Erstes K.o.-Duell der Saison: THW Kiel am Donnerstag zum Pokalfight in Hamburg
Es ist die zweite Runde des DHB-Pokals, es ist das Aufeinandertreffen der beiden norddeutschen Erstligigsten. Es ist Zeit für das erste K.o.-Duell des Jahres! Am "Tag der deutschen Einheit" empfängt der Handball Sport Verein Hamburg den Rekordpokalsieger THW Kiel zum packenden Feiertags-Fight in der Barclays Arena. "Wir wissen, dass es Donnerstag um alles geht, dass wir uns zurückkämpfen und alles in dieses Spiel reinlegen müssen, damit wir im Pokal erfolgreicher sind als letztes Jahr", sagt THW-Linksaußen Rune Dahmke vor der Partie, die um 15 Uhr angepfiffen und live von Dyn übertragen wird. Der HSV sei eine absolute Top-Mannschaft, so Dahmke weiter: "Die Hamburger haben in der Liga einen guten Lauf, aber wir haben auch eine hohe Qualität. Wir werden beim HSV aus einer guten Abwehr heraus ein unglaubliches Tempo gehen müssen, um am Ende erfolgreich zu sein."
Zebraherde weiterhin dezimiert
Der dezimierten Zebraherde steht im Oktober ein Mammutprogramm ins Haus. In drei Wettbewerben sind neun Spiele in 26 Tagen zu absolvieren. "Wir müssen uns nur auf die nächste Aufgabe konzentrieren", fordert THW-Trainer Filip Jicha. "Diese Aussage mag langweilig klingen, aber es steckt so viel Wahrheit in ihr. Wir tun gut daran, mit unserem dünn besetzten Kader immer nur die nächste Hürde im Kopf zu haben - und die heißt am Donnerstag HSV Hamburg." Dass das norddeutsche Duell das erste K.o.-Spiel der Saison ist, ändere nichts an dieser generellen Betrachtung. "Wenn man es so will, ist für uns jede Bundesliga-Partie auch ein K.o.-Spiel. Die einzige Frage, die ich mir in der Vorbereitung extra stelle, ist, wie wir im Falle einer Verlängerung oder gar eines Siebenmeter-Werfens agieren wollen." Verzichten muss Jicha auch in Hamburg auf Rückraum-Linkshänder Harald Reinkind sowie die beiden Spielmacher Nikola Bilyk und Elias Ellefsen á Skipagötu. Jicha: "Es macht meine einsatzbereiten Jungs so sympathisch, dass sie sich immer voll reinhauen."
Turbulenzen im Umfeld
Mit Blick auf den HSV Hamburg spricht Jicha von der entscheidenden Achse aus Spielmacher Leif Tissier, dem Halbrechten Jacob Lassen und Kreisläufer Niklas Weller. "Diese Kombination ist sehr unangenehm zu spielen. Dazu kommen eine massive Abwehr und gute Torhüter dahinter." Ihm imponiere, so Jicha weiter, mit welcher Klarheit die Mannschaft auf dem Feld agiere. "Und das trotz des turbulenten Sommers." In der Tat liegen hinter dem Handball Sport Verein Hamburg turbulente Monate. Das lag nicht an der sportlichen Leistung der Mannschaft von Trainer Torsten Jansen. Denn die erfüllte im Vorjahr mit Platz neun mindestens die Erwartungen, sorgte zudem mit einigen Highlight-Ergebnissen für Aufsehen in Handball-Deutschland. Aber abseits des Feldes branntes es lichterloh: Das Lizenz-Hickhack, erst Ende Juni konnten die Hanseaten nach einer letztinstanzlichen Entscheidung des Schiedsgerichts aufatmen, zerrte an den Nerven aller Beteiligten. Dann räumten drei von vier Präsidiumsmitgliedern ihren Stuhl. Darunter war auch die inzwischen beim HC Erlangen als Coach installierte Hamburger Trainer-Legende Martin Schwalb. Seinen Posten als Vize-Präsident übernahm Urgestein Johannes Bitter. Die "alte Garde" um Schwalb, sie machte den Weg frei für einen Neuanfang. Gleiches gilt wohl auch für Geschäftsführer Sebastian Frecke: Unter seiner Ägide war der HSVH von der Oberliga in die DAIKIN HBL aufgestiegen, jüngst trennten sich nun die Wege.
