Hart erkämpfter Sieg bei der Heimpremiere

EHF-Pokal

Hart erkämpfter Sieg bei der Heimpremiere

Der THW Kiel hat in der Gruppenphase des EHF-Cups im zweiten Spiel seinen zweiten Sieg eingefahren. Gegen die hart verteidigende polnische Mannschaft KS Azoty-Pulawy SA gewannen die Kieler Mittwochabend nach einem zähen Ringen 26:23 (11:11). 7607 Zuschauer in der Sparkassen-Arena mussten allerdings bis in die Schlussminute um den Erfolg der Kieler bangen, ehe Miha Zarabec und Domagoj Duvnjak letzte Zweifel an den zwei Punkten ausräumten. Überragend auf Kieler Seite war Torhüter Andreas Wolff mit 20 Paraden, beste Torschützen waren Magnus Landin und Duvnjak mit je sechs Treffern.

Ehrung der WM-Halbfinalisten

Sechs Treffer nach der Ehrung: Magnus Landin

Feierlich wurde es in der Sparkassen-Arena bereits vor dem Anpfiff: Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer und der THW Kiel ehrten unter dem Jubel der Fans die WM-Halbfinalisten. Patrick Wiencek, Andreas Wolff und Hendrik Pekeler genossen den Sonder-Applaus genauso wie Silbermedaillen-Gewinner Harald Reinkind und natürlich die beiden "Gold-Jungs" Magnus und Niklas Landin - die ersten Weltmeister im THW-Dress seit acht Jahren. Doch mit Anpfiff der Partie war es mit Geschenken vorbei. Die robust auftretenden Polen machten es den Kielern, die aktuell unter einer Grippewelle in der Mannschaft leiden, die neben den zu Hause gebliebenen Rune Dahmke und Steffen Weinhold auch das Trainer-Gespann erfasst hat, nicht leicht.

Torarmer Start

Hendrik Pekeler erzielte zwei Tore

Es entwickelte sich früh ein zäher Kampf. Die Mannschaft von Trainer Bartosz Jurecki baute einen knüppelharten Verteidigungsring um den eigenen Kreis, der für jeden Kieler schon beim ersten Kontakt extrem schmerzhaft wurde. Die zum Teil überharte Gangart von Azoty-Pulawy schien die Zebras zu beeindrucken - genau wie die Leistung von Torwart-Oldie Valentyn Koshovy, der mit seinen Paraden seinen Teil zu 5:32 Minuten ohne Tor beitrug. Auf der anderen Seite startete auch Wolff stark, doch es sollte satte 393 Sekunden dauern, bis die Kieler Fans das erste Heim-Tor 2019 bejubeln durften. Magnus Landin, der zuvor einen Siebenmeter über das Tor gesetzt hatte, traf zum 1:1. Seine Teamkameraden legten schnell das 3:1 durch Hendrik Pekeler und das 4:2 durch Harald Reinkind nach. Doch dann summierten sich Abschlussschwäche und polnische Konseqenz: Acht Minuten später traf Jarosiewicz zum 6:5 für die Polen.

Duvnjak startet Aufholjagd

Drei Tore, ein Steal und ein Assist: Duvnjaks Bilanz in den fünf Minuten vor der Pause.

Gislason musste reagieren, und wechselte den kompletten Rückraum aus: Duvnjak, Zarabec und Marko Vujin sollten für mehr Druck sorgen, doch erst nach dem 7:10 durch Panic und der Abwehrumstellung auf die offensive Variante kamen die Zebras besser in Tritt - und das auch wegen ihres Kapitäns. Duvnjak traf per 102-km/h-Schlagwurf zum 8:10, leitete nach Wolffs Großtat das 9:10 durch Landin ein und traf nach eigenem Steal und Gegenstoß zum 10:10. Drei Tore in knapp 90 Sekunden statt sieben Treffer in 25 Minuten - der THW Kiel kam langsam auf Betriebstemperatur. Und doch sollte es trotz des 105-km/h-Krachers von Duvnjak zum 11:11 nicht zur Pausenführung reichen, weil die letzten beiden Kieler Angriffe verpufften oder in der vielarmigen Abwehr landeten. 

