
Starkes 35:30 beim FC Porto: Junge Zebraherde holt sich den Auswärtssieg
Der THW Kiel bleibt in der EHF European League in der Erfolgsspur. Die junge Zebraherdegewann eine Woche nach dem 32:22 im Hinspiel auch das Hauptrunden-Rückspiel beim portugiesischen Rekordmeister FC Porto mit 35:30 (17:15). Jetzt haben die Zebras den Gruppensieg in den eigenen Händen: Im Hauptrunden-Finale gegen den Top-Favoriten MT Melsungen am kommenden Dienstag brauchen die Kieler mindestens einen Punktgewinn und setzen dabei auch auf ihre "weiße Wand". Noch gibt es für das Spiel Tickets in der THW-FANWELT, bei CITTI und online unter www.thw-tickets.de. Der Ausflug an den Atlantik bescherte den Kielern und rund 60 mitgereisten Fans nicht nur wunderbares Wetter, sondern auch die Erkenntnis, dass Trainer Filip Jicha sich auf jeden seiner Spieler im Kader verlassen kann.
Dahmkes Verletzung vor Ort versorgt
Jicha wechselte kräftig durch, schenkte auch Nachwuchsmann Linus Kutz früh in der ersten Hälfte sein Vertrauen, das der 19-Jährige mit einer großartigen Leistung und fünf Treffern zurückzahlte. Beste Torschützen in Reihen der Kieler waren Strippenzieher Elias Ellefsen á Skipagötu und Bence Imre, die beide sieben Treffer zum verdienten Sieg beisteuerten. Ein großartiger Rückhalt war zudem Torhüter Andreas Wolff, der seinem Team mit zwölf gehaltenen Bällen den Rücken freihielt. Bitter war aus Kieler Sicht allerdings das verletzungsbedingte Ausscheiden von Rune Dahmke. Der Linksaußen prallte bei einer Abwehraktion in der 17. Minute unglücklich mit Porto-Rückraumspieler Gunnarsson zusammen. Beide Spieler verletzten sich am Kopf, bluteten. Dahmke wurde sofort von THW-Mannschaftsarzt Dr. Torsten Morschheuser behandelt und noch in der Kabine an der Platzwunde unter dem Auge mit vier Stichen genäht.
Gastgeber erwischen den besseren Start
Kapitän Domagoj Duvnjak fehlte den Zebras wegen seiner Wadenverletzung auch an der Atlantikküste. Vor Ort machten erneute Oberschenkelprobleme dann auch einen Strich durch die Rechnung von Nikola Bilyk: Der Österreicher wurde nach Problemen im Training vorsichtshalber geschont. Die Partie hatte vor allem für die Einheimischen hohen Stellenwert, konnte sich Porto doch mit einem Sieg über den THW die vorzeitige Qualifikation für die K.o.-Runde sichern. Beim THW Kiel ging es vor allem darum, den so genannten Flow zu behalten. Allerdings startete der FC Porto, in der gefürchteten Arena Pavilhao Dragao auch von den Profi-Fußballern des Klubs unterstützt, besser in die Partie, ging durch Salinas in Front und führte durch zwei Treffer des isländischen 2,05-Meter-Riesen Gunnarsson mit 3:1. Eric Johansson brachte die Zebras heran, und nach der ersten Parade von Wolff gegen Ferreira verkürzte "Skippy" auf 3:4. Dann war abermals Gunnarsson zur Stelle netzte zum dritten Mal ein, brachte seine Farben mit 5:3 in Front.
