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Kieler Nachrichten: WM-Qualifikation gegen Polen verpasst

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Kieler Nachrichten: WM-Qualifikation gegen Polen verpasst

Magdeburg. Mit hängenden Schultern und betroffenen Gesichtern saßen DHB-Präsident Bernhard Bauer und sein "Vize" Bob Hanning vor ihren Mikros. Die deutschen Handball-Erneuerer wollten über die olympische Gold-Vision 2020, die weitere Professionalisierung des Verbandes, die WM 2015 als nächste Zwischenstation reden, stattdessen mussten sie ein Desaster erklären. Deutschlands Handballer haben gegen Polen mit 28:29 (14:10) die WM-Qualifikation verspielt.

Der Faktor Magdeburg, die offiziell 6573 Zuschauer, die "für drei, vier Tore gut sind" (Hanning), hatten nach der 24:25-Niederlage im Hinspiel nicht geholfen. Jetzt geht es gemeinsam in die Wüste. Für Polen zum Treff der Weltelite im Januar nach Katar, für Deutschland erst einmal in die Bedeutungslosigkeit. Nach Olympia 2012 und der EM im Januar in Dänemark ist die Nation mit der stärksten Liga der Welt zum dritten Mal in Folge nur in der Zuschauerrolle. Und: Olympia 2016 ist nur noch durch das Hintertürchen erreichbar. "Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass jetzt eine lange Durststrecke vor uns liegt", gab Bauer zu. Deutschland verschwindet auf Jahre von der großen Bühne, auch medial. "Natürlich sind wir etwas enttäuscht, aber es wird weiter Handball gespielt", sagte Bauer. Auch Hanning war um Schadensbegrenzung bemüht, sagte, dass dies in den Verträgen mit den neuen DHB-Partnern (AOK, DKB) schon mit eingepreist sei. "Wir müssen jetzt aber Demut lernen." Erklärungsversuche in Magdeburger Endzeitstimmung. "Ich spüre nur noch Trauer in mir", war Käpitän Uwe Gensheimer fassungslos. Und Trainer Martin Heuberger? Er hatte lange im verwaisten Kabinengang gestanden, ins Nichts geschaut, um Fassung gerungen, um die richtigen Worte. Wohlwissend, dass seine Uhr Ende Juni wohl abgelaufen ist: "Das liegt nicht mehr in meiner Hand, dazu kann ich nichts sagen." Hanning schon: "Wir werden jetzt zwei, drei Nächte drüber schlafen und dann in aller Ruhe zeitnah entscheiden." Am Mittwoch will er sich mit Bauer und Heuberger treffen. Doch Nibelungentreue hört sich anders an. Zur Pause war noch alles gut. Deutschland spielte Express-Handball. Glandorf traf aus dem Rückraum, Gensheimer war diesmal sicher, und Heinevetter vernagelte sein Tor. Nach 30 Minuten (14:10) war Deutschland mit einem Bein schon in Katar. Einziges Manko: Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek humpelte nach zehn Minuten vom Feld. Der Trumpf aus dem Hinspiel, der starke Mittelblock gemeinsam mit Hendrik Pekeler, ihn gab es nicht mehr. "Ich habe mir das Knie verdreht, es gab dann ja keinen Grund zum Wechseln. Aber ich hätte in jedem Fall weiterspielen können." Und so musste er von der Bank aus mit ansehen, wie sein Team den Faden verlor, der Ex-Magdeburger Bielecki das deutsche Team fast im Alleingang abschoss, sich im Stress die Fehler häuften. Das Ãœberzahlspiel? Eine Katastrophe. Auszeiten zum falschen Zeitpunkt, ein verpasster Torwartwechsel (Heinevetter fasste nichts mehr an) passten ins nun konfuse Bild. Und dennoch: Beim 27:25 (57.) hatten Gensheimer & Co. das Ticket in der Tasche. Es waren kleine Fehler, die entschieden. 40 Sekunden vor Schluss machten die Polen mit dem 28:27 alles klar. Für Heuberger waren drei Gründe entscheidend: "Polen hatte mehr individuelle Klasse." Einige Schiri-Pfiffe in der Schlussphase hätten ihn zudem "kolossal geärgert. Und Wiencek hat uns gefehlt, da fehlte mir im Mittelblock die Alternative". Beim Kieler selbst hörte sich das anders an. Hanning redete dann doch Klartext: "Das war ein Schlag in die, ja Fresse, wir haben durch das Aus Schaden genommen." Wie groß der ist, wird sich zeigen. (von Jens Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.06.2014) 

