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THW Kiel verliert nach intensivem Ringen das Spitzenspiel in Magdeburg

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THW Kiel verliert nach intensivem Ringen das Spitzenspiel in Magdeburg

Es war ein großer Kampf, ein intensives Ringen zwischen zwei gleichwertigen Mannschaften. Am Ende aber hatte der SC Magdeburg am Sonnabend beim Handball-Kracher der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga die Nase vorn, besiegte den THW Kiel nach dramatischen und hochklassigen 60 Minuten mit 34:31 (17:15) Toren. Nach der Achterbahnfahrt mit Auf und Abs auf beiden Seiten siegte am Ende das glücklichere Team. Auch, weil der SC Magdeburg mit Nikola Portner zwischen den Pfosten den Mann des Spiels in seinen Reihen hatte. Der Schweizer brachte insgesamt 15 Paraden auf sein Konto, wurde gerade in der Schlussphase zum entscheidenden Rückhalt für sein Team.

Zebras liefern dem SCM einen riesigen Kampf

Die Zebras lieferten den Magdeburger einen riesigen Kampf, ließen sich auch durch Rückstände nicht beirren und blieben bis zum Ende der Partie in der Nähe eines Punktgewinns. Bester Torschütze in der Mannschaft von Trainer Filip Jicha war Linkshänder Harald Reinkind, der bei neun Versuchen siebenmal ins Magdeburger Tor traf. Rechtsaußen Tim Hornke zeichnete sich beim SCM ebenfalls mit sieben Volltreffern aus. Kiels Rechtsaußen Niclas Ekberg, mit sechs Treffern ebenfalls in Torlaune, ärgerte sich "über einige Fehler in der entscheidenden Phase. Die haben die Partie entschieden." Der Schwede gab sich im Anschluss kämpferisch. "Obwohl wir heute verloren haben, ist in der Meisterschaft überhaupt nichts entschieden. Wir haben viel Potenzial, können selbst noch Meister werden. Dafür werden wir weiter hart arbeiten."

Hitzige Atmosphäre

Die Spannung war vor dem Topspiel zum Greifen spürbar, 6600 Zuschauer in der rappelvollen Getec-Arena von Magdeburg fieberten dem Spitzenspiel der LIQUI MOLI Handball-Bundesliga schon lange vor dem Anpfiff entgegen. Einige wenige überschritten dabei aber die Grenzen. Wie schon in den Vorjahren wurden Kieler Spieler auf der Bank von einzelnen Zuschauern angegangen. Und selbst Sicherheitsleute meinten, die Kieler Spieler auf der Bank maßregeln zu müssen. Das Kampfgericht griff ein, hatte jedoch mit dem Drumherum jede Menge zusätzliche Arbeit. Dabei hätte allein schon das hitzige Treiben auf dem Spielfeld die volle Aufmerksamkeit von allen Beteiligten verlangt. 

Kieler erwischen den besseren Start

Sportlich versprach das Spiel der beiden besten deutschen Klubs der zurückliegenden Jahre einen weiteren Leckerbissen: Der aktuelle Champions-League-Sieger gegen den Deutschen Meister - viel mehr geht nicht im Vereinshandball. Auf dem Parkett hatten die Spieler zunächst Mühe, ihre Nervosität abzulegen. Beide Teams benötigten Anlaufzeit, produzierten technische Fehler, nervöse Ballverluste. Tim Hornke warf die Gastgeber von Rechtsaußen mit 1:0 in Front, Harald Reinkind konterte mit einem Kracher in den linken oberen Winkel zum 1:1. Die Magdeburger vertändelten den Ball, Eric Johansson nutzte seine Chance, traf aus dem Rückraum zum 2:1. Dann war erneut Hornke zum 2:2 zur Stelle. Johansson mit einem fantastischen Dreher und Patrick Wiencek nach No-Look-Pass von Johansson brachten dann die Zebras auf Trab. Tomas Mrkva hatte zuvor mit Paraden gegen Weber und Claar wertvolle Vorarbeit geleistet. Claar traf dann für den SCM, Harald Reinkind antwortete mit Kiels 5:3-Führung.

