kiel – Montpellier HB: 35:26 (19:13)

THW Kiel: N. Landin (1.-60., 15 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig (2), Duvnjak (1), Sagosen (2), Reinkind (4), M. Landin (1), Weinhold (5), Wiencek (4), Ekberg (4/3), Ciudad (3), Dahmke, Zarabec (2), Horak, Bilyk (3), Pekeler (4); Trainer: Jicha
Montpellier HB: Sego (1.-30., 8 Paraden), Bolzinger (31.-45. Und 1 Siebenmeter, 1 Parade), Bonnefoi (45.-60., 3 Paraden); Berthier, Villeminot (2), Gudmundsson, Descat (6/1), Bos (3), Bataille (4), Panic (2), A. Lenne (2), Puigsegur, Dubois, Porte (2), Y. Lenne (4), Nacinovic (1); Trainer: Canayer

Schiedsrichter: Bojan Lah / David Sok (SLO)
Zeitstrafen: THW: 3 (Wiencek (35.), Weinhold (40.), Horak (54.)) / MHB: 1 (Nacinovic (20.))
Siebenmeter: THW: 3/3 / MHB: 1/1
Spielfilm: 2:0 (2.), 4:1 (6.), 6:3, 7:5 (13.), 9:5 (15.), 12:8 (18.), 14:9 (21.), 16:10 (26.), 19:12 (30.), 19:13;
22:13 (34.), 25:16 (39.), 27:17 (42.), 27:19, 31:20 (51.), 32:23 (56.), 34:24 (58.), 35:26
Zuschauer: 3435 (ausverkauft) (Wunderino Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und der Leistung meiner Jungs. Wenn man bedenkt, dass wir alle drei Tage spielen, war selbst ich überrascht, wieviel Energie noch in den Jungs steckte. Montpellier hat unglaublich schnell gespielt und uns vor immer neue Herausforderungen gestellt. Wir hatten eine gute Wurfquote in der ersten Halbzeit und haben uns dann aber nochmals steigern können. Aber viel Zeit, den Moment zu genießen, haben wir nicht: Morgen starten wir mit der Vorbereitung auf das wichtige Heimspiel am Sonntag gegen den HC Erlangen.

MHB-Trainer Patrice Canayer: Es war für uns genauso schwierig wie wir es erwartet hatten. Nach der internationalen Pause im Januar hat meine Mannschaft mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen. Aber ich war sehr angetan davon, wie meine Spieler bis zum Schluss um jedes Tor gekämpft haben. Aber angesichts der Kieler Stärke und unseren Schwierigkeiten war dieses Ergebnis fast logisch.

MHB-Rückraumspieler Julien Bos: Kiel hat perfekt gespielt und verdient auch in dieser Höhe gewonnen. Verglichen mit dem THW Kiel, haben wir vielleicht nicht genauso gekämpft wie die Kieler und vielleicht auch nichts genauso viel in dieses Match investiert.

THW-Kapitän Niklas Landin: Ich bin sehr glücklich über diesen Abend, der so viel mehr Spaß gemacht hat als beim Hinspiel. Meine Mitspieler haben auf einem sehr hohen Level abgeliefert. Aber es war erst das erste von drei Endspielen, zwei weitere folgen noch. Den ersten Schritt in Richtung unseres Ziels haben wir aber sehr souverän gemacht.