Kieler Nachrichten: Wienceks halbes Heimspiel
Am kommenden Sonnabend steht in Magdeburg (15.15 Uhr/ZDF) das Rückspiel an. Nur eine der beiden Nationen darf nach Katar reisen. "Und das wollen wir sein", sagt Wiencek, der gute Erinnerungen an diese Arena hat. Vor zwei Jahren gewann er dort mit seinen Kollegen ein Testspiel gegen Polen (28:26) vor ebenfalls ausverkauften Rängen. "Die Stimmung war damals schon sehr emotional", sagt Wiencek, der polnische Wurzeln hat und auch für das Nachbarland hätte spielen können. Ein Thema, über das der 25-Jährige nicht gerne spricht, es ist für ihn längst erledigt. "Ich bin Deutscher", sagt der 57-malige Nationalspieler, der gerne spazieren geht, um Ruhe zu finden. In unmittelbare Nähe des Mannschaftshotels "Golden Tulip", nur wenige Meter vom Ostseestrand entfernt, hat er einen kleinen Park für sich entdeckt. Eine Idylle. Gelassen spricht er hier über den heimischen Handball. "Wenn ich morgens das Handy anmache, ist schon wieder etwas Neues passiert." Die aktuelle Situation um Thorsten Storm, der Manager Klaus Elwardt beerben wird und die THW-Fans zum Toben bringt, könne er nicht einschätzen. Für ihn, der erst im Juli 2012 ein Zebra wurde, liege die Manipulationsaffäre zu weit zurück. Am Montag, eine Nacht nach dem mit 28:30 verlorenen Champions-League-Finale gegen die SG Flensburg, war Wiencek mit seinem Vereinskollegen Dominik Klein zur Nationalmannschaft gestoßen. Der Linksaußen ist schon wieder abgereist, Bundestrainer Martin Heuberger, der in den vergangenen fünf Monaten zehn Spiele der Polen verfolgte, hat sich auf seiner Position für Michael Allendorf (Melsungen) und den neuen Kapitän Uwe Gensheimer (Löwen) entschieden. Klein, der gestern für vier Tage nach Amrum fuhr, hat das akzeptiert: "Obwohl ich sicher bin, dass ich der Mannschaft hätte helfen können." Wienceks Eltern, die in Duisburg leben und ihren Urlaub in Danzig verbringen, werden auf der Tribüne sitzen. Der polnische Großvater reist mit seiner Frau an. Wiencek sagt im Park, dass er sich fest vorgenommen hätte, sich nicht ablenken zu lassen. Nicht von den umwälzenden Ereignissen bei seinem Verein, nicht von der Nähe der Verwandten. Er wird im Innenblock neben dem erst 22-jährigen Hendrik Pekeler (TBV Lemgo) stehen, der seine ersten Gehversuche beim THW Kiel machte. Ein Duo, das Ex-Kapitän Oliver Roggisch in den Ruhestand verabschiedete, der zwar auf den Plakaten in Danzig noch das deutsche Gesicht ist, tatsächlich aber heute nicht im Kader stehen wird. Eine Zebra-Achse, hinter der womöglich mit Johannes Bitter einer steht, der bald Kieler ist. Der Weltmeister von 2007 muss sich einen neuen Job suchen, wurde seinem HSV Hamburg im zweiten Anlauf die Lizenz verweigert. Eine schwierige Situation für den gebürtigen Oldenburger, der mit drei Kindern in Hamburg-Lokstedt lebt, dessen Frau dort eine kleine Firma besitzt. "Ich werde mit ihm in Ruhe darüber sprechen, wie er seine Spielfähigkeit einschätzt", sagt Heuberger, der die Lage seines Torhüters als "sehr speziell" einstufte. Heuberger gab sich einen Tag vor dem wichtigsten Spiel seiner dreijährigen Amtszeit gelassen. "Ich habe alles getan, was ich tun konnte", sagte er. "Jetzt freue ich mich darauf, dass es endlich losgeht." (von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.06.2014)