Zebra: Endlich zurück
Für den quirligen Linksaußen Raul Santos könnte es nach seiner Rückkehr ins Kieler Handballgeschehen nicht besser laufen. Monatelang konnte der 25-jährige Österreicher seinen Zebras nur von der Tribüne aus beim Spielen zuschauen, jetzt ist er wieder mittendrin - und das äußerst treffsicher. Mit dem Arena-Magazin ZEBRA sprach Raul Santos über die schwere Monate bis zu seinem Comeback.
"Die Arbeit in Kiel ist sehr professionell"
Dieser Artikel ist im Arena-Magazin ZEBRA zum Heimspiel gegen den VfL Gummersbach erschienen
Mehr als zwei Drittel Saison sind bereits gespielt, und die DKB Handball-Bundesliga biegt bald schon wieder auf ihre Zielgerade ein. Doch für Raul Santos hat das Handballjahr gerade erst begonnen - und wie! Der Linksaußen kämpfte sich in den vergangenen Monaten mit harter Arbeit im Kraftraum nach einer schweren Knieverletzung zurück aufs Spielfeld und ist seitdem eine wahre Torfabrik. In den fünf Spielen, in denen er in der DKB HBL seit seinem Comeback im Februar wieder auf dem Feld stand - oder vielmehr in rasendem Tempo über das Feld flitzte -, erzielte er stolze 21 Tore. Also mehr als vier pro Partie: "Santi" ist wieder da!
Monatelang war Raul Santos zuvor nur zum Zuschauen verdammt gewesen, ließ sich dabei jedoch nicht seine karibisch geprägte gute Laune verhageln. Die Unterstützung seiner Teamkollegen, die er nur allzu gerne bespaßt, tat ihr Übriges: "Ich bin eher ein lustiger Typ, der eigentlich mit jedem klarkommt", erzählt Santos lachend. Mittlerweile spielt der 25-Jährige seine zweite Saison im Trikot des THW Kiel und fühlt sich hier mit seiner kleinen Familie wohl. Die kleine Tochter Lia kam im September 2016 zur Welt, ganz zu Beginn seiner Zeit in Schleswig-Holstein. "Kiel ist eine schöne Stadt", schwärmt Santos über seine Wahl-Heimat.
Der in der Dominikanischen Republik geborenene und in Österreich aufgewachsene Raul Santos wechselte vom VfL Gummersbach im Sommer 2016 nach Kiel und kam vom ehemaligen zum amtierenden Rekordmeister. "Der THW Kiel hat eine anderen Größe und spielt auf einem anderen Niveau", zählt Santos die offenkundigen Unterschiede von seinem Ex-Klub und seinem aktuellen Arbeitgeber auf. "Die Arbeit hier in Kiel ist sehr professionell." Doch nicht nur in der täglichen Arbeit ist es in Kiel etwas anders, wie der Rechtshänder berichtet: "Wenn wir als Kieler irgendwo ankommen, dann ist das ein besonderer Moment für die Fans. Egal, wo und wann wir spielen, es sind immer viele Zuschauer da, auch viele unserer eigenen Fans. Das pusht einen sehr und gibt einem ein gutes Gefühl, für diesen Verein zu spielen. Von diesem Klub kann man sich vieles abschauen", so Santos stolz.
"Geile Stimmung"
Zurück: Raul Santos darf endlich wieder Tore werfen!
Was die leidenschaftliche Unterstützung der Zuschauer ausmachen kann, wurde erst kürzlich deutlich, als Santos und seine Zebras im unglaublich lauten und emotionsgeladenen Hexenkessel Sparkassen-Arena erst den ungarischen Topklub Pick Szeged im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse mit sieben Toren Unterschied besiegten und nur kurze Zeit später in der DKB Handball-Bundesliga auch den Tabellenführer, die Rhein-Neckar Löwen, mit einer Fünf-Tore-Niederlage wieder nach Hause schickten. "Geile Stimmung", kommentierte Santos den phänomenalen Rückhalt der "weißen Wand" kurz und knapp - mehr Worte waren auch nicht nötig, denn die unbändige Freude nach dem Abpfiff des Spiels, bei dem er drei Tore zum grandiosen Sieg beisteuerte, sprach schon Bände genug.
In einem solchen Moment erinnert sich das eine oder andere Zebra häufig an das erste Einlaufen als Teil der Heimmannschaft in die berühmt-berüchtigte Arena zurück, die das erklärte Ziel vieler Handballer und Fans ist. So auch Raul Santos: "Das erste Mal, als ich in die Sparkassen-Arena eingelaufen bin, war das eine sehr coole Sache - das ist wirklich eine große Dimension an Zuschauern", zählt der österreichische Nationalspieler noch einen weiteren Vorzug auf, für den THW Kiel zu spielen. In Kiel wird der Handball seit Jahren beispiellos gelebt, das wissen Raul Santos und seine Teamkollegen nicht nur von den Heimspielen, die sie regelmäßig vor über 10.000 Zuschauern bestreiten. Auch außerhalb ihres schwarz-weißen Wohnzimmers erleben die Zebras die große Unterstützung der Fans in ihrem Alltag. "Besonders vor großen Spielen bekommt man die Wichtigkeit des Handballs in Kiel zu spüren. Die Leute wünschen dir viel Erfolg, wenn du sie auf der Straße triffst, das ist ein wirklich besonderes Gefühl", freut er sich. Raul Santos wird noch viele dieser Wünsche mit auf den Weg bekommen, denn für ihn fängt es gerade erst wieder so richtig an!
(Von Rika Finck, aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Gummersbach)