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KN: Es geht schon wieder los

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KN: Es geht schon wieder los

Kiel. Montag, 11 Uhr, Sportforum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Genauer gesagt: Olshausenstraße 74, 4. Stock, Institut für Sportwissenschaft, Arbeitsbereich Sportmedizin und Trainingswissenschaft. In einem langgestreckten Raum stehen diverse Trainingsgeräte, durch die Fenster lässt sich das Sportforum mit Schwimmhalle und Sportplätzen überblicken, die Sonne scheint herein, es ist warm. Ganz hinten, auf einem Laufband, läuft und schwitzt ein 1,98-Meter-Hüne, angeschlossen und verkabelt an zwei Monitore. "Ohne diese Maske wäre das alles viel einfacher", schnaubt er durch das Gerät, das an die Atemvorrichtung eines Kampfpiloten erinnert. Nach drei Minuten ist Pause, und der nicht zu Beneidende muss nun auch noch eine Blutabnahme aus seinem Ohrläppchen über sich ergehen lassen. Aber es hilft ja alles nichts, Quälerei muss sein. Das weiß auch Nikola Bilyk.

THW Kiel startet mit Leistungsdiagnostik und ersten Trainingseinheiten

Der Österreicher ist einer der THW-Profis, die am Montag durch die Leistungsdiagnostik müssen. Aufgalopp zum Trainingsstart sozusagen, gleiche Qual für alle. Bei der sogenannten "Spiroergometrie" in Verbindung mit dem im Sport allseits bekannten Laktattest werden die Zebras auf Herz und Nieren geprüft -beziehungsweise auf Herz, Blut und Lunge. Herzfrequenz, Atemfrequenz, Atemmenge, Sauerstoffverbrauch und andere Daten laufen über die Monitore, während Bilyk ackert. Drei Minuten Laufen, in einer kurzen Pause geht es den Ohrläppchen an den Kragen, dann wieder drei Minuten Laufen, die Geschwindigkeit steigt immer weiter, in Intervallen von knapp einem Stundenkilometer. Angefangen bei neun km/h treibt der Österreicher sich und das Laufband stetig an, bei der letzten Stufe, die er erreicht, sind es 16,2. "Du setzt Maßstäbe, an denen sich die anderen erst mal messen lassen müssen", sagt Dr. Jutta Noffz, die den Test durchführt, mit einem Grinsen. Bei der Diagnostik geht es nicht darum, welcher THW-Akteur mehr schafft als der andere, sondern wie jeder für sich individuell am besten trainieren kann, bei welcher Herzfrequenz etwa.

Viel wichtiger ist, wie die Werte im Vergleich zum letzten Jahr sind. Bei Bilyk sind die Änderungen überschaubar, in der Spitzenbelastung etwas mehr Laktat, dafür eine geringere Herzfrequenz. Auch die Körperfettwaage spuckt nur Gutes aus, kaum Veränderungen bei Fettanteil, Muskelmasse und den anderen Daten. Dabei kommt Bilyk gerade aus dem Urlaub, hatte im vergangenen Jahr im Sommer extrem gearbeitet, um auf seine erste Vorbereitung unter Coach Alfred Gislason perfekt vorbereitet zu sein. "In diesem Sommer habe ich nicht ganz so viel gemacht wie im Jahr davor", sagt er. Ein paar Hundert Gramm weniger wiegt er trotzdem - wie kommt das? "Vielleicht weil ich keinen Scheiß gegessen hab'", sagt er schmunzelnd. Nicht mal Kaiserschmarrn im Heimaturlaub war drin. "Ich habe nur ein mal etwas Sachertorte gegessen", erklärt der Österreicher, der nach der kraftraubenden Saison auch in Kroatien und auf Mallorca Urlaub machte. Doch auch auf der Baleareninsel ging es schon wieder auf's Laufband.

"Alle, die bisher beim Test waren, sind fit", sagt Dr. Noffz. "Man merkt, dass sie anderen Urlaub machen als unsereins." Doch auch mit dem anderen Urlaub ist es spätestens jetzt vorbei. Als Bilyk schweißüberströmt vom Laufband gestiegen ist und einen letzten Tropfen Blut abgegeben hat, reicht die Zeit noch für ein zehnminütiges Gespräch mit der Sportmedizinerin über die Werte, Belastung, Entwicklung und damit zusammenhängende Themen wie Ernährung. Dann muss er sich auf den Weg machen: Im Mare-Klinikum steht der nächste Test an, dort geht es um Beweglichkeit. Der Auftakt in die neue Saison ist wie immer hart. "Klar ist das anstrengend, aber ich freue mich darauf", sagt Bilyk. "Wenn du das im Team angehst, macht das auch großen Spaß." Vier Wochen Quälerei stehen nun auf dem Programm, dann startet der THW mit dem Supercup in Stuttgart in die neue Saison. Auch Linksaußen-Neuzugang Emil Frend Öfors bekam am Montag einen ersten Eindruck davon. Als der Schwede nach dem Test völlig entkräftet vom Laufband stieg, zeigte sein Landsmann Lukas Nilsson gleich, wo es beim THW lang geht: "Beeil dich - in einer halben Stunde müssen wir laufen!"

(Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 18.07.2017, Foto: Sascha Klahn)