KN: Frechheit siegt
Deutschland trifft mit zwei neuen Spielern auf Dänemark
Häfner, gewitzter Linkshänder aus Hannover, und Kühn, robuster Shooter aus Gummersbach, haben den Altersschnitt des Teams noch einmal gedrückt: von 24,9 auf 24,6. Jugendliche Frechheit soll heute gegen die mega-hyper-über-favorisierten Dänen siegen. "Die Jungs haben keine Angst, sie haben Spaß an der Situation", sagt DHB-Vize Bob Hanning. "Die beiden Neuen haben eben nicht fünf Spiele in den Knochen", betont Steffen Weinhold. Der Kieler Nationalmannschaftskapitän und tragische Held des Russland-Triumphes bleibt schwarz-rot-goldenes Kraftzentrum - trotz des Muskelbündelrisses, der das EM-Aus bedeutete. Weinhold bleibt Anführer. Ein stiller. Ruhig sagt er: "Ich bin fest davon überzeugt, dass es ein super Spiel wird." Oder: "Auch Julius Kühn und Kai Häfner brauchen sich nicht zu verstecken. Sie sollen mit Mut und Selbstvertrauen in die Partie gehen. Das werde ich ihnen mit auf den Weg geben." Eine Nationalmannschaft ohne Weinhold? An diesem Dienstag nicht denkbar. Am Mittwoch auch nicht. Am Abend sitzt der 29-Jährige mit Bundestrainer Dagur Sigurdsson beim Match der Dänen gegen Schweden in der Jahrhunderthalle auf der Tribüne, analysiert den Gegner. Nur 20 Stunden später müssen die Dänen schon wieder antreten - gegen Deutschland. Ein Nachteil. Dänemarks Nationaltrainer Gudmundur Gudmundsson zürnt ob der ungleichen Regenerationszeiten: "Das ist eine unglaubliche Geschichte, das ist unfair." Sigurdsson kann da kaum widersprechen. "Ja, das ist ein Vorteil für uns. Aber die Zeit seit Sonntag brauchen wir auch." Zeit, um vor dem Kräftemessen mit den bis Dienstagabend schadlosen Dänen zwei neue Spieler einzubauen. "Dänemark ist der Favorit Nummer eins auf den Titel", so Sigurdsson. Dann zählt der Isländer auf: die offensive 6:0-Deckung, dahinter ein "überragender" Kieler Keeper Niklas Landin, Superstar Mikkel Hansen ("Der Mann für die leichten Tore"), der taktisch clevere Trainer (und Landsmann), die Erfahrung. Und beweist, dass auch aus ihm der Schock der Ausfälle gewichen ist, scherzt: "Ich kann nur langweilige Sachen sagen: Wir brauchen eine super Abwehr, super Torhüter, schnelle Gegenstöße und so weiter und so weiter..." Statt Weinhold hat Sigurdsson jetzt Häfner und Fabian Wiede (Berlin), für Dissinger müssen Steffen Fäth (Wetzlar), Kühn und Martin Strobel (Balingen) auf wechselnden Positionen ran. Von Kühn ist Sigurdsson "ein großer Fan", Häfner nennt er eine "gute Waffe". Gleichzeitig liegen Jannik Kohlbacher und Finn Lemke flach: Grippe. Das ändert nichts am Jetzt-erst-recht-Gefühl. Der 26-jährige Häfner freue sich "megamäßig" auf den ersten EM-Einsatz. Und der vier Jahre jüngere Kühn, vor zwei Jahren noch in der Zweiten Liga auf Torejagd, relativiert schnoddrig: "Der Mikkel Hansen ist doch auch nur ein Mensch. Kriegen wir schon in den Griff." Solche Sätze machen Spaß, sind authentisch. Frechheit siegt. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2016, Foto: Sascha Klahn)