KN: Aus Montpellier nach ganz Europa
Kiel. Mit der maximalen Punktausbeute von sechs wichtigen Zählern in Bundesliga und Champions League haben die Handballer des THW Kiel ihren Auswärts-Marathon im Oktober beendet. Die letzte Reise-Etappe wurde für die Zebras allerdings zur Odyssee. Grund war der Flugbegleiter-Streik bei den Lufthansa-Töchtern, der auch die vom THW gebuchte Verbindung betraf. Geschäftsführerin Sabine Holdorf-Schust musste umorganisieren. Statt wie geplant von Marseille nach Hamburg zu fliegen, landeten die Zebras schließlich am späten Sonntagnachmittag in Düsseldorf, wo der Mannschaftsbus sie einsammelte. Ankunft in Kiel: halb eins am frühen Montagmorgen.
Elf THW-Spieler im Nationalmannschafts-Einsatz
Für die meisten Spieler der Zebras geht die Reiserei aber gleich weiter. Lediglich Rune Dahmke, Ole Rahmel und Niclas Ekberg sind nicht im internationalen Einsatz. Ihnen stellte THW-Trainer Filip Jicha individuelle Trainingspläne zusammen und gab ihnen bis zum Wochenende frei. Für elf seiner Schützlinge stehen in dieser Woche Lehrgänge und Länderspiele mit ihren Nationalmannschaften auf dem Programm. Schon auf dem Rückweg aus Montpellier verkleinerte sich deshalb die THW-Reisegruppe. Nikola Bilyk nahm den kürzesten Weg nach Österreich, wo sich das ÖHB-Team in Graz mit einem Lehrgang und zwei Freundschaftsspielen gegen Serbien und die Niederlande auf die Heim-EM im Januar vorbereitet. Diese Testspiel-Gegner erwarten auch Miha Zarabec im nur 100 Kilometer entfernten Zreče, wo die Slowenen ihren Lehrgang abhalten.
Andere Zebras setzten sich erst auf deutschem Boden vom THW-Tross ab. So machten sich Hendrik Pekeler und Dario Quenstedt nach der Landung in Düsseldorf mit einem Mietwagen auf den Weg nach Hannover, wo Bundestrainer Christian Prokop gestern das deutsche Team versammelte. Quenstedt erhielt bei der Nominierung den Vorzug vor Silvio Heinevetter (Füchse Berlin). "Mir war mit meinen bisher in Kiel erhaltenen Einsatzzeiten und gezeigten Leistungen schon klar, dass ich zum engeren Kreis möglicher Kandidaten gehöre", sagt der 30-Jährige. "Dementsprechend kam die Nominierung nicht ganz unerwartet und ist für mich eine Bestätigung meines eingeschlagenen Weges." Bei den Testspielen gegen Kroatien mit seinem THW-Teamkollegen Domagoj Duvnjak am Mittwoch in Zagreb und am Sonnabend beim "Tag des Handballs" in Hannover will der THW-Keeper die Tür zur EM-Teilnahme (9.-26. Januar in Norwegen, Österreich und Schweden) noch ein Stück weiter aufstoßen. "Mit der Nominierung habe ich die Möglichkeit, mich zu zeigen. Es kommt jetzt darauf an, das Vertrauen des Bundestrainers mit einer entsprechenden Leistung zu würdigen", sagt er. Das gelte auch für die kommenden Wochen in Liga und Champions League. "Wenn mir das gelingt und ich gesund und fit bleibe, habe ich sicher eine Chance zur Teilnahme an der EM.“
Gesetzt im DHB-Kader ist eigentlich Patrick Wiencek. Der Kieler Kreisläufer und Abwehrstratege fehlte dem THW in Montpellier mit einem schmerzenden Knie und fuhr zunächst zur Untersuchung nach Kiel. Gestern gab es die Entwarnung: Diagnose Kniestauchung. Ein längerer Ausfall ist damit nicht zu befürchten. Dennoch stößt Wiencek voraussichtlich erst zum "Tag des Handballs" zum DHB-Team. Das teilte der THW Kiel gestern mit. Ein Einsatz gegen Kroatien sei jedoch auch am Sonnabend zumindest fraglich. Prokop reagierte auf den kurzfristigen Ausfall und nominierte den 21-jährigen Lukas Stutzke vom Bergischen HC nach.
Weitere Zebras im Nationalmannschaftseinsatz: Niklas und Magnus Landin (Dänemark, Golden-League-Turnier mit Frankreich, Spanien, Dänemark und Norwegen in Aarhus und Aalborg), Harald Reinkind (Norwegen), Gisli Kristjánsson (Island, Testspiele gegen Schweden in Kristianstad und Karlskrona), Lukas Nilsson (Schweden), Pavel Horak (Tschechien, Testspiele gegen die Schweiz).
(Von Merle Schaack aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2019, Foto: Sascha Klahn)