Zebras nehmen Führung mit in die Pause
Die gelungenen Pässe von á Skipagötu nutzten Lukas Zerbe und Rune Dahmke dann zum Ausgleich. 7:7 stand's, als sich Dahmke verletzte. Nach der fünfminütigen Behandlungspause fanden die Kieler nur schwer in die Partie zurück, lagen wenig später 7:9 zurück. Filip Jicha schickte jetzt den jungen Linus Kutz auf die Platte, á Skipagötu spielte auf Halblinks, Harald Reinkind machte von Halbrechts Druck. Und der junge Kutz drückte dem THW-Spiel bald seinen Stempel auf. Er war auf schnellen Beinen unterwegs, glänzte mit großartigen Anspielen, traf zudem zweimal und brachte die Kieler beim 14:12 in der 27. Minute erstmals mit zwei Toren in Führung. Die Kieler nahmen jetzt das Heft in ihre Hände, durften sich erneut auf eine bärenstarke Abwehr um die Mittelblocker Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler oder Petter Överby verlassen, außerdem avancierte Wolff zum Schreckgespenst für die heimischen Angreifer: Bis zum Pausenpfiff hatte Kiels Schlussmann neun Bälle aufgehalten, wurde von den lautstarken Kieler Fans auf der Tribüne gefeiert. Emil Madsen erzielte fünf Sekunden vor dem Halbzeitpfiff den Treffer zur 17:15-Halbzeitführung.
Gastgeber mit dem besseren Beginn nach der Pause
Die Gastgeber kamen indes hellwach zurück aus der Kabine: Per Doppelschlag glichen Valdez und Salina zum 17:17 aus. Reinkind beendete dann die kurze Durststrecke im Kieler Angriff mit seinem Kracher zum 18:17, Olivera glich per Siebenmeter aus. Dann war Kutz mit einem Doppelschlag zur Stelle: Zunächst düpierte der 19-Jährige Portos Abwehr mit einem gekonnten Solo, wenig später brachte er den Ball resolut an mehreren Gegenspielern vorbei im leeren FCP-Tor unter. Der THW führte wieder mit zwei Toren, 20:18 stand es nach 37 Minuten. Einmal noch kamen die Einheimischen heran, Silva traf in der 39. Minute zum 21:20. Dann waren die Zebras nicht mehr aufzuhalten, zogen dank einer aufmerksamen 3-2-1-Deckung und mit einem 3:0-Lauf durch Reinkind, Kutz und Imre auf 24:20 davon.
Minutenlange Ovationen für die Auswärtssieger
Das Kieler Angriffsspiel kam jetzt richtig auf Touren, angetrieben von á Skipagötu und Kutz. Und hinten packte die Abwehr zu, machte den Porto-Angreifern das Handball-Leben schwer. Die erste Sechs-Tore-Führung erzielte Bence Imre nach großartiger Kutz-Vorarbeit, beim Stand von 29:24 drückte Filip Jicha auf den Buzzer, schwor seine Mannen auf die Schlussphase ein und wechselte Johansson und Madsen zurück ins Team. Hendrik Pekeler war jetzt zweimal glanzvoll angespielt von Johansson vom Kreis erfolgreich, Madsen sorgte in der 54. Minute für die 33:26-Führung - es war die Vorentscheidung. Mit einem 3:0-Lauf kamen Porto noch einmal auf 29:33 heran, doch Zweifel am Kieler Triumph kamen nicht mehr auf. Wenig später wurde dann mit den Fans der Erfolg gefeiert - mittendrin auch wieder Rune Dahmke, der kurz vor dem Ende auf die Bank zurückgekehrt war. Alle Zebras wurden minutenlang von ihrem lauten Anhang gefeiert - ein Vorgeschmack auf das "Finale to hus" am Dienstag.
Finale gegen Melsungen am Dienstag in Kiel
Denn dann kommt es in Kiel zum großen Hauptrunden-Finale: Gegen den Top-Favoriten MT Melsungen wollen die Kieler gewinnen, um sich durch den direkten Vergleich den Gruppensieg und die damit verbundene direkte Qualifikation für das Viertelfinale zu sichern. Tickets für das Finale in Kiel gibt es bei CITTI, online unter www.thw-tickets.de und in der THW-FANWELT. Doch zuvor haben die Zebras in der DAIKIN Handball-Bundesliga eine schwierige Auswärtsaufgabe vor der Brust: Am Freitag sind sie bei der SG BBM Bietigheim gefordert. Anwurf in der Ege Trans Arena ist um 20 Uhr, die Kieler reisen direkt aus Porto an. Weiter geht’s in Bietigheim, Kiel!
