KN: Olympia macht Kräfte frei
Nach dem verlorenen Viertelfinale richten die deutschen Handballer den Blick nach vorn
"Ich konnte nicht einschlafen", sagte Paul Drux. Der erst 19-jährige Berliner hatte nach der 24:26-Niederlage gegen die Mannschaft des Gastgebers noch auf dem Feld der Lusail-Arena hemmungslos geweint. Auch am Tag danach war ihm im "Hilton", dem Mannschaftshotel in Doha, anzusehen, dass in der Nacht weitere Tränen geflossen waren. Auch Kapitän Uwe Gensheimer, der mit zwei Siebenmetern an Goran Stojanovic gescheitert war, machte aus seiner schlaflosen Nacht keinen Hehl. "Ich bin immer wieder aufgewacht und hatte noch ein paar Situationen im Kopf." Sie sahen müde aus, die deutschen Handballer, die ausgerechnet im Viertelfinale ihre bis dato schlechteste Leistung abgeliefert hatten. Aber es war auch zu spüren, dass sie nun mit einem Sieg gegen Kroatien mindestens Platz sechs perfekt machen wollen. "Es ist normal, dass sich nach einem solchen Spiel jeder versteckt, eingräbt und sich Gedanken macht", sagte Teammanager Oliver Roggisch, der die Mannschaft in die Pflicht nahm. "Wir spielen nicht um irgendeinen Blumentopf, sondern um die Olympia-Quali - das ist ein Riesenziel." Möglicherweise muss Bundestrainer Dagur Sigurdsson dabei auf Steffen Weinhold verzichten. Der Kieler ist nicht nur der torgefährlichste Rückraumspieler (28), sondern auch derjenige im deutschen Team, der die meisten Treffer eingeleitet hat. Mit 22 Assists liegt der Linkshänder in der Turnierwertung auf Rang neun. Auch gegen Katar begann Weinhold stark, doch noch in der ersten Halbzeit musste er sich mit einer Adduktorenzerrung im rechten Oberschenkel auswechseln lassen. Im zweiten Durchgang stellte er sich noch einmal in den Dienst der Mannschaft, doch es wirkte, als könne er angesichts seiner Verletzung die Handbremse nicht mehr lösen. Sigurdsson gab sich gestern aber zuversichtlich, ihn gegen das Team um den Kieler Superstar Domagoj Duvnjak aufstellen zu können. "Ärzte und Physios geben volle Pulle", sagte Sigurdsson. "Es sieht gut aus." So wie für die deutschen Fans, die am Mittwoch nicht alle in die mit 15300 Zuschauern ausverkaufte Halle gekommen waren. Laut "Doha News" hat der Veranstalter wohl nicht zum ersten Mal Tickets doppelt verkauft, so dass hunderte Fans, darunter einige Deutsche, vom Sicherheitsdienst abgewiesen wurden. Das kann heute nicht passieren: In die Arena mit dem eingängigen Namen „Ali Bin Hamad Al-Attiiyah“ passen knapp 8000 Zuschauer - mehr als genug Platz also für die 300 mitgereisten Fans. (Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2015) Foto: Sascha Klahn