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ZEBRA: Erlend Mamelund – der Lächelnde

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ZEBRA: Erlend Mamelund - der Lächelnde

Erlend Mamelund war eigentlich schon in Bundesliga-Rente, als er sich im Sommer noch einmal auf ein kurzfristiges Abenteuer in der stärksten Liga der Welt einließ. Und das bei einem der besten Clubs der Welt: dem THW Kiel. 

Er fühlt sich wohl in der Herde

Erlend Mamelund fühlt sich wohl an der FördeOb im Spiel oder abseits des Handballparketts: Wer Kiels norwegischen Rückraumspieler Erlend Mamelund beobachtet, der stellt schnell fest, dass der sympathische Blondschopf meistens ein fröhliches Lächeln auf den Lippen hat. Zum Einen wurde ihm die gute Laune schon mit in die Wiege gelegt, denn der 32-Jährige stammt aus einem Land, das laut einer jährlichen Untersuchung der UNO bereits seit Jahren zu den glücklichsten Flecken der Welt gehört. Zum Anderen sieht man ihm deutlich an, dass er sich in der Kieler "Zebraherde" besonders wohl fühlt.

Ein Anruf veränderte alles

Dass er überhaupt einmal das berühmte schwarz-weiße Trikot tragen würde, hätte er vor einem Jahr selbst noch nicht für möglich gehalten. Denn nach Stationen in Nordhorn, Flensburg und Montpellier hatte Mamelund 2013 dem Handball außerhalb Norwegens eigentlich endgültig den Rücken zugekehrt. Er heuerte wieder bei seinem Stammverein Haslum HK vor den Toren Oslos an, der in der "GRUNDIGligae", der ersten norwegischen Liga spielt. Das "endgültig" wurde allerdings wieder gestrichen, als es im Sommer des vergangenen Jahres zu einem Telefonat kam, das sein Leben als Handballer bei Haslum HK und als Berater bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Oslo noch einmal gehörig auf den Kopf stellte. Am anderen Ende war Kiels Trainer Alfred Gislason, der auf der Suche nach einem kurzfristigen Ersatz für den nach Barcelona gewechselten Filip Jicha war. "Ein Comeback im Profihandball und das beim THW, dem größten Verein der Welt - fantastisch", schüttelt Mamelund noch immer beinahe ungläubig den Kopf, wenn er an den Moment dieses alles verändernden Anrufs denkt.

Karriere mit Problemen

Denn der 1,97 Meter große Rechtshänder hatte in seiner Profikarriere des öfteren mit Problemen zu kämpfen. Für die HSG Nordhorn spielte er von 2007 bis 2009 zwei Jahre lang in der Bundesliga, doch die finanziellen Engpässe seines Arbeitsgebers erstickten viel zu oft das heute so gängige Lachen in Mamelunds Gesicht. Auch sein Wechsel über die SG Flensburg-Handewitt zum FC Kopenhagen trug nicht gerade zur Bildung von Lachfalten bei. Denn ebenso wie in Nordhorn haperte es auch beim dänischen Hauptstadt-Club an den Finanzen. Und das in so großem Stil, dass der Spielbetrieb 2010 eingestellt werden musste - nur ein Jahr nach Mamelunds Umzug nach Dänemark. Für ihn ging es danach für zwei Jahre wieder in die Heimat zum Haslum HK zurück, ehe er es 2012 noch einmal wissen wollte und zu Montpellier HB nach Frankreich wechselte. Doch auch hier war das anfängliche Glück nicht von Dauer. Teile des Teams, unter anderem der ehemalige Kieler Nikola Karabatic, waren in einen Wettskandal verwickelt, der den französischen Handball in seinen Grundfesten erzittern ließ und die Mannschaft von Montpellier HB in der Folge auseinander riss. Einige Spieler, darunter auch Erlend Mamelund, verließen den Verein noch während der Saison.

Abwehrspezialist Mamelund: "Tolle Erfahrung"

Den Norweger zog es, wie eingangs erwähnt, Anfang 2013 zurück in die Heimat, bis der besagte Anruf kam, der ihn noch einmal aus Oslo in die Welt schicken sollte. "Es war anfangs zwar eine große Überraschung, aber es ist eine tolle Erfahrung, hier zu spielen", freut sich der Nationalspieler noch immer, das spontane Angebot angenommen zu haben - und das auch Dank des Haslum HK und seines Arbeitgebers, die ihn beide für ein Jahr freistellten. Heute, knapp acht Monate später, bewegt sich der Rechtshänder auf dem Handballparkett so, als hätte es die Pause vom Profi-Dasein nie gegeben. In seinen Einsätzen in der DKB Handball-Bundesliga, der VELUX EHF Champions League und dem DHB-Pokal wurde er in Kiel zum echten Abwehr-Spezialisten. Und so ist das Handball-Kapitel bei den "Zebras" auch eine Art Wiedergutmachung für das, was Erlend Mamelund in seiner Zeit als Profi bisher nicht über längere Strecken vergönnt war: Zweikämpfe mit einem Lächeln anzunehmen. (Aus dem Arena-Magazin "ZEBRA" zum Heimspiel gegen den TuS N-Lübbecke)

Erlend Mamelund über ...

... Oslo/Norwegen: Oslo ist meine Heimat und mein Platz im Leben. Für mich ist das die schönste Stadt der Welt. In Norwegen lebt meine Familie, die ich hier in Kiel sehr vermisse - genauso wie meine Frau, die weiterhin in Oslo wohnt. ... Abwehrarbeit: Es ist das erste Jahr in meinem Leben, das ich beinahe nur in der Abwehr spiele, aber es macht Spaß. Wir haben 16, 17 gute Spieler, und es können nicht alle im Angriff und in der Abwehr spielen. Ich mache meine Defensiv-Arbeit, und mir ist es am Wichtigsten, dass wir das Spiel gewinnen! ... Fernbeziehung:  Meine Frau und ich sehen uns momentan nicht so oft, weil sie ja in Norwegen geblieben ist. Am häufigsten sehen wir uns beim Video- Telefonieren. Wir haben uns in den vergangenen Monaten nur so ungefähr jedes dritte Wochenende sehen können, wenn sie mich in Kiel besucht hat. Sie ist auch Handballerin, aber ihre Saison ist bereits vorbei, so dass sie jetzt im Mai vielleicht sogar jedes Wochenende zu mir zu Besuch kommen kann. ... Handball-EM: Die Europameisterschaft Anfang des Jahres in Polen war eine tolle Zeit. Wir haben mit der norwegischen Nationalmannschaft mit dem vierten Platz ein super Ergebnis erzielt. Das Halbfinale gegen Deutschland war schon sehr knapp, es war ein wirklich gutes Handballspiel. Beide Mannschaften hätten gewinnen können, aber Deutschland hat es am Ende gemacht. ... Nachwuchsförderung: Der norwegische Handballverband arbeitet seit Jahren sehr gut, und es kommen in Norwegen viele große Talente nach, die momentan noch nicht in der Nationalmannschaft spielen. Wenn es so weiter geht, sind wir in zwei, drei Jahren vielleicht jedes Mal bei Großturnieren im Halbfinale mit dabei.