KN: Die Leiden des Torsten J.
"Toto" Jansen kam zum THW Kiel, um zu helfen
Am 23. Dezember feiert Jansen seinen 39. Geburtstag. Für den Weltmeister von 2007, Europameister von 2004, Champions-League-Sieger (2013) und Deutschen Meister (2011) steht fest: Diese Saison ist seine letzte als Profi-Handballer. Gekommen war er, um zu helfen, die Zeit ohne den verletzten Dominik Klein (Kreuzbandriss) zu überbrücken. Jetzt, im Dezember, redet niemand mehr von Jansen. Viel mehr von Klein (Comeback, geht nach Nantes), Raul Santos (kommt im Sommer aus Gummersbach) und Dragos Oprea (Vertrag läuft nach Weihnachten aus). Und Jansen? Er schuftet, hangelt sich von Arztbesuch zu Arztbesuch, rätselt und hofft. Im Trainingslager in Herzogenaurach wurden die Schmerzen größer. Erst war es die Wade, dann die Achillessehne. Später wurde eine Bandscheibenvorwölbung als Ursache ausgemacht. Jansen trainierte, kämpfte sich an die Mannschaft heran, wurde immer wieder zurückgeworfen. "Ich versuche alles, dass es klappt. Aber diese Situation ist das Unbefriedigendste, was man sich vorstellen kann." Behandlungen, Reha, immer wieder das Simulieren von Belastungssituationen – Jansen ackert. Er versucht dabei, nicht daran zu denken, wann er wieder spielen wird oder ob er doch noch einmal für den THW wird auflaufen können. Er schindet sich für sich selbst. "Diese ganzen Arztbesuche sind wahrscheinlich mehr Aufwand, als wenn ich spielen würde." Und dann wird der gelernte Bankkaufmann, der einst ein Politik- und Geschichte-Studium anfing, um sich dann doch ganz aufs Handballspielen zu konzentrieren, ganz differenziert: "Man muss die ganze Geschichte auch relativieren", sagt Jansen. Und dann fällt dieser eine Satz, der so viel bedeuten könnte, es aber doch nicht tut: "Ich bin kerngesund." Das Blut, die Zähne, die Organe - nichts, was bei "Toto" nicht untersucht wurde. Alles gesund, nur die Wade, die blieb ein Problem. "Richtig schlimm" sei es gewesen, als die Mannschaften beim Derby zwischen den Zebras und dem HSV in die Sparkassen-Arena einliefen. "Da könntest du jetzt auch sein", dachte sich Jansen, der mit seiner Familie im Norden Hamburgs lebt. Eine Familie, die ihm in den letzten Monaten Halt gab. Ehefrau Anke, eine Diplom-Pädagogin, die Töchter Hanna (8), Ida (7), Elin (4), der Sohn Are (2). Halt, als er zwischendurch doch ans Aufhören, ans Hinschmeißen dachte – und trotzdem weitermachte. "Es kann doch nicht so dramatisch sein, habe ich dann immer gedacht." Jetzt will Torsten Jansen "das Vertrauen zu meinem Körper" wiedergewinnen. Er will seinen Kopf ausschalten, hat sich wieder herangekämpft. "Einfach machen", sagt er. "Nicht immer nur nachdenken." Anke und die Kinder waren zuletzt nicht nur Ablenkung, sondern vielmehr Unterstützung. Jansen lacht stolz, als er erzählt, was seine Kinder sagten: "Papa, wenn Du nicht mehr spielst, dann spielst Du eben nicht mehr." Jetzt sagen auch die dunklen Augen: "Es ist gut so." (Von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 11. 12. 2015, Foto: Archiv/Sascha Klahn)