Text: Reimer Plöhn / Fotos: FC Porto
EHF European League, Hauptrunde: FC Porto (POR) – THW Kiel: 30:35 (15:17)
FC Porto: Abrahamsson (31.-47., 2 Paraden), Rema Marques (1.-31., 47.-60., 9 Paraden); Veitia Valdes (1), Gunnarsson (5), Fernandez (1), M. Oliveira, D. Oliveira (2/2), Silva (1), Salina (5), Diocou (2), Salvador (1), Fernandes (2), Ferreira (4), P. Oliveira (3), Brandao (3), Magalhaes; Trainer: Andersson
THW Kiel: Mrkva (n.e.), Wolff (1.-60., 13 Paraden); Reinkind (3), Landin (1), Överby (2), Wiencek, Johansson (2), Dahmke (1), Zerbe (1), Kutz (5), Madsen (3), Pekeler (3), á Skipagötu (7), Imre (7/4); Trainer: Jicha
Schiedsrichter: Bartosz Leszcynski / Marcin Piechota (POL)
Zeitstrafen: Porto: 1 (M. Oliveira (35.)) / THW: 2 (Kutz (29.), Överby (32.))
Siebenmeter: Porto: 2/2 / THW: 4/4
Spielfilm: 1:1 (3.), 3:1 (5.), 5:3, 5:5 (10.), 7:5, 7:7 (13.) 9:8 (19.), 11:8 (21.), 12:9 (22.) 12:14 (27.), 14.16 (29.), 15:17;
2. Hz: 18:18 (34.), 18:20, 20:21 (38.), 20:24 (40.), 21:26, 23:27 (43.), 23:29 (46.), 26:31, 26:33 (54.), 29:33 (57.), 30:35.
Zuschauer: 1329 (Pavilhao Dragao Arena, Porto (POR))
Stimmen zum Spiel:

präsentiert das Spiel
THW-Trainer Filip Jicha: Die Jungs haben heute eine gute Moral, eine gute Mentalität und viel Freude gezeigt. Porto spielt mit viel Wucht, es war ein sehr intensives Spiel. Wir haben manche unserer heutigen Formation nicht einmal trainiert, trotzdem haben wir als Mannschaft viel Freude gezeigt und kontinuierlich an unserem Tempo und unserer Angriffsquote gearbeitet. Wir hatten zunehmend auch Spaß in der Abwehr, haben die komplette zweite Halbzeit im 3-2-1 verteidigt, vieles gut umgesetzt und damit auch trainiert. Linus hat heute unglaublich geholfen, weil wir Eric als Alleinunterhalter eine Pause geben wollten. Seine Energie und sein Spiel haben mir gut gefallen. Auch Skippy hat seine Sache gut gemacht, mit viel Tempo agiert. Morgen starten wir mit der Vorbereitung auf das Spiel in Bietigheim, die mit sehr viel Tempo spielen.
THW-Youngster Linus Kutz: Ich freue mich riesig, dass wir die zwei Punkte mit nach Hause nehmen konnten. Es war toll, hier auch für und vor unseren Fans zu spielen, die uns unglaublich unterstützt haben. Ich hatte im Vorfeld nicht wirklich damit gerechnet, soviel Spielzeit zu bekommen. Ich wusste natürlich, dass Niko angeschlagen ist und dass ich zum Einsatz kommen könnte. Dass Filip mir dann soviel Vertrauen geschenkt hat, ist großartig. Aber das Lob geht an die ganze Mannschaft, ich möchte gar nicht herausgehoben werden. Aber ich bin stolz, dass wir hier gewonnen haben – auch für Rune. In der Pause haben wir uns versprochen, diesen Sieg für ihn zu holen.
THW-Rückraumspieler Eric Johansson: Dieser Sieg fühlt sich gut an. Wir haben vielleicht nicht unser bestes Spiel der Saison gezeigt, aber das wichtigste sind und bleiben am Ende die zwei Punkte. Wir haben in der Pause gesagt, dass wir unbedingt auch für Rune gewinnen wollen. Dann war unsere Abwehr nach der Pause sehr gut, und wir haben vorne auch besser gespielt. Das war richtig gut.