KN: Titelkampf vor dem Titelkampf
Kiel. Meister gegen Pokalsieger, Rekordgewinner gegen Titelverteidiger, die erste Standortbestimmung der neuen Saison und ein echter Kracher: Der Supercup zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel heute Abend (19 Uhr, mehr Infos im Vorbericht auf der THW-Seite) in Stuttgart steht unter vielen Vorzeichen. Einen Tag vor dem Bundesligastart geht es dabei aber vor allem um eins: den ersten Titel der neuen Spielzeit.
Löwen Top-Favorit auf den Titel
Der THW ist mit 17 gespielten Supercup-Partien nicht nur Rekord-Teilnehmer, sondern mit neun Titeln auch Rekordsieger. Von 2004 bis 2015 bestritten die Zebras jedes Spiel um die erste Trophäe der Saison. Nach einem Jahr Pause - 2016 gewannen die Rhein-Neckar Löwen gegen Pokalsieger SC Magdeburg mit 27:24 (17:12) - starten die Kieler nach dem zehnten Pokalsieg den Angriff auf den zehnten Supercup-Titel. "Es ist vielleicht nicht der wichtigste Titel, aber es ist ein Endspiel", sagt THW-Torhüter Niklas Landin. "Es ist einfach immer richtig geil, solche Spiele zu spielen."
Für den Dänen ist der Supercup in zweierlei Hinsicht besonders: Er trifft erneut auf alte Weggefährten aus seiner Löwen-Zeit, außerdem war das Supercup-Duell des THW Kiel mit der SG Flensburg-Handewitt vor zwei Jahren nach einem Kurzeinsatz im Pokal gegen Zweitligist TuSEM Essen Landins zweites Pflichtspiel im Zebratrikot - das erste und lange nicht das letzte Spiel, das er mit starken Paraden zugunsten der Kieler mit entschied. "Es sind viele Zuschauer in der Halle, und es geht sofort um eine Trophäe. Da ist ganz klar, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen", sagt er zum seit 2014 in Stuttgart ausgetragenen Duell zwischen Meister und Pokalsieger.
Auch für Rune Dahmke ist der heutige Auftritt nicht irgendein Spiel vor Saisonbeginn. 2014 feierte der Kieler sein Profidebüt beim THW und durfte gleich den ersten Pokal mit nach Hause nehmen - im wahrsten Wortsinn, denn als Pokalwart war es seine Aufgabe, den sicheren Transfer des Potts zu gewährleisten. Drei Jahre später weiß Dahmke genau, was auf die Zebras zukommt. "Das Grundkonzept bei den Löwen wird sicher so sein wie in den vergangenen Jahren", sagt er. "Sie haben zwar ein paar Neuzugänge, aber die Mannschaft ist ja zu großen Teilen zusammen geblieben."
Vier Abgänge verzeichneten die Mannheimer im Sommer, das Karriereende von Kim Ekdahl du Rietz wiegt am schwersten. Der Schwede war einer der Garanten für die Titelverteidigung in der Bundesliga, die Last im linken Rückraum ruht nun auf den Schultern von Mads Mensah Larsen und Neuzugang Momir Rnic (Melsungen). Der Rückraum der Löwen ist nach wie vor mit Weltklasse besetzt, neben Regisseur Andy Schmid ist Alexander Petersson noch immer eine Wunderwaffe, auch der Norweger Harald Reinkind machte am Pokal-Wochenende einen starken Eindruck. Dazu ist die Abwehr mit Kristian Bliznac (Elverum) verstärkt worden, gemeinsam mit dem ehemaligen wie zukünftigen Zebra Hendrik Pekeler und Gedeon Guardiola ist das ein echtes Bollwerk. Jeremy Tollbring (Kristianstad) und Bogdan Radivojevic (Flensburg) sollen auf Außen Gudjon Valur Sigurdsson und Patrick Groetzki unterstützen.
Beide Teams wollen sich für die Liga in Stellung bringen, die Löwen haben zudem noch eine Rechnung aus dem bislang einzigen Supercup-Duell offen. 2007 setzte es im offiziell ersten Spiel für die Rhein-Neckar Löwen, die bis dahin unter dem Namen SG Kronau-Östringen firmierten, eine 31:41-Klatsche. Beim THW mit dabei war bereits Christian Zeitz, auf der Gegenseite ist Patrick Groetzki der einzig verbliebene Aktive - zumindest fast: Der heutige Teammanager Oliver Roggisch musste vor zehn Jahren in Abwesenheit von Uwe Gensheimer auf Linksaußen ran. Lediglich vier Spieler aus seinem Kader hätten THW-Format, sagte Löwen-Trainer Juri Schewzow damals. Das ist Geschichte, das heutige Duell ist eins auf Augenhöhe. Und ein Titelkampf vor dem Titelkampf.
(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 23.08.2017, Foto: Sascha Klahn)