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KN: Neuzugang Dragos Oprea will dem THW Kiel helfen

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KN: Neuzugang Dragos Oprea will dem THW Kiel helfen

Kiel. Am Dienstag vergangener Woche musste alles ganz schnell gehen: Als der THW Kiel bei Dragos Oprea anrief, hatte der ehemalige Göppinger eine Stunde Zeit für eine Zusage. Er brauchte fünf Minuten. Seit Sonnabend ist "Dodo" in Kiel und will die Zebras auf Linksaußen unterstützen.

Ein Glückskeks und sein bester Freund

Das erste Spiel mit dem deutschen Rekordmeister ist gleich eine Rückkehr. Oprea spielte von 2000 bis 2015 bei Frisch Auf Göppingen in der Bundesliga. Über 400 Spiele, fast 1200 Tore, zwei EHF-Pokalsiege – es waren erfolgreiche Jahre. In diesem Sommer folgte der Abschied, ihm wurde kein neuer Vertrag angeboten. Es begann eine kleine Odyssee, die ihn schlussendlich nach Kiel spülte. "Ich musste erstmal einen Berater engagieren, der mir bei der Suche nach einem neuen Verein hilft. Das habe ich vorher ja nie gebraucht", sagt der 33-Jährige. Es folgte eine mündliche Einigung mit Dinamo Bukarest, Oprea reiste in sein Geburtsland Rumänien, um den Vertrag zu unterschreiben. Nach zwei Wochen, in denen er immer wieder vertröstet worden war, flog er zurück nach Deutschland. Ein Karriereende zog Oprea nie in Betracht, er bat Frisch Auf darum, sich dort fithalten zu können. "Es war für mich wichtig, auf einem hohen Niveau zu bleiben", sagt er. Doch nur Training reichte dem 1,90m-Mann nicht, so unterzeichnete er einen Vertrag beim Fünftliga-Aufsteiger TV Steinheim. Vater Vasile, früher selbst rumänischer Nationalspieler, war dort jahrelang Trainer. Oprea machte ein Spiel - dann rief der THW an. "Ich hatte Alfred Gislasons Nummer schon, deswegen wusste ich, dass er es war, der dort anrief", verrät der Linksaußen. Nachdem er seiner Frau Katja vom Anruf erzählt hatte, sagte er zu. "Es musste schnell gehen, weil am Dienstagabend die Meldefrist für die Champions League ablief", erklärt er. Oprea hatte eine Ausstiegsklausel im Steinheimer Vertrag. Eine Vorahnung? Einen Monat vorher war er mit seiner Frau in einem chinesischen Restaurant essen, in seinem Glückskeks stand "Deine Geduld wird auf die Probe gestellt, aber du erreichst Dein Ziel". "Ich habe den Zettel die ganze Zeit in meinem Geldbeutel aufbewahrt", erzählt er grinsend. "Viele Leute hatten mich wohl schon abgeschrieben, weil ich 33 bin." 1996 kam "Dodo" als 14-Jähriger nach Deutschland, begann mit dem Handballspielen. Nach 15 Jahren bei Frisch Auf ist er am Sonnabend in Kiel angekommen. Hätte er sich an eine Aussage von früher gehalten, hätte das deutlich länger gedauert. "Ich habe gesagt, wenn ich mal ein Angebot aus Kiel oder Barcelona bekomme, gehe ich zu Fuß dahin", verrät Oprea. Stattdessen nahm er nun lieber das Flugzeug, schließlich will er dem THW schnell helfen. "Ich fühle mich gut und bin fit", erklärt er. Nun lebt er sich in Kiel ein, büffelt Spielzüge und macht sich bekannt. Einen besten Freund hat Oprea schon gefunden: sein Navigationsgerät. "So finde ich auch immer den Weg zum Training", sagt er und lacht. Die erste Einheit absolvierte er am Dienstag (Gislason: "Es war alles gut, er hatte keine Probleme"), schon heute könnte Oprea das erste Mal im Zebratrikot auflaufen - und das in Göppingen. "Da werden sicher komische Gefühle dabei sein, aber ich freue mich auf das Spiel", verrät er. "Göppingen wird die Punkte nicht herschenken. Wir werden uns 60 Minuten lang bekämpfen, danach können wir gerne in der Kabine ein Bier zusammen trinken." Für Oprea stehen Premieren-Wochen an: Das erste Spiel gegen Göppingen, das erste Mal Champions League, das erste Nordderby. Trotz dieses Ausblicks versucht er, von Spiel zu Spiel zu denken. "Ich muss mich erstmal auf meine Grundaufgaben konzentrieren. Ich kann Rune Dahmke vielleicht ein wenig entlasten und mit meiner Erfahrung helfen", erklärt er. "Aber auch ich kann mit 33 Jahren noch viel von so einer Weltklasse-Mannschaft mit einem Trainer wie Alfred Gislason lernen." (Von Niklas Schomburg, aus den Kieler Nachrichten vom 23.09.2015, Foto: Sascha Klahn)