8:1-Lauf der Zebras

Doch auch nach dem Wechsel legten die Polen vor - und gingen weiterhin nicht zimperlich zur Sache. Zweimal wurde Duvnjak übel bei einem Durchbruch erwischt, zweimal gab es dafür lediglich einen Freiwurf. Das regte den Kieler Kapitän so auf, dass er eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte. Die wiederum schien die Zebras und ihre Fans so richtig aufzuwecken: Andi Wolff schwang sich nun zu einer überragenden Form auf, entschärfte reihenweise Gegenstöße und freie Würfe der Polen. Vujin gelang in Unterzahl das 14:13, Magnus Landin legte nach, und nach Podsiadlos 14:15 spielte sieben Minuten lang nur noch der THW Kiel: Landin, Pekeler, Ekberg per Siebenmeter, wieder Landin und Wiencek erhöhten auf 20:14 für die Gastgeber. Ein 8:1-Lauf sorgte für die Vorentscheidung. Oder doch nicht?

Spannung bis in die Schlussphase

Die Entscheidung: Miha Zarabec trifft zum 25:23

Denn urplötzlich schlichen sich wieder Fehler bei den Schwarz-Weißen ein, die zunehmend auch ihren Meister in Pulawys Torhüter Nummer zwei, Vadim Bogdanov, fanden. So gelang dem THW nach Vujins Strafwurf zum 21:15 sechs lange Minuten kein Treffer mehr, während die Mannschaft von Trainer Bartosz Jurecki mit Gegenstößen, Würfen aus dem Rückraum und Toren aus der zweiten Welle sich Stück für Stück wieder an die Sensation heranrobbten. Beim Stand von 22:21 für die Zebras verfehlte Pekeler mit einem Anwurf das leere Tor, den möglichen Ausgleich vereitelte Wolff gegen den frei vor ihm auftauchenden Panic, Duvnjak traf zum 24:22. 75 Sekunden vor dem Ende war Pulawy wieder auf einen Treffer herangekommen, in der Schlussminute hielt Bogdanov einen Zarabec-Wurf, der sich aber gedankenschnell den Abpraller sicherte und zum umjubelten 25:23 traf. Den Schlusspunkt setzte Duvnjak wenige Sekunden später - die Kieler hatten den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen.

Sonntag Spitzenspiel gegen den SCM

Nach dem Erfolg gegen Pulawy, der gleichbedeutend mit der Verteidigung der Tabellenspitze in der Vorrunden-Gruppe D war, richten die Kieler den Fokus wieder auf die DKB Handball-Bundesliga: Bereits am Sonntag wartet mit dem Top-Spiel gegen den Tabellen-Vierten SC Magdeburg ein richtig schweres Kaliber in der heimischen Liga auf die Zebras. "Wir freuen uns riesig auf die Partie, denn wir haben mit dem SCM noch eine Rechnung offen", spielt THW-Kapitän Domagoj Duvnjak auf die 30:35-Niederlage im Hinspiel an. Nach diesem Spiel startete der THW Kiel seine Siegesserie in allen drei Wettbewerben, die auch am Sonntag (13:30 Uhr live bei Sky) in der ausverkauften Sparkassen-Arena ihre Fortsetzung finden soll. "Unsere Fans werden in diesem Spiel ein ganz wichtiger Faktor sein", so Duvnjak. "Wir brauchen die 'weiße Wand' von der ersten Minuten an." Also, Kiel: Sonntag ist Spitzenspiel-Zeit!

