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KN: Ein Königreich für zuckerfreie Cola

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KN: Ein Königreich für zuckerfreie Cola

Kiel. Erlend Mamelund hat ein Problem. Der Neuzugang des THW Kiel ist (ein bisschen) verzweifelt. Denn: Seine zuckerfreie Lieblings-Cola hat der 31-Jährige in Kiel noch in keinem Supermarkt gefunden. Dabei dürfe die in seinem Kühlschrank auf keinen Fall fehlen. Der sympathische dreitagebärtige Blondschopf lacht. Wenn das sein einziges Problem ist, geht es dem Rückraumspieler wohl schon richtig gut an der Förde.

Last-Minute-Neuzugang Erlend Mamelund ist nach weiter Handball-Reise beim THW Kiel angekommen

Auf die blickt er beim Essen auf der Terrasse des Maritim Hotels. Übergangsherberge für den Kurzfrist-Neuzugang, der kam, weil Filip Jicha fast ebenso kurzfristig nach Barcelona wechselte. Alles fing mit einer SMS des ehemaligen Kieler Co-Trainers Ole Viken – Mamelunds Landsmann – an: "Ich habe Alfred Gislason (THW-Trainer, d. Red.) deine Nummer gegeben." Mamelund dachte sich: "Äh, ... Kiel!?" Vier Stunden später war Gislason wirklich am Telefon und fragte den 1,97-Meter-Mann, ob er sich einen Wechsel vorstellen könne. Mamelund konnte, und Karoline - norwegische Handball-Nationalspielerin und seit einigen Wochen Frau Mamelund - auch. Jetzt sitzt Erlend allerdings allein auf der Terrasse, isst Spaghetti und zieht ein positives Zwischenfazit: "Ich habe viel Spaß, die Jungs in der Mannschaft sind toll, mit Niclas Ekberg könnte ich Golf spielen, Landin und Dissinger spielen wohl auch, aber Disse hat keine Schläger." Es dauert keine fünf Minuten und ein Gespräch mit Erlend Mamelund, der schon eine weite Handball-Reise hinter sich hat, ist eine herzliche, irgendwie ungebremste Angelegenheit. "Natürlich", sagt er, "ist das Niveau beim THW Kiel so viel höher als in Norwegen." Er reckt den Arm so weit in die Luft wie er kann. Er müsse jetzt Extra-Krafttraining machen, weil die Gegner in Norwegen nur 90 Kilogramm, in Deutschland und der Champions League aber eher 105 Kilo wiegen. "Kiel ist eine Riesen-Herausforderung. Auch weil ich mit meinen Klub-Stationen echt Pech hatte, will ich es noch einmal wissen." Pech bei der HSG Nordhorn (2007-2009), wo manchmal drei Monate lang kein Gehalt floss. Pech nach einem kurzen Intermezzo in Flensburg beim FCK Handbold in Kopenhagen (2009-2010), wo nach der Finanzkrise alles platzte. Pech in Frankreich bei Montpellier AHB - dort brach das Team nach dem Manipulationsskandal um Nikola Karabatic auseinander. Kein Wunder, dass sich Mamelund, der mit Nordhorn 2008 EHF-Cup-Sieger wurde, den Fortgang seiner Karriere bei seinem "Herzensverein" Haslum HK vor den Toren Oslos eingerichtet hatte. Hier wurde er Meister (2005, 2011), Pokalsieger (2005, 2011, 2012), Liga-Torschützenkönig (2011, 2014). Parallel hatte der 31-Jährige ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, arbeitete jetzt als Berater bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in Oslo. Das Unternehmen stellte ihn frei, genau wie sein Verein - jetzt ist Mamelund in Kiel. Erstmal ohne Karoline, die als Finanzberaterin in Oslo tätig ist, aber morgen zu Besuch kommt. Mamelund strahlt, freut sich auf seine Frau und lacht: "Wir ändern unsere Pläne nicht, aber Familienplanung zwischen Kiel und Oslo ist etwas schwierig. Aber wir wünschen uns Kinder." Jeden Tag arbeitete Mamelund in Oslo bis 17.30 Uhr, ging danach zum Training, arbeitete abends weiter. "Ich habe 150 Prozent gearbeitet." In Kiel stehen Krafttraining, Taktiktraining und Spielzüge büffeln im Fokus. "Ich will der Mannschaft helfen, neue Titel zu holen", sagt Mamelund, in dessen Sammlung die Titel deutscher Meister, deutscher Pokalsieger und Champions-League-Sieger noch fehlen. Jetzt braucht Rückraum-Kollege Christian Dissinger nur noch Golfschläger. Denn mit der Cola als Trostpflaster fürs Alleinsein klappt’s auch so: Der Tipp für den richtigen Supermarkt in Kiel-Suchsdorf kam aus der KN-Sportredaktion. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 28.08.2015, Foto: Sascha Klahn)