Beide neuen Torhüter nach Verletzung zurück
Den Trubel im Umfeld konnten die Hamburger Handballer bisher stark ausblenden. So gewannen sie direkt nach der Bekanntgabe von Freckes Trennung am Wochenende mit 36:31 gegen den TBV Lemgo Lippe. Starker Rückhalt dabei war ein Neuzugang, dessen Verletzung mit dafür sorgte, dass Johannes Bitter weiter im Kader des Handball Sport Vereins steht: Torhüter Robin Haug kam aus Elverum, um den Platz von Jens Vortmann einzunehmen, der seine Karriere beendete. Sich anderen Aufgaben widmen – das war eigentlich auch der Plan von Bitter. Doch nachdem sich Neuzugang Nummer zwei zwischen den Pfosten, der Ägypter Mohamed El-Tayar von HBW Balingen-Weilstetten, ebenfalls verletzte, hielt Bitter die Stellung im HSVH-Tor. Gegen Lemgo machte Haug dann eine Riesen-Partie und hielt elf Würfe, auch El-Tayar war erstmals im HSVH-Kader. Die verletzungsbedingte Baustelle im Tor scheint also geschlossen.
Torhungrige Hamburger
Dafür verletzte sich Kreisläufer Andreas Magaard, erst zu Saisonbeginn nach einem Kreuzbandriss zurückgekehrt, in der Partie. Der mehrfache Bruch des Zeigefingers macht einen Einsatz in den kommenden Wochen nach Angaben des Clubs unmöglich. Dies ist umso ärgerlicher, weil die Hamburger stark in die Saison gestartet sind, fünf Punkte aus den ersten vier Spielen holten. Maßgeblichen Anteil daran hatte auch wieder die pfeilschnelle dänische Flügelzange der Hanseaten: Rechtsaußen Fredrik Bo Andersen traf bisher 22 Mal, Linksaußen Casper U. Mortensen 12 Mal. Eingerahmt von den beiden Außen sind in der internen Tor-Statistik Lassen (17) und Tissier (16), Weller (12) liegt gleichauf mit Mortensen knapp vor Neuzugang Moritz Sauter (11). Der 21-jährige Mittelmann kam vom 1. VfL Potsdam.
Infos zum Spiel
Die Zebras reisen am Donnerstag nach einem gemeinsamen Brunch direkt zum Pokal-Kracher nach Hamburg, der eines von insgesamt nur vier Erstliga-Duellen in der aktuellen Runde ist. Der letzte Pokalfight zwischen den beiden norddeutschen Mannschaften liegt schon etliche Jahre zurück: Am 5. Mai 2012 gewann der THW Kiel das Halbfinale in der Barclays-Arena mit 27:25 (siehe Spielbericht im THW-Archiv). Bester Torschütze in Schwarz-Weiß war damals der heutige THW-Trainer Filip Jicha mit fünf Treffern, der heutige HSVH-Coach Torsten Jansen traf einmal. Jetzt kreuzen die beiden Teams zum insgesamt vierten Mal im DHB-Pokal die Klingen. "Jeder beim THW Kiel hat das Ziel, zum Final4 nach Köln zu kommen. Dafür müssen wir am Donnerstag aber erst einmal die erste Hürde überspringen. Das wird schwer genug, aber wir sind gut vorbereitet und freuen uns auf das Spiel beim HSV Hamburg", sagt THW-Rechtsaußen Lukas Zerbe. Schiedsrichter des Top-Spiels in der zweiten Runde des DHB-Pokals sind Hanspeter Brodbeck und Simon Reich. Anwurf in der Barclays Arena, in der der THW Kiel bereits viele intensive Pokal-Fights ausgefochten hat, ist um 15 Uhr. Im Onlineshop der Hamburger gibt es noch zahlreiche Tickets. Der Handball-Streamingkanal Dyn überträgt live. Auf geht's in die Hansestadt, Kiel!
Fotos: HSVH / Rick Behnke-Schoos