Statistik: EHF-Cup, Gruppenphase, 2. Spieltag, 13.02.19: THW Kiel - KS Azoty-Pulawy SA (POL): 26:23 (11:11)

THW Kiel: N. Landin (n.e.), Wolff (1.-60., 20 Paraden); Duvnjak (6), Reinkind (1), M. Landin (6), Firnhaber (n.e.), Wiencek (2), Ekberg (1/1), Rahmel, Zarabec (3), Vujin (5/2), Bilyk, Pekeler (2), Nilsson; Trainer: Gislason

KS Azoty-Pulawy SA: Bogdanov (38.-60., 6/1 Paraden), Koshovy (1.-38., 7/1 Paraden); Kaleb (2), Panic (3), Podsiadlo (5), Lyzwa (2), Matulic (4/3), Skrabania, Rogulski, Grzelak (2), Maslowski, Titow, Kasprzak, Prce, Seroka (1), Jarosiewicz (4); Trainer: Jurecki

Schiedsrichter: Marko Boricic / Dejan Markovic (SRB)
Strafzeiten: THW: 2 (Duvnjak (35.), Rahmel (41.)) / Pulawy: 4 (2x Grzelak (18., 53.)), 2x Maslowski (37., 43.))
Siebenmeter: THW: 6/3 (M. Landin überweg (5.), Koshovy hält Ekberg (18.), Bogdanov hält Ekberg (43.)) / Pulawy: 3/3
Spielfilm: 0:1 (6.), 3:1 (9.), 4:2 (11.), 4:4 (15.), 5:4, 5:6 (19.), 6:6, 6:8 (23.), 7:8, 7:10 (24.), 10:10 (26.), 10:11 (27.), 11:11;
11:12, 12:13 (33.), 15:13 (37.), 15:14, 20:14 (45.), 21:15 (47.), 21:20 (52.), 22:21, 23:22 (57.), 24:23 (59.), 26:23. 
Zuschauer: 7607 (Sparkassen-Arena, Kiel)

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason: Wir sind heute mit einem blauen Auge davon gekommen. Pulawy hat sehr gut gespielt, hatte eine starke Abwehr und ein gutes Torhütergespann. Wir haben in den ersten 20 Minuten vor allem im Angriff sehr schlecht agiert und haben viel verworfen - darunter insgesamt drei Siebenmeter und viele freie Würfe. Deshalb musste ich eine neue Rückraum-Linie bringen, die gut gespielt hat. Unser Problem in der ersten Hälfte waren die vielen Gegenstöße. Es war ein schwieriges Spiel, das viele so vielleicht nicht erwartet hatten. Kompliment an meine Mannschaft, dass sie am Ende dieser knüppelharten Partie die Kurve bekommen hat!

Pulawys Trainer Bartosz Jurecki: Dieses Spiel war für uns eine große Sache, danke an Kiel für die schöne Zeit. In der ersten Hälfte haben wir richtig gut in der Abwehr gestanden und kamen so zu leichten Toren. In der zweiten Hälfte hatten wir Probleme mit Andreas Wolff, der sehr gut gehalten hat. Trotzdem haben wir bis zur letzten Sekunde gekämpft. Schade, dass wir verloren haben. Aber ich bin stolz auf meine Mannschaft. Ich hoffe, dass unser Weg von jetzt an nach oben führt.

THW-Toptorschütze Magnus Landin: Wir hatten in der ersten Hälfte große Probleme, zu Toren zu kommen. Beide Torhüter haben gut gehalten, in der zweiten Halbzeit lief es dann bei uns mit der 3-2-1-Abwehr viel besser. Durch sie konnten wir viele Gegenstöße laufen. Es war ein richtig schwieriges Spiel für uns, aber wir haben die zwei Punkte.

Pulawys Ante Kaleb: Kiel ist eine große Mannschaft, und der THW Kiel der beste Club der Welt. Wir standen heute trotzdem gut in der Abwehr und haben im Angriff sehr viel Geduld bewiesen. Es war ein gutes Match von uns, obwohl wir am Ende kein Glück hatten.

THW-Torhüter Andreas Wolff: Es war deutlich schwerer als erwartet. Wir hatten Probleme im Angriff und haben nicht zu unserem Spiel gefunden. Eigentlich wollten wir viel wechseln, das hat der Gegner nicht zugelassen. Es war ein hart umkämpftes Spiel, und ich bin froh, dass wir es gewinnen konnten. Am Sonntag gegen Magdeburg müssen wir viel spritziger, bissiger und agiler agieren!