KN: DHB-Pokal vor erneuter Reform
Dortmund/Köln/Kiel. Gerade erst hat der THW Kiel den DHB-Pokal zum elften Mal gewonnen, da sorgt der Wettbewerb wieder für Schlagzeilen. Der Deutsche Handballbund (DHB) und die Handball-Bundesliga (HBL) planen eine erneute Reform des Pokalwettbewerbs. Ab der Saison 2020/2021 sollen die 2015 eingeführten "First 4-Turniere" in der ersten Runde entfallen.
Pläne der Spitzenverbände stoßen beim THW Kiel auf Zustimmung
DHB und Liga wollen damit zur Entzerrung des Terminkalenders und Entlastung der Spitzenklubs beitragen. Für die Erstligisten, die später in den Wettbewerb einsteigen, stehen dann maximal fünf (derzeit sechs) Spiele auf dem Programm. Statt bisher 64 Mannschaften sollen ab der Saison 2020/21 nur 44 Teams am Pokalwettbewerb teilnehmen. Starten soll er mit einer Quali-Runde mit 24 Mannschaften (je zwölf aus der Zweiten und Dritten Liga) - zweite Mannschaften ausgeschlossen. Zu den Siegern aus diesen Spielen stoßen in der Hauptrunde die 18 Erstligisten sowie die beiden Finalisten aus dem Amateurpokal der Vorsaison. Das Final-Four am Saisonende bleibt bestehen.
"Wir haben das Spielsystem des Pokals zuletzt 2015 reformiert und dabei verabredet, die Rückmeldungen der Vereine in den weiteren Entwicklungsprozess einzubeziehen. Auch die stete Diskussion um den Terminkalender haben wir beachtet, sodass wir das Spielprogramm mit Hilfe der Pokal-Reform reduzieren können", sