Halbfinale! Deutschland schlägt Dänemark!

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Halbfinale! Deutschland schlägt Dänemark!

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht im Halbfinale der Europameisterschaft! In einem wahren Thriller besiegte das jüngste Team des Turniers den Titelfavoriten Dänemark mit 25:23 (12:13) und schaffte damit die Sensation: Zum ersten Mal seit 2008 erreicht die DHB-Auswahl die Vorschlussrunde eines internationalen Turniers. Hunderte Fans in Breslau und beim Public Viewing im Kieler Handballbahnhof waren völlig aus dem Häuschen, als Torwart Andreas Wolff zehn Sekunden vor Schluss den letzten dänischen Angriff abwehrte. Der Traum lebt weiter!

Weinhold und Dissinger auf der Tribüne

Die deutsche Mannschaft musste ausgerechnet in diesem richtungsweisenden Spiel auf zwei ihrer Leistungsträger verzichten: Die beiden Kieler Steffen Weinhold und Christian Dissinger fallen mit Adduktoren-Verletzungen aus dem siegreichen Spiel gegen Russland noch bis Ende März aus. Für sie rückten die jungen Julius Kühn und Kai Häfner nach. In der Startformation vertraute Sigurdsson einmal mehr dem Bald-Kieler Andreas Wolff und Rune Dahmke, für Weinhold und Dissinger spielten Martin Strobel und Fabian Wiede von Beginn an, während Weinhold und Dissinger auf der Tribüne die Daumen drückten.

Landin ärgert Dahmke & Co.

Die deutsche Mannschaft hatte anfangs noch mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen. Kein Wunder, musste sie doch mit den beiden Kielern zwei Säulen im Rückraum ersetzen. Zudem hielt Niklas Landin überragend und ärgerte mehrfach seinen Clubkollegen Rune Dahmke und dessen Mannschaftskameraden. Die Überraschung: Trotzdem hielt die DHB-Auswahl gut mit, machte die fehlende Abstimmung mit bedingungslosem Einsatz wett. So kam die deutsche Mannschaft nach der zwischenzeitlichen 5:3-Führung der Dänen durch Erik Schmidt zum 5:5, und legte kurz darauf mit einem verwandelten Gegenstoß von Dahmke das 6:5 nach (13.). 

Gruppe II: Deutschland - Dänemark: 25:23 (12:13)

Deutschland: Lichtlein, Wolff; Sellin, Lemke, Reichmann (4/3), Wiede (5), Pekeler, Strobel (1), Schmidt (1), Fäth (6), Häfner, Dahmke (2), Kühn (1), Ernst, Pieczkowski (1), Kohlbacher (1) Dänemark: Landin, Möller; Lynggard, Christiansen (1), Mensah (2), Mortensen, Eggert (6/3), Lauge, Noddesbo, Svan (2), Lindberg (2), Möllgaard, Toft Hansen, Hansen (7), Damgaard (3), Balling Schiedsrichter: Horacek/Novotny (Tschechien) Zeitstrafen: 8:8 Minuten (Wiede, Pekeler, Schmidt, Pieczkowski – Mensah, Eggert, Möllgard, Toft Hansen) Siebenmeter: 3/3:3/3 Spielfilm: 2:3 (5.), 6:5 (14.),  10:8 (22.), 10:12 (27.), 12:13 (Halbzeit);
14:13 (32.), 16:16 (36.)  16:18 (43.), 21:21 (50.), 21:23 (53.), 23:23 (57.), 25:23 (Endstand) Zuschauer: 6000 in Breslau

Zur Pause ein Tor hinten

Dann wechselten die Führungen hin und her, ehe Deutschland seine bis dato stärkste Phase hatte: Der überragende Steffen Fäth (6 Tore) erzielte das 8:8 und 9:8, der nachnominierte Häfner traf zum 10:8. Mehrfach bot sich der DHB-Auswahl nun die Chance, zu erhöhen. Doch Landin machte diese zunichte. Sechs Minuten blieb Deutschland ohne Tor, und Dänemark setzte sich durch je zwei Tore von Damgaard und Eggert auf 12:10 (27.) ab. Fäth war es, der sein Team mit zwei Treffern noch vor dem Wechsel wieder ins Spiel brachte: Zur Pause lag die DHB-Auswahl zwar mit 12:13 zurück, hatte aber mächtig Eindruck hinterlassen.

