National-Torhüter Andreas Wolff wird 2017 ein "Zebra"
KN: Der Wolff wird ein Zebra
Kiel. Schon lange hatten es die Spatzen von den Handball-Dächern gepfiffen, jetzt ist es offiziell: Der Wolff wird ein Zebra. Der Wolff, das ist Andreas Wolff, Nationaltorwart, Keeper der HSG Wetzlar. Am Mittwoch unterschrieb der 24-Jährige einen Dreijahresvertrag beim deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel, der ab 2017 greift. 1,98 Meter, 100 Kilogramm, Vollbart, dunkle Augen, zurückhaltender Blick. Zwischen den Rückraum-Riesen im Hotel Atlantic fällt der geborene Euskirchener, der sich mit der Nationalmannschaft in Kiel auf den Supercup vorbereitet, kaum auf. "Das ist wirklich das Ungewöhnliche an ihm: sein starker Körper", findet auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson. "Aber er ist auch sehr flexibel, und seine Arme, die sind irgendwie sehr lang." Sigurdsson sieht noch "großes Potenzial nach oben", genau wie die Verantwortlichen beim THW, für die Wolff im Gespann mit Niklas Landin zwischen den Pfosten ein wichtiges Puzzleteil für die Zukunft darstellt. THW-Trainer Alfred Gislason geht sogar so weit: "Ihm gehört die Zukunft im deutschen Tor." THW-Geschäftsführer Thorsten Storm betont: "Es ist schön zu sehen, dass sich immer mehr deutsche Spieler trauen, beim THW Kiel den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung zu machen. Andreas Wolff ist ein positiv Verrückter, der unseren Zebras ein starker Rückhalt sein wird." 2013 wechselte Wolff vom TV Großwallstadt zur HSG Wetzlar und feierte schon im November 2013 im Spiel gegen Norwegen sein Debüt in der Nationalmannschaft. Vor einem Jahr, so Sigurdsson, habe noch niemand gewusst, wer Andreas Wolff ist. "Diese Entwicklung war wirklich rasant. Schon als Kind war mein Traum, beim THW zu spielen. Als dann wirklich der Anruf kam, war das wie an Weihnachten", sagt Wolff. Glücklich sei er, der einst nicht einmal als Nummer eins bei der HSG Wetzlar eingeplant war. Dort verhalf ihm Routinier José Hombrados zur "inneren Ruhe". Wolff wurde zur Nummer eins und will jetzt auch in der Nationalmannschaft durchstarten. Am Rande der Supercup-Vorbereitung genießt Wolf schon einmal die Kieler Luft, spaziert mit seinem Nationalmannschaftskollegen Manuel Späth über die Hörnbrücke. "Wenn sich ein Verein mit diesem Namen und dieser Geschichte eine gemeinsame Zukunft mit mir vorstellen kann, ist das natürlich eine große Ehre." Für den künftigen Kieler Kollegen Rune Dahmke ist die Verpflichtung des Keepers "eine gute Nachricht", und Zebra Steffen Weinhold kann sich gut vorstellen, "Wolff bei der Suche nach einem guten Kraftraum" zu helfen. Da muss der Keeper mit der Bärenstatur lachen: "Ja, ich habe wirklich ein Faible für Krafttraining." Angst vor zu geringen Spielanteilen in Kiel habe er nicht. Niklas Landin und er seien "unterschiedliche Torwart-Typen". Wolff bevorzuge den „deutschen oder jugoslawischen Stil“ wie sein Vorbild Arpad Sterbik. "Er hat eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt." In Wetzlar kommt der Wechsel nicht überraschend. "Wenn ein Verein wie der THW Kiel Interesse äußert und ein Vertragsangebot unterbreitet, können wir uns zur Decke strecken, aber ganz einfach nicht mithalten", sagt Björn Seipp, Geschäftsführer der Mittelhessen. Wolff hat in Wetzlar eine Ausstiegsklausel, die ihm bereits 2016 einen Wechsel ermöglichen würde. Dazu machten aber weder der THW Kiel noch der Keeper selbst weitere Angaben. "Ich hoffe, dass er bis 2017 in Wetzlar bleibt", sagt HSG-Trainer Kai Wandschneider. Damit verknüpft ist die Zukunft von Torwart Nikolas Katsigiannis in Kiel, dessen Einjahresvertrag im Juni 2016 ausläuft. Die soll sich Ende November, Anfang Dezember entscheiden. Geht die "Katze", kommt der Wolff schon 2016. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2015)