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Patrick Wiencek im Interview: "Katar ist unglaublich!"
Seit Dienstag weilt THW-Kreisläufer Patrick Wiencek mit der deutschen Nationalmannschaft in Katar. Im Interview mit thw-handball.de spricht das "Zebra" über seine ersten Eindrücke von der Wüstenstadt und den 29:26-Auftakterfolg gegen Polen.
Patrick, wie wichtig war der Sieg gegen Polen?
Patrick Wiencek: Sehr wichtig. Man hat uns in den ersten Minuten angemerkt, dass eine Weltmeisterschft eben doch etwas Besonderes ist. Beinahe jeder Wurf war auf beiden Seiten ein Treffer. Dann hat Carsten Lichtlein einige Würfe entschärft, und wir sind mit einer Führung in die Pause gegangen. Das hat uns Sicherheit gegeben, und auch in der schwierigen Phase in der zweiten Halbzeit sind wir cool geblieben. So kann es weiter gehen.
Wie weit kann es in Katar für die DHB-Auswahl gehen?
Wir haben erst ein Spiel hinter uns. Aber wenn wir so weiter machen wie gegen Polen, stehen die Chancen bestimmt nicht schlecht. Letztlich hängt alles von uns ab.
Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?
Klasse. Wir haben von vier Spielen gegen starke Gegner in der Vorbereitung drei gewonnen. Siege sind gut für die Stimmung, das kenne ich ja aus Kiel...
Was hast Du schon von Katar gesehen?
Dagur Sigurdsson gibt uns ein paar Freiheiten, damit wir zwischendurch auch den Kopf frei bekommen. So konnten wir uns schon einiges ansehen. Wir waren zum Beispiel in einer Einkaufsmall. Die war fast wie eine eigene Stadt mit Wasserrutschen und Freizeitpark. Dann haben wir uns auch das Trainingsgelände, auf dem die Bayern trainiert haben, angeschaut. Solch gut gepflegte Rasenplätze in diesem Umfeld mit Palmen habe ich noch nie gesehen.
Wie wirkt Katar auf Dich?
Es ist so unglaublich, dass man vor Staunen nur mit dem Kopf schüttelt. Ein Hochhaus ist schöner als das andere, nachts wirkt die Skyline wegen der Beleuchtung sogar noch schöner. Das ist ein Hammer, es scheint, als ob das Geld hier auf der Straße liegen würde.
Und die sportlichen Bedingungen?
Perfekt. In der Trainingshalle gibt es auch ein Schwimmbad, Krafträume und Entmüdungsbecken. In der Lusail-Arena sind im Kellergeschoss gleich drei vollständige Trainingshallen untergebracht. Die Voraussetzungen für uns Sportler sind klasse, auch wenn man immer weiß, dass so etwas in Deutschland wohl kaum umsetzbar wäre. Denn für solch luxuriöse Hallen benötigt man halt auch eine Menge Kleingeld ...
Ein Kritikpunkt sind die leeren Zuschauerränge ...
Ich habe das Auftaktspiel im Fernsehen gesehen und mich gewundert, dass viele Zuschauer nach der Eröffnungsfeier nach Hause gefahren sind und die Tribünen leer waren. An unserem ersten Spieltag waren aber viele tausend tunesische Fans in der Arena, und die Stimmung war klasse.
Wie war die Unterstützung durch die deutschen Fans?
Super. Als ich in die Halle kam, habe ich erst nur vereinzelte Fahnen gesehen. Im Spiel dann haben wir aber deutlich gehört, wieviele deutsche Fans uns hier unterstützen. Das hat mich auch ein wenig überrascht, denn Katar liegt ja nicht unbedingt "um die Ecke". Allerdings waren alle in der großen Halle verteilt, vielleicht bekommen unsere Fans es ja hin, sich beim nächsten Spiel zusammenzusetzen. Dann wissen wir genau, wo unsere Unterstützung ist. Und die Stimmung wäre vielleicht noch besser als beim Auftakt. Das wäre toll.
Vermisst Du Kiel?
Eine schwierige Frage angesichts von sommerlichen Temperaturen, perfekten Trainingsbedingungen, vielen meiner Kieler Mannschaftskameraden in unserem Hotel und dem großartigen Gefühl, bei einer Weltmeisterschaft zu spielen. Ich vermisse meine Familie, und ich möchte eine gute WM spielen. Dann freue ich mich wieder richtig auf Kiel und unseren THW, denn wir alle haben noch eine Menge vor!