Stimmen zum Spiel:

Polens Trainer Michael Biegler gegenüber den KN: Wir waren zur Pause keine vier Tore schlechter, haben nur zu viele Chancen liegengelassen, die Heinevetter-Paraden haben schon sehr wehgetan. Wir haben die schwere Prüfung aber bestanden. Für uns ist die WM ein nächster Stepp in Richtung EM 2016, das wird in Polen ein außergewöhnliches Ereignis. DHB-Vizepräsident Bob Hanning gegenüber den KN: Unser schlechtes Überzahlspiel hat uns das Genick gebrochen. Und den Ausfall von Wiencek im Mittelblock haben wir nicht gelöst. Patrick Groetzki gegenüber den KN: Es ist ganz bitter. Aber jetzt eine weitreichende Analyse zu geben, fällt mir zu schwer. Ich bin einfach nur maßlos enttäuscht. Michael Kraus gegenüber den KN: Unsere Kräfte haben nachgelassen und damit auch die Konzentration im Angriff. In Spielen wie diesen kannst du die Nervosität nie ganz ablegen. Das muss ich erst einmal verdauen. Oliver Roggisch gegenüber den KN: Ich bin einfach nur leer. Wir haben ein Spiel verloren, das wir nie und nimmer hätten verlieren dürfen. Diese Niederlage müssen wir uns selber zuschreiben. Wir haben zu viele Fehler gemacht. Martin Heuberger hat einen Riesenjob gemacht! Die ganze Mannschaft steht hinter dem Trainer.

Statistik zum Spiel:

WM-Quali, Rückspiel: 14.06.14, Sa., 15.15: Deutschland - Polen: 28:29 (14:10) Deutschland: Bitter, Heinevetter; Kneer, Gensheimer (7/2), Sellin, Wiencek, Danner, Glandorf (7), Pekeler (2), Groetzki (2), Allendorf, Weinhold (3), Kneule (1), Kraus (4), Fäth (2), Haaß; Trainer: Heuberger Polen: Szmal, Wyszomirski; K. Lijewski (3), Glinski (1), Bielecki (7), Wisniewski (1), B. Jurecki (4/3), M. Jurecki (5), Grabarczyk, Syprzak (1), Daszek (3), Lucak, Maslowski, Orzechowski, Szyba, Chrapkowski (4); Trainer: Biegler Schiedsrichter: Jonas Eliasson / Asgeir Palsson (Island) Zeitstrafen: Deutschland: 4 (Groetzki (13.), 2x Danner (24., 35.), Pekeler (44.)); Polen: 7 (2x Chrapkowski (14., 35.), Szyba (27.), Wisniewski (29.), Syprzak (38.), 2x Grabarczyk (53., 57.)) Siebenmeter: Deutschland: 2/2; Polen: 3/3 Spielfilm: 1. Hz.: 2:2 (5.), 5:4 (11.), 6:6 (14.), 10:6 (21.), 12:7 (25.), 13:9 (28.), 14:10; 2. Hz.: 16:13 (34.), 18:16 (40.), 18:18 (42.), 20:18 (44.), 20:20 (45.), 20:21 (46.), 22:21 (48.), 24:24 (52.), 26:24 (54.), 27:25 (57.), 27:27 (59.), 28:29. Zuschauer: 6.579 (ausverkauft) (GETEC-Arena, Magdeburg)