Der THW Kiel macht das Dutzend voll: Pokalsieger 2022!
Der deutsche Rekord-Pokalsieger hat am Sonntagnachmittag einen weiteren Triumph in der Barclays Arena in Hamburg gefeiert: Gegen den SC Magdeburg lieferten sich die Kieler über 60 Minuten einen großartigen Pokalfight, spielten eine überragende Abwehr und sicherten sich mit dem 28:21 (12:13)-Erfolg zum zwölften Mal den DHB-Pokal. Überragende Akteure in einem Finale, das die Zebras in der Schlussviertelstunde dominierten, waren Abwehrchef Hendrik Pekeler mit sechs Treffern und Torhüter Niklas Landin, der insgesamt 13 Bälle hielt. Landin wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt, bester Torschütze des REWE Final4 war Sander Sagosen. Der Norweger traf auch im Finale mit acht Toren am häufigsten für den THW Kiel.
Kieler feierten mit ihren Fans
Noch viele Minuten nach dem Finale und der Siegerehrung feierten die Kieler mit ihren gut 1500 mitgereisten Fans, die während des Endspiels auch auf den Rängen die Oberhand behielten. Die "weiße Wand" peitschte den THW Kiel nach vorn, bejubelte jede gelungenen Abwehraktion und verwandelte die Sitzplätze in Stehränge. "Das, was unsere Fans hier gezeigt haben, war brutal. Gänsehaut", lobte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak den Kieler Anhang. Der sah zunächst ein Endspiel, in dem sich beide Teams nichts schenkten.
Unglaublich intensives Spiel
Dieses Finale war so von Beginn an so intensiv, dass es die 13200 Zuschauer von den Sitzen riss. Wechselnde Führungen, Zweikämpfe noch und noch: Der Abschied des REWE Final4 aus Hamburg hielt das, was die Konstellation versprochen hatte. Die Kieler setzten sich nach knapp 20 Minuten erstmals ab – Pekeler, Magnus Landin und Sander Sagosen erzielten das 9:6- Magdeburg reagierte mit einer Auszeit – und die brachte den SCM wieder nach vorn. Mit einem 5:0-Lauf setzte sich der Tabellenführer der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga auf 11:9 ab. Doch die Zebras asgierten ließen sich davon nicht schocken: Vor allem die Defensive, in der Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek eine Weltklasse-Leistung boten, sorgte dafür, dass der THW wieder heranrückte – auch wenn er zwischenzeitlich eine doppelte Unterzahl zu überstehen hatte: Nach Weinholds Ausgleich gelang den Magdeburgern bis zum Wechsel nur noch ein Treffer, mit einem knappen 12:13 und einer Rudelbildung nach einem Foul von Weber an Pekeler ging es in die Kabine.
THW dreht Magdeburger Führung
Aus dieser kamen beide Teams mit unveränderter Intensität, wobei der SCM zunächst im Vorteil war und seine Führung auf zwei Treffer ausbaute. Die Zebras blieben dran, fanden auch dank des siebten Feldspielers Lösungen gegen die starke Magdeburger Defensive. Immer wieder glänzte Sagosen mit Anspielen: So fand er Wiencek, der zum 17:17 vollstreckte. Kurz nach Duvnjaks Gewaltwurf zur neuerlichen THW-Führung war es der Norweger, der selbst die Entscheidung suchte: 19:17 für den THW Kiel! Doch richtig absetzen konnten sich die Zebras noch nicht, mit zwei Siebenmetern von Magnusson blieb der SCM in der Partie.
Zebras gewinnen die Oberhand
13 Minuten vor dem Ende war es dann der THW Kiel, der immer mehr die Oberhand gewann: Erst fand Duvnjak Pekeler am Kreis, dann hielt Niklas Landin gegen Mertens: Veredelt wurde diese Parade durch Pekelers 22:19 bei drohendem Zeitspiel (49.). Elf Minuten vor dem Ende nahm Bennet Wiegert erneut eine grün-rote Auszeit - doch dieses Mal konnte er die Zebras damit nicht stoppen: Landin hielt gegen O’Sullivan, Sagosen spielte ein unfassbares Anspiel auf Rune Dahmke, der eiskalt zum 24:20 vollstreckte. Wieder war Landin zur Stelle, und Zarabec tankte sich zum 25:20 durch. Sechs Minuten vor Ultimo nahm der zwölfte Pokalsieg des THW Kiel Gestalt an, die "weiße Wand" feierte jede Aktion der Schwarz-Weißen, die nun wie im Rausch spielten.
