Kieler Nachrichten: WM-Qualifikation gegen Polen verpasst
Der Faktor Magdeburg, die offiziell 6573 Zuschauer, die "für drei, vier Tore gut sind" (Hanning), hatten nach der 24:25-Niederlage im Hinspiel nicht geholfen. Jetzt geht es gemeinsam in die Wüste. Für Polen zum Treff der Weltelite im Januar nach Katar, für Deutschland erst einmal in die Bedeutungslosigkeit. Nach Olympia 2012 und der EM im Januar in Dänemark ist die Nation mit der stärksten Liga der Welt zum dritten Mal in Folge nur in der Zuschauerrolle. Und: Olympia 2016 ist nur noch durch das Hintertürchen erreichbar. "Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass jetzt eine lange Durststrecke vor uns liegt", gab Bauer zu. Deutschland verschwindet auf Jahre von der großen Bühne, auch medial. "Natürlich sind wir etwas enttäuscht, aber es wird weiter Handball gespielt", sagte Bauer. Auch Hanning war um Schadensbegrenzung bemüht, sagte, dass dies in den Verträgen mit den neuen DHB-Partnern (AOK, DKB) schon mit eingepreist sei. "Wir müssen jetzt aber Demut lernen." Erklärungsversuche in Magdeburger Endzeitstimmung. "Ich spüre nur noch Trauer in mir", war Käpitän Uwe Gensheimer fassungslos. Und Trainer Martin Heuberger? Er hatte lange im verwaisten Kabinengang gestanden, ins Nichts geschaut, um Fassung gerungen, um die richtigen Worte. Wohlwissend, dass seine Uhr Ende Juni wohl abgelaufen ist: "Das liegt nicht mehr in meiner Hand, dazu kann ich nichts sagen." Hanning schon: "Wir werden jetzt zwei, drei Nächte drüber schlafen und dann in aller Ruhe zeitnah entscheiden." Am Mittwoch will er sich mit Bauer und Heuberger treffen. Doch Nibelungentreue hört sich anders an. Zur Pause war noch alles gut. Deutschland spielte Express-Handball. Glandorf traf aus dem Rückraum, Gensheimer war diesmal sicher, und Heinevetter vernagelte sein Tor. Nach 30 Minuten (14:10) war Deutschland mit einem Bein schon in Katar. Einziges Manko: Kiels Kreisläufer Patrick Wiencek humpelte nach zehn Minuten vom Feld. Der Trumpf aus dem Hinspiel, der starke Mittelblock gemeinsam mit Hendrik Pekeler, ihn gab es nicht mehr. "Ich habe mir das Knie verdreht, es gab dann ja keinen Grund zum Wechseln. Aber ich hätte in jedem Fall weiterspielen können." Und so musste er von der Bank aus mit ansehen, wie sein Team den Faden verlor, der Ex-Magdeburger Bielecki das deutsche Team fast im Alleingang abschoss, sich im Stress die Fehler häuften. Das Überzahlspiel? Eine Katastrophe. Auszeiten zum falschen Zeitpunkt, ein verpasster Torwartwechsel (Heinevetter fasste nichts mehr an) passten ins nun konfuse Bild. Und dennoch: Beim 27:25 (57.) hatten Gensheimer & Co. das Ticket in der Tasche. Es waren kleine Fehler, die entschieden. 40 Sekunden vor Schluss machten die Polen mit dem 28:27 alles klar. Für Heuberger waren drei Gründe entscheidend: "Polen hatte mehr individuelle Klasse." Einige Schiri-Pfiffe in der Schlussphase hätten ihn zudem "kolossal geärgert. Und Wiencek hat uns gefehlt, da fehlte mir im Mittelblock die Alternative". Beim Kieler selbst hörte sich das anders an. Hanning redete dann doch Klartext: "Das war ein Schlag in die, ja Fresse, wir haben durch das Aus Schaden genommen." Wie groß der ist, wird sich zeigen. (von Jens Kürbis, aus den Kieler Nachrichten vom 16.06.2014)