Portner bringt Magdeburg ins Spiel

Magdeburgs Schlussmann Portner brachte sein Team zurück in die Partie: Fünf Mal in Folge hielt er Kieler Bälle, darunter auch einen Siebenmeter von Ekberg. Innerhalb von vier Minuten legte der SCM einen 4:0-Lauf aufs Parkett, hatte nach 13 Minuten und dem Tor von Saugstrup die Nase mit 7:5 vorn. Das sorgte erneut für Höllenlärm in der Arena. Doch die Kieler blieben auf Augenhöhe: Ekberg verwandelte einen Strafwurf eiskalt, Domagoj Duvnjak traf nach einem Solo zum 7:8. Dann war es wieder Portner, der Kiels Angreifer bremste. Magnusson, Lagergren und Weber trafen zum 11:7. Und als Kiel auch noch in Unterzahl geriet, hofften die SCM-Fans auf mehr. Aber die Zebras bewiesen gerade in schwieriger Lage ihre Stärke. Domagoj Duvnjak traf, Tomas Mrkva war zweimal zur Stelle, dann warf Harald Reinkind zum 9:11 ein. Eine traumhafte Ballstafette schloss Rune Dahmke dann gekonnt zum 10:12 ab, mit einem Dreher brachte Ekberg die Zebras auf 11:12 heran. So ging es bis zum Pausenpfiff weiter. Magdeburg legte vor, doch die Kieler hatten stets Antworten parat. Kurz vor dem Seitenwechsel war Mrkva mit wichtiger Parade zur Stelle, Ekberg blieb in der Schlusssekunde der hitzigen ersten Halbzeit eiskalt: Der Schwede verwandelte den Siebenmeter zum 15:17.

Spiel bleibt ein einziges Auf und Ab

Elias Ellefsen á Skipagötu war bereits Ende der ersten Halbzeit gekommen, sorgte mit blitzgescheiten Anspielen und seiner Schnelligkeit für Verwirrung in der SCM-Hinterreihe. Der Färinger eröffnete den Torreigen der zweiten Halbzeit. Filip Jicha setzte jetzt auf Torhüter-Neuzugang Samir Bellahcene, der sofort gegen Lagergren parierte und wenig später auch den Strafwurf von Magnusson unschädlich machte. Als die Schiedsrichter im zweiten Durchgang unter dem Dauerdruck der Kulisse ihre zuvor klare Linie ein wenig verloren und kurz nacheinander Zeitstrafen gegen Hendrik Pekeler und Domagoj Duvnjak verhängten, kämpften die Zebras zwei Minuten mit vier gegen sechs Feldspieler. Doch Eric Johansson war zur Stelle, hielt die Kieler mit seinem wichtigen Treffer zum 19:20 auf Augenhöhe. Magdeburg zog dennoch auf 23:20 davon.

Portner rettet Magdeburger Vorsprung über die Zeit

Doch die Zebras steckten nicht auf; Mit dem 3:0-Lauf durch Treffer von Dahmke, Ekberg und  Johansson glichen sie zum 23:23 in der 47. Minute aus. Das Spiel war längst ein Krimi, Ausgang völlig offen. Nach der vom SCM genommenen Auszeit stand die Magdeburger Abwehr noch kompakter, und auch Portner war wieder zur Stelle. Sofort legten die Sachsen-Anhaltiner wieder zwei, drei Tore zwischen sich und Kiel. Der THW Kiel kämpfte zurück, glänzte in der Notlage mit zwei Kempa-Toren durch Nikola Bilyk und Harald Reinkind, haderte mit einigen umstrittenen Entscheidungen. Am Ende aber war es Portner, der sein Tor bei weiteren Kieler Großchancen zunagelte und den Magdeburger Vorsprung über die Zeit rettete.