Zwölfter DHB-Pokalsieg für den THW
Spätestens nach Niclas Ekbergs 26:20 war auch die Gegenwehr des SCM gebrochen, bereits zwei Minuten vor dem Ende begannen auf der THW-Bank die Feierlichkeiten, die Minuten später bei der offiziellen Siegerehrung ihren Höhepunkt fanden: Ministerpräsident Daniel Günther ließ es sich nicht nehmen, den DHB-Pokal an Kapitän Domagoj Duvnjak zu überreichen. Als der Kapitän den Pokal in die Höhe reckte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Und als Rune Dahmke sich das Hallenmikrofon schnappte, wurde „Humba“ getanzt. Der Abschied des REWE Final4 aus Hamburg - aus Kieler Sicht war er ein perfekter. Für die Zebras war es der insgesamt zwölfte Pokal-Triumph bei der 18. Teilnahme am REWE Final4. "Wir wollten heute Geschichte schreiben und den Pokal holen", sagte THW-Trainer Filip Jicha. "Und wir wollten uns als Sieger von Hamburg verabschieden. Beides ist uns gelungen."
Fotos: Sascha Klahn
REWE Final4, Finale: THW Kiel – SC Magdeburg 28:21 (12:13)
THW Kiel: N. Landin (1.-60., 13 Paraden), Quenstedt (n.e.); Ehrig (n.e.), Duvnjak (1), Sagosen (8), Reinkind (1), M. Landin (1), Weinhold (2), Wiencek (1), Ekberg (4/2), Ciudad, Dahmke (2), Zarabec (2), Horak, Bilyk, Pekeler 6); Trainer: Jicha
SC Magdeburg: Jensen (45.-56., 1 Parade, Green (1-45., 6 Paraden); Chrapkowski (1), Musche, Kristjansson (1), Pettersson (2), Magnusson (7/2), Hornke, Weber (4), Gullerud (1), Mertens (1), Saugstrup (2), O’Sullivan, Bezjak, Smits, Damgaard; Trainer: Wiegert
Schiedsrichter: Fabian Baumgart / Sascha Wild
Zeitstrafen: THW: 5 (M. Landin (2.), 2x Pekeler (18., 30.), Weinhold (27.), Reinkind (28.)) / SCM:3 (Chrapkowski (8.), Weber (30.), Gullerud (34.))
Siebenmeter: THW: 2/2 / SCM: 2/2
Spielfilm: 1:2 (4.), 4:2 (10.), 6:4 16.), 7:6, 9:6 (20.), 9:11 (26.), 11:11 (27.), 12:13;
12:14, 14:16 (35.), 16:16 (38.),17:17, 19:17 (43.), 20:19, 22:19 (49.), 20:20, 25:20 (54.), 27:20, 28:21
Zuschauer: 13200 (Barclays Arena, Hamburg)
Stimmen zum Spiel:
THW-Kapitän Patrick Wiencek: Ein Final4 ist immer eine brisante Situation: Man hat zwei Spiele an zwei Tagen und wird von den Fans durchgezogen. So spielt man auch, einer hat für den anderen gekämpft. Daher war es schwierig für Magdeburg. Peke ist unglaublich. Ich teile mir mit ihm ein Zimmer und habe mich am Morgen gefragt, wie er nur spielen kann. Das zeigt, was er und wir für eine Einstellung haben. Wir waren vom Kader nicht so breit aufgestellt wie Magdeburg, aber jeder hat für jeden gekämpft.
THW-Abwehrchef Hendrik Pekeler: Man weiß, was auf einen zukommt, wenn man gegen Magdeburg spielt. Man muss als Kette zusammenarbeiten. Wenn man jeden Move der Magdeburger verteidigt und einen guten Torhüter hat, hat man eine Chance, zu gewinnen. Die Härte im Spiel gehört dazu. Die Magdeburger haben sich die letzten Jahre kontinuierlich gesteigert, und da entwickelt sich eine neue Rivalität. Emotionen gehören dazu und es ist nicht ausgeartet - alles im Rahmen.
