Zebra-EM-Update: Dänemark und Frankreich stehen im Finale
THW-Linksaußen Magnus Landin oder THW-Torhüter Samir Bellahcene? Ein Zebra wird auf jeden Fall am Sonntag die Goldmedaille bei der EHF EURO 2024 in Deutschland umgehängt bekommen. An einem spannenden, dramatischen und packenden Halbfinaltag besiegte Frankreich die Mannschaft aus Schweden nach Verlängerung, und Deutschland lieferte der besten Mannschaft der Welt einen grandiosen Kampf, musste am Ende aber Dänemark den Final-Vortritt lassen. Platz fünf sicherte sich die Mannschaft aus Ungarn mit einem 23:22-Erfolg über Slowenien.
Frankreich besiegt Schweden
Was für ein Spiel! Die Partie zwischen dem Olympiasieger aus Frankreich und dem Titelverteidiger aus Schweden war 30 Minuten lang ein Langweiler. Das hatte auch mit Samir Bellahcene zu tun: Der Kieler Torhüter hatte mit insgesamt neun Paraden großen Anteil daran, dass die Franzosen zur Pause mit 17:11 führten. Eine Vorentscheidung? Mitnichten. Denn nach dem Wechsel drehte Ex-Zebra Andreas Palicka im Kasten der Schweden groß auf, hielt unter anderem drei Siebenmeter und war maßgeblich dafür, dass sich die Partie drehte. Mit einem 7:1-Lauf nach Wiederanpfiff glichen die Schweden aus, gingen durch Eric Johanssons einziges Tor beim 24:23 (56.) in Führung und sahen nach dem Treffer des Flensburgers Gottfridsson zum 27:25 (59.) schon wie der sichere Sieger aus.
Schweden verspielte Zwei-Tore-Führung in 76 Sekunden
Eine Reihe von schwierigen Entscheidungen von Schiedsrichtern und Spielern sorgte dann für eine erneute, unverhoffte Wendung: Erst blieben die Franzosen unberechtigt im Ballbesitz, weil sich Prandi den Ball auf die eigene Ferse prellte und von dort ins Aus trudelte. Trotzdem gab's Einwurf Frankreich, den Lenny am Ende zum 26:27 verwandelte. Dann machte Gottfridsson sechs Sekunden vor dem Ende auf dem Weg zum Tor vier Schritte, noch einmal kam Frankreich in Ballbesitzt. Den Angriff stoppte Schweden gut elf Meter vor dem Tor, doch Prandi hämmerte den direkten Freiwurf unter die Latte. 27:27 - Verlängerung! In dieser konnten die Schweden ihre Enttäuschung nach dem in Sekunden verspielten Finaleinzug nicht mehr überwinden, Frankreich machte souverän und routiniert alles klar. Nach dem 34:30 n.V. feierten Nikola Karabatic, Samir Bellahcene & Co. ausgelassen den Sieg, bei dem Descat mit acht Treffern der beste Torschütze war. Karl Wallinius kam nicht zum Einsatz, für Schweden traf Felix Claar neunmal. "Player of the match" wurde Andreas Palicka.
Deutschland verliert gegen Dänemark
Die DHB-Auswahl wollte mithilfe der rund 20.000 Fans in der Lanxess Arena das Wunder schaffen und die dänischen Weltmeister besiegen. Am Ende aber triumphierte die größere Erfahrung und die Bank der Dänen, die gegen die müder werdende Defensive der Deutschen die besseren, ausgeruhten Alternativen hatte. Und dennoch beeindruckte die junge DHB-Auswahl den dreimaligen Weltmeister nachhaltig mit einer kämpferischen Willensleistung, die den Außenseiter mit einer 14:12-Führung in die Pause gehen ließ. Die DHB-Mannschaft verteidigte mit Leidenschaft und traf im Angriff mit Überzeugung - und das, obwohl mit Kai Häfner und Timo Kastening zwei etablierte Kräfte fehlten. Mentalitätsmonster Rune Dahmke traf drei Mal vor der Pause, der U21-Weltmeister und Häfner-Vertreter Renars Uscins machte eine starke Partie, an deren Ende er mit fünf Treffern und sehenswerten Anspielen zum "Player of the match" gewählt wurde.
Weltmeister dreht das Spiel
Nach dem Wechsel drehte sich dann aber das Blatt, weil Barcelonas Torhüter Emil Nielsen, der zur Pause Niklas Landin ersetzt hatte, zahlreiche Bälle hielt und der deutschen Mannschaft gegen die nun weiter hinaustretende Abwehr der Dänen die Lösungen ausgingen. Die Dänen setzten ihrerseits im Angriff auf die Routine ihres Superstars Mikkel Hansen, der das Spiel mit dem siebten Feldspieler in Perfektion aufzog. Nach Knorrs 17:17 (40.) setzten sich die Dänen sukzessive ab, auch weil das Glück nun auf Seiten der Favoriten war, sie sich Abpraller sicherten oder in der Abwehr immer noch eine Fingerkuppe an den Ball bekamen. Ein Doppelschlag von Hansen zum 21:18 (46.) bedeutete die erste Drei-Tore-Führung, sieben Minuten später war nach Gidsels 26:21 eine Vorentscheidung gefallen. Magnus Landin traf zweimal für Dänemark, das durch den 29:26-Erfolg gegen Deutschland das Finalticket buchte.
Finaltag am Sonntag
Bundestrainer Alfred Gislason sagte nach der verlorene Partie, er sei "sehr stolz auf meine Jungs. Wir haben eine phänomenale erste Halbzeit gespielt, in der zweiten Hälfte haben wir gegen Nielsen ein bisschen zuviel verworfen. Letztlich hat sich die Routine der Dänen durchgesetzt, die eine unglaubliche Breite im Kader haben. Das ist einfach die beste Mannschaft der Welt, aber so junge Spieler wie wir haben sie nicht im Kader. Deshalb bin ich so stolz und freue mich auf das Spiel am Sonntag gegen Schweden: Das wird ein echtes Endspiel um die Olympia-Quali!" Am Sonntag also geht die wahrscheinlich beste Handball-Europameisterschaft aller Zeiten mit dem Finaltag in der Lanxess Arena zu Ende. Für die deutsche Mannschaft geht es dabei noch um viel: Rune Dahmke & Co. wollen sich im Spiel um Platz drei (15 Uhr, live in der ARD und bei Dyn) mit einem Sieg gegen Schweden nicht nur mit Bronze für ein gutes Turnier belohnen, sondern sich durch einen Erfolg gegen Eric Johansson, Karl Wallinius und die Blau-Gelben auch mit einem Startplatz für die Olympischen Spiele belohnen. Im Anschluss geht es dann für Frankreich und Dänemark ab 17:45 Uhr um den Titel. Dyn überträgt auch diese Partie live.