Text: Reimer Plöhn / Fotos: Eroll Popova

LIQUI MOLY HBL, 7. Spieltag: SC Magdeburg- THW Kiel 34:31 (17:15)

SC Magdeburg: Hernandez (1 Siebenmeter, keine Parade), Portner (1.-60., 15/1 Paraden); Chrapkowski, Musche (2), Claar (3), Pettersson, Smarason, Magnusson (5/4), Hornke (7), Weber (2), Lagergren (4), Mertens, Saugstrup (4), O’Sullivan (1), Damgaard (1), Bergendahl (2); Trainer: Wiegert
THW Kiel: Mrkva (1.-30., 51.-60., 7 Paraden), Bellahcene (31.-51., 3/1 Paraden); Duvnjak (2), Reinkind (7), Landin, Øverby Wiencek (5), Ekberg (6/3)), Faust (n.e.), Johansson (4), Dahmke (4), Gurbindo (n.e.), Wallinius (n.e.), Bilyk (1), Pekeler, á Skipagøtu (2); Trainer: Jicha

Schiedsrichter: Marcus Hurst / Mirko Krag
Siebenmeter: SCM: 5/4 (Bellahcene hält Magnusson (34.)) / THW: 4/3 (Portner hält Ekberg (13.))
Zeitstrafen: SCM: 4 (2x O’sullivan (16., 54.), Bergendahl (23.), Claar (43.)) / THW: 5 (Øverby (19.), Wiencek (27.), 2x Pekeler (39., 51.), Duvnjak (39.))
Spielfilm: 1:0, 1:2 (4.), 2:2, 2:4 (9.), 3:5 (9.), 7:5 (13.), 8:7 (15.), 11:7 (19.), 11:9 (22.), 12:11, 14:11 (26.), 15:13 (27.), 17:13 (28.), 17:15 ;
2. Hz.: 17:16 (31.), 19:16 (34.), 19:18 (38.), 20:19, 22:19 (42.), 23:20, 23:23 (45), 25:24 (48.), 27:24 (47.), 29:25 (50.), 30:26, 31:28 (55.), 33:30 (58.), 34:31
Zuschauer: 6600 (ausverkauft) (Getec Arena, Magdeburg)

Stimmen zum Spiel: 

THW-Trainer Filip Jicha: Das war ein Spitzenspiel mit allem Drum und Dran, Glückwunsch an den SC Magdeburg und Bennet zum Erfolg. Wir haben uns zu viele technische Fehler erlaubt, so haben wir Magdeburg ins Spiel eingeladen. Das hätten wir besser machen müssen, um hier zu gewinnen. Wir hatten auch in der zweiten Halbzeit die Chance, hatten aber auch da nicht den nötigen Killerinstinkt bei unseren Chancen. Insgesamt war unsere Fehlerquote zu hoch, und die vier Minuten Unterzahl in der zweiten Halbzeit taten uns dann noch zusätzlich weh.

SCM-Trainer Bennet Wiegert: Wir haben engagiert verteidigt, haben alles weggearbeitet. Auch gegen den siebten Feldspieler der Kieler, die das beste Team der Welt im 7 gegen 6 sind. Duch unsere gute Abwehrarbeit konnten wir viele Tempotore erzielen: 17. Das ist unser Höchstwert in dieser Saison. Wir konnten viele Fehler der Kieler direkt in Tore ummünzen, das hat uns enorm geholfen. Und aus der Auszeit bei Unentschieden kommen wir heraus und können gleich wieder drei, vier Treffer zwischen uns und den THW Kiel legen. Das gab Sicherheit. Es war ein tolles Handballspiel, zu dem der THW Kiel viel beigetragen hat. So ein Spiel kostet Energie, gibt uns aber auch Energie.