Packendes Match

Doch die ersten 30 Minuten sollten erst die Ouvertüre für die packende zweite Hälfte gewesen sein: In diese startete die deutsche Mannschaft mit einem von Reichmann verwandelten Siebenmeter zum Ausgleich, dann legte die deutsche Defensive mit einem immer stärker werdenden Andreas Wolff die Grundlage für das 15:13: In Überzahl trafen Reichmann und Wiede, doch Dänemark legte nach - mit dem Chef Mikkel Hansen. Er riss das Ruder nun an sich, markierte das 17:16 für Dänemark, dem Eggert das 18:16 folgen ließ (42.). Dänemark schien auf Kurs und sich auch in der Abwehr auf die neuen Gesichter eingestellt zu haben. Doch nach Eggerts 19:17 waren es Häfner und Wiede, die Deutschland zum Ausgleich brachten. Dann traf Rune Dahmke: Er nagelte einen Gegenstoß zum 20:19 in Landins Maschen - eine Viertelstunde vor Schluss war Deutschland auf Halbfinalkurs.

Dänen vorn - dann kommt der DHB

Auch nach Peiczkowskis 21:20 jubelten die deutschen Fans - doch vier Minuten ohne weiteren Torerfolg später waren die Dänen obenauf: Lindberg und Mikkel Hansen hatten sie mit 23:21 (53.) in Führung gebracht. Sollte der deutsche Halbfinal-Traum jetzt zu Ende sein? Nein. Sigurdsson nahm eine Auszeit, sagte den nächsten Spielzug an, und Nachrücker Julius Kühn nagelte einen Freiwurf ins Tor zum 22:23. Dann blockte die Abwehr einen Hansen-Wurf, was Martin Strobel mit dem 23:23 (57.) belohnte. Dann musste Mensah raus, und Pekeler holte einen Siebenmeter, den Reichmann sicher zum 24:23 verwandelte. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende war damit Deutschland wieder in der Pole Position - jetzt begann das Zittern. 

Wahnsinn!

Mittendrin: Kapitän Weinhold beglückwünschte Nachrücker Julius KühnOffenbar auch bei den Dänen, denn der bis dato sichere Eggert verzog einen freien Wurf von Außen, und als Wiede 66 Sekunden vor dem Schluss das 25:23 erzielte, rückte das Halbfinale in ganz greifbare Nähe. Den Sack machte dann die deutsche Abwehr mit Wolff dahinter zu: Immer wieder machten sie die dänischen Angreifer fest, und als Wolff Mensahs finalen Wurf und damit seinen zwölften Ball parierte, hielt es niemanden mehr auf den Sitzen: Die letzten vier Tore gehörten dem deutschen Team - der Rest war nur noch Party. Auf dem Platz, in der Breslauer Jahrhunderthalle und im Handballbahnhof, wo noch minutenlang "Oh wie ist das schön" von vielen hundert Fans intoniert wurde. Wahnsinn!

"Einfach nur glücklich"

Auf wen die deutsche Mannschaft trifft, steht erst nach den finalen Spielen am Mittwochabend fest. Der deutschen Mannschaft war es in den Minuten nach dem Spiel auch erst einmal egal, wie es am Freitag weiter geht. "Wir sind super-glücklich!", jubelte Bundestrainer Dagur Sigurdsson. "Für Außenstehende war es vielleicht eine Überraschung, dass wir jetzt im Halbfinale stehen, für uns nicht. Diese Mannschaft ist bei der EURO von Spiel zu Spiel gewachsen und sie war bereit für diesen Sieg." Andreas Wolff rang hingegen nach Worten: "Ich bin einfach nur baff, nur froh und nur glücklich."

Dänemark ausgeschieden - Deutschland trifft auf Norwegen

Für die Dänen bedeutete die Niederlage das Aus bei der EM. Die erhoffte Schützenhilfe von Russland gegen Spanien blieb aus, und somit treffen die Dänen am Freitag um 18:30 Uhr in einer Neuauflage des EM-Endspiels 2014 auf Frankreich - allerdings im Spiel um Platz fünf. Bereits um 16:00 Uhr will Schweden mit einem Sieg gegen Polen seine Chance auf einen Platz in den Olympia-Qualifikationsturnieren wahren. Deutschland trifft um 18:30 Uhr auf Norwegen (live beim Public Viewing im Handballbahnhof), das zweiten Halbfinale bestreiten Kroatien und Spanien dann um 21 Uhr (live auf www.sportdeutschland.tv). Auf geht's, DHB!