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KN: „Die Mannschaft kann daraus lernen“

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KN: „Die Mannschaft kann daraus lernen“

Paris. Andreas Wolff bleibt nach dem überraschenden 20:21-Achtelfinal-Aus bei der Handball-WM gegen Katar noch lange auf dem Spielfeld der Pariser AccorHotels Arena. Der 25-jährige Torwart der deutschen Nationalmannschaft liegt auf dem Boden, an eine Bande gelehnt. Silvio Heinevetter spendet Trost, eine tolle Geste. Zwei Konkurrenten, im Schock vereint. Aber der Torwart des THW Kiel, der am Sonntag eine überragende Leistung mit 19 Paraden zeigte, ist keiner, der sich versteckt. Wolff stellt sich den Fragen unserer Zeitung – die Augen knallrot, das ist Wut, da sind Tränen geflossen.

THW-Nationaltorhüter Andreas Wolff blickt bei allem Frust über das WM-Aus optimistisch in die Zukunft

Andreas Wolff, alle stehen unter Schock. Wie konnte das passieren? Andreas Wolff: Vielleicht war die Erwartungshaltung bei einigen Spielern zu hoch, nachdem wir so souverän die Gruppe gewonnen hatten. Da haben sie offenbar zu wenig Konzentrationspunkte setzen können. Können Sie das konkretisieren? Scheinbar hat man im Vorwege vergessen, dass man gegen eine harte Abwehr wird spielen müssen und dass mit Danijel Saric ein Weltklasse-Mann bei Katar im Tor steht. Vielleicht hätte man sich vor dem Spiel mal gedanklich mit dem gegnerischen Torwart beschäftigen sollen. Und damit, wie Katar seine Deckung stellt. Sie kritisieren das eigene Versagen. Welche Rolle haben die Schiedsrichter in diesem Achtelfinale gespielt? Ich hatte gedacht, 2015 ... das, was damals bei der WM passiert ist (Deutschland schied im Viertelfinale nach zahlreichen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen mit 24:26 gegen WM-Gastgeber Katar aus, d. Red.), würde eine einmalige Sache bleiben. Aber die Mannschaft aus Asien wurde hier in Paris deutlich von den Schiedsrichtern bevorteilt. 5:0 Siebenmeter zugunsten von Katar sprechen eine deutliche Sprache. Oder die vorletzte Aktion: Ein Spieler von denen reißt zuerst unseren Kreisläufer siebenmeterwürdig um, springt dann Paul Drux wie irre in die Seite, aber die Unparteiischen entscheiden auf Stürmerfoul. Was kann Ihre Mannschaft nach dem super-erfolgreichen Jahr 2016 mit EM-Gold und Olympia-Bronze aus dieser Niederlage lernen? Vielleicht kann man dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen: In zwei Jahren haben wir wieder die Chance, Weltmeister zu werden, und dann haben wir im eigenen Land das Publikum im Rücken. Die junge Mannschaft kann sicher daraus lernen und sieht jetzt, dass man den zweiten Schritt erst nach dem ersten machen muss. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass der Leipziger Christian Prokop Nachfolger von Dagur Sigurdsson wird. Was erwarten Sie von dem neuen Bundestrainer? Jetzt wird es darauf ankommen, dass der neue Bundestrainer den Weg von Dagur Sigurdsson fortsetzt und trotzdem seine eigene Handschrift entwickelt, seine eigene Philosophie hat und es schafft, sie uns einzuimpfen. Müssen die vom Deutschen Handballbund gesteckten Ziele (Eine WM-Medaille 2019 im eigenen Land und Olympia-Gold 2020 in Tokio, d. Red.) nach dem frühen WM-Aus angepasst werden? Warum soll ich von unseren großen Zielen abweichen? Wir haben immerhin gegen den Vize-Weltmeister und Asienmeister verloren. Ich hatte vorher schon gewarnt, dass Katar womöglich nur auf die K.o.-Runde gewartet hat, um seinen besten Handball zu zeigen. Und in einem Jahr fahren wir immerhin als Titelverteidiger zur EM in Kroatien. Der Bundestrainer hat gesagt, dass in diesem Spiel einfach zu wenig Spieler einen guten Tag hatten. Spielmacher Steffen Fäth hatte einen richtig schlechten. Sind Sie jemand, der jetzt in der Lage ist, seine Mitspieler wieder aufzurichten? Ich muss jetzt selbst erst einmal mit dem Spiel klarkommen, darum bin ich nach dem Schlusspfiff auch noch so lange in der Halle geblieben. So richtig weiß ich nicht, was ich empfinden soll. Ich will, glaube ich, erst einmal meine Ruhe haben. (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 24.01.2017, Foto: Archiv/Sascha Klahn)