SCM-Trainer Bennet Wiegert: Herzlichen Glückwunsch an den THW Kiel für diese beeindruckende Leistung. Ich fand, dass wir bis zur 45. Minute voll im Spiel waren. Wir sind zwar mehrfach an Niklas Landin gescheitert. Abe dann kam ein gnadenloser THW Kiel auf uns zu. Und dann war der Bann gebrochen, und so kommt ein hohes Ergebnis zu Stande. Es hat unglaublich viel Kraft gekostet. Wir haben den größten Respekt vor dem THW Kiel, der uns hier Routine und Erfahrung voraushat. Danke für die Unterstützung in der Halle, ich bin stolz, was unsere Fans an Stimmung abgezogen haben.
SCM-Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt:
Auch von mir noch einmal herzlichen Glückwunsch. Am Ende geht das Ergebnis völlig in Ordnung. Wenn man Titel gewinnen möchte, braucht man eben solche herausragenden Spieler wie Niklas Landin. Ich denke, dass war das herbeigesehnte Finale, und es war ein wirklicher Fight. Auch die Kieler Fans haben eine tolle Stimmung gezeigt. Wir sind stolz, beim letzten Finale in Hamburg dabei gewesen zu sein. Wir müssen jetzt kurzfristig wieder den Fokus finden, um die Handball Bundesliga gut zu Ende bringen. Wir werden aus diesem Wochenende Kraft ziehen. Wir sind etwas traurig, aber unser Auftreten hier war trotzdem nicht enttäuschend.
THW-Trainer Filip Jicha: Es ist relativ schwer, kurz nach Abpfiff in Worte zu fassen, was ich gerade durchmache. Aber ich bin enorm stolz auf die Jungs. Alle Jungs waren da und fokussiert. Das ist und bleibt etwas Außergewöhnliches, hier am Sonntag spielen zu dürfen. Die Jungs haben auf unser System vertraut, und wir haben ganz gut die Stärken von Magdeburg unterbinden können. Besonders stolz bin ich auf die Abwehrarbeit und die Zusammenarbeit mit Niklas Landin. Ich möchte auch Magdeburg und Benno gratulieren. Ich weiß es ist ein bisschen blöd jetzt, aber Magdeburg spielt eine unfassbare Saison. Großen Respekt für die tolle Arbeit. Es war stimmunsgstechnisch ein tolles Wochenende. Wir aber sind froh heute der Sieger zu sein.
THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi:
Ich bin natürlich auch sehr sehr stolz, auf die Mannschaft, auf den Trainerstab auf den gesamten Club. Wir wollten Geschichte schreiben dieses Wochenende, und das ist uns gegen einen unglaublich starken Gegner gelungen Wir mussten heute an die Grenze gehen. Es war ein unglaublich schönes Gefühl. Danke an unsere Fans, die Atmosphäre war mal wieder einmalig. Das REWE Final4 in Hamburg waren unglaublich schöne Jahre. Wir werden Hamburg als Veranstaltungsort vermissen, wollen aber auch in Köln Geschichte schreiben.
THW-Toptorschütze Sander Sagosen: Deswegen trainieren wir so hart - um vor dieser Kulisse zu spielen. Wenn es dann passiert, müssen wir es genießen. Wir haben die tollsten Fans, diese weiße Wand war so unfassbar laut, und es war ein schöner Arbeitstag.
THW-Torhüter Niklas Landin: Es ist ein wunderschöner Tag. Vor so einer Kulisse zu spielen, dafür leben wir. Ich bin froh, dass wir bei dem großen Event mitspielen konnten und wir haben gezeigt, was wir leisten können.
HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann:
Ich kann nur den Hut vor diesen beiden Weltklasse-Mannschaften ziehen. Auch bei aller Härte, waren diese Mannschaften Repräsentanten unseres Sports. Diese Leistung kommt nicht von ungefähr. Seit Jahren leisten die Manager im Hintergrund so tolle Arbeit, die die Mannschaften dann in das Finale des REWE Final4 führt. Wir liefern nur den Rahmen, die Stimmung haben die Mannschaften und ihre Fans toll geliefert. Wir gehen aus Hamburg mit mindestens einem weinenden Auge. Solche Feste wie heute haben wir hier viele Jahre gefeiert. Wir sind aber auch Innovator und müssen neue Impulse setzen. In Köln sehen wir größere Möglichkeiten, diese Veranstaltung als Weltklasseveranstaltung zu gestalten. Wir freuen uns tierisch auf Köln.