Viertelfinale! DHB-Team fegt Ägypten raus
Harter Auftakt mit deutscher Führung
Lichtlein überragend
Frühe Vorentscheidung
WM 2015, Achtelfinale: DEUTSCHLAND - Ägypten: 23:16 (12:8), 26.01.2014
Mittwoch geht es gegen Qatar
Kieler Nachrichten: Lichtlein überstrahlte alle
Doha. Das Wüstenmärchen geht weiter: Gestern besiegte die deutsche Handball-Nationalmannschaft im WM-Achtelfinale Ägypten mit 23:16 (12:8). In der Lusail-Arena von Doha lieferte sie ihre beste Turnierleistung ab und hatte in Torhüter Carsten Lichtlein die Eintrittskarte ins Glück. Im Viertelfinale erwartet sie morgen (16.30 Uhr/Sky) mit Gastgeber Katar eine Mannschaft, die bislang noch keinen angsteinflößenden Eindruck hinterlassen hat. Die Deutschen erwischten gegen Ägypten einen Auftakt nach Maß. Die Abwehr, in der Stefan Kneer wie schon gegen Argentinien (28:23) zunächst auf der für ihn ungewohnten halbrechten Position deckte, stand wie eine Gummiwand. Stabil, beweglich, undurchlässig. Bis zur zehnten Minute ließ sie nur einen Treffer der Ägypter zu, die auch dann das Nachsehen hatten, wenn sie einmal bei freier Sicht werfen durften. Der überragende Lichtlein (Erfolgsqoute 54 Prozent) parierte vor der Pause unter anderem drei Siebenmeter und legte den Grundstein für eine Vier-Tore-Führung. Eine, die noch deutlicher hätte ausfallen können. In der 26. Minute knallte Uwe Gensheimer einen Strafwurf an den Pfosten, es wäre das 12:6 gewesen. Anschließend setzte sich Martin Strobel auf flinken Beinen gegen die ägyptischen Hünen durch, die sehr breite Schultern und sehr lange Arme hatten, aber sehr hüftsteif wirkten, wenn sie sich einmal etwas schneller bewegen mussten. Strobel nutzte das im Wissen, dass der Weg zum Tor einem Spalier glich, in dem jeder ungestraft mit einem Stock zuschlagen durfte. Gezeichnet verwarf der sonst glänzend aufspielende Mittelmann schließlich. Es blieb ohne Folgen. Anfangs griffen die tschechischen Unparteiischen Novotny/Horacek noch rigoros durch, doch mit zunehmender Spieldauer überließen sie die Deutschen ungeschützt dem Schmerz. So wurde Steffen Weinhold von Aly Mohamed so hart am Kiefer getroffen, dass er minutenlang behandelt werden musste. "Ich habe im Spiel zwar nichts mehr gespürt", sagte der Kieler, "aber als ich meine Kollegen nach dem Abpfiff umarmt habe, tat es wieder weh". Auch sein Vereinskollege Patrick Wiencek verletzte sich bei einer Rettungstat an der rechten Schulter. "Ich hoffe, dass ich mit einer Prellung davongekommen bin", sagte der Kreisläufer, der ebenfalls auf die Zähne biss. "Im Moment kann ich meinen Arm noch nicht wieder richtig heben." Das Team von Dagur Sigurdsson verlor vor 10000 Zuschauern nicht die Nerven, obwohl sich das von beiden Seiten hart geführte Achtelfinale wie ein Auswärtsspiel in Kairo anfühlte. Die rund 6000 ägyptischen Fans feuerten ihre Mannschaft auch bei klaren Rückständen noch frenetisch an. Die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) blieb eiskalt und konzentriert, der Präsident war schon zur Pause euphorisch. "Das war in diesem Hexenkessel die beste Halbzeit bei diesem Turnier", schwärmte Bauer, der weiter Grund zur Freude haben sollte: Weinhold eröffnete den zweiten Durchgang mit einem Doppelschlag, in der 33. Minute führte das deutsche Team mit 14:8, Lichtlein hatte bereits zwölf Bälle pariert und sich längst zum Alptraum für das Team von Mohamed Bakir entwickelt. Als Strobel und Gensheimer (2) den 5:0-Start in die zweite Halbzeit perfekt machten, gab der fünfmalige Afrikameister auf. Spätestens als Rechtsaußen Mohamed Hashem mit einem Heber versuchte, Lichtlein zu überwinden, war die Partie beim Stand von 19:11 (45.) für die Deutschen entschieden. Wie er ihn hielt? Er fuhr lediglich die rechte Hand aus und fing den Ball. Eine Parade die zu einem Auftritt passte, den der 34-Jährige sich mit seiner neuen Lässigkeit erklärte. "Das war ein Lichtlein-Spiel", jubelte Bauer. Und Ex-Zebra Hendrik Pekeler, der mit den Kollegen in der Kabine den Klassiker von Helene Fischer ("Atmenlos") aufdrehte, blickte schon optimistisch nach vorne: "Jetzt schlagen wir auch Katar." (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 27.01.2015)