KN: "Euch gehört mein Herz"
Emotionaler Abschied und Fanparty in der Sparkassen-Arena
Licht aus, Spot an! Nach den 60 Minuten gegen den HC Erlangen konnten die Zebras - beflügelt durch einen Sieg - ihren "Sprengi" noch einmal richtig abfeiern; nach 401 Spielen für den THW Kiel und mehr als 800 Toren. "Ich habe viel von Sprengi gelernt", sagte Rechtsaußen-Kollege Niclas Ekberg. Der Berliner Nationalkeeper Silvio Heinevetter wünschte seinem Kumpel via Videobotschaft schon mal "alles Gute fürs Rentnerleben". Andreas Wolff ("Ich habe zu ihm aufgeschaut. Eine Legende tritt ab") schwärmte von einem "empathischen Menschen", und Alfred Gislason brachte es trocken auf den Punkt: "Außer ihm hat es keiner geschafft, es so lange mit mir auszuhalten. Er ist sehr beliebt, sehr ehrlich." Da war das Fundament für eine emotionale Ausnahmesituation gelegt, doch Sprenger wäre nicht Sprenger, würde er in einem solchen Moment nicht erst einmal den Hebel auf "launig" umlegen. Und so gab die sympathische Berliner Schnauze erst einmal eine Anekdote aus dem April 2009 zum Besten, als er mit Kumpel Heinevetter gerade dabei war, eine Bude in Berlin zu suchen, weil sein Wechsel vom SC Magdeburg zu den Füchsen Berlin irgendwie ausgemachte Sache gewesen sei. "Da guck ich mir mit Silvio also Wohnungen an, da ruft auf einmal Alfred Gislason an: 'Sprengi' haste Bock auf Titel? Pack deine Koffer, du kommst nach Kiel, am 14. Juli geht das Training los." Sprenger legte auf, guckte verdutzt, Heinevetter fragte, was wohl los sei, und Sprenger entgegnete: "Ich glaub, ich spiel' nächstes Jahr beim THW Kiel." So begann sie also für den heute 34-Jährigen, die "erfolgreichste Zeit meines Lebens auf diesen Brettern, die für jeden Handballer die Welt bedeuten". Da flossen dann doch einige Tränen auf den Rängen und im Schatten der Spotlights, als sich Sprenger bei Alfred Gislason ("Du gabst mir die Chance, meinen Traum vom Bundesliga-Spieler zu verwirklichen, dafür bin ich dir ewig dankbar. Du bist ein toller Mensch"), bei der Magdeburger Osteopathin Susanne Laschinski ("Als ich mich 2006 verletzte, hast du ein Jahr lang jeden Tag an meinem Comeback gearbeitet") und bei seinen Eltern bedankte: "Mama und Papa - wenn irgendetwas Wichtiges in eurem Leben los war, war ich meistens nicht da. Aber: Euch gehört mein Herz." Nach diesem Kloß im Hals ging es dann im Umlauf der Arena weiter, wo die Zebra-Stars höchstpersönlich nicht nur Autogramme am Fließband verteilten, sondern auch höchstpersönlich für frisch gezapftes Bier und Beats vom Plattenteller sorgten. Keine entrückte Bühnenshow, sondern die geliebten Helden am Ende einer anstrengenden Saison zum Anfassen. Eine Saison, die Mannschaft und Fans, die zur "weißen Wand" wuchsen, einander womöglich wieder näher gebracht hat. Kein Wunder, dass sich THW-Kapitän Domagoj Duvnjak zu einem ganz besonderen Versprechen hinreißen ließ: "Der Pokal ist schon zu Hause, und nächste Saison kommt auch die Meisterschale." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 06.06.2017, Foto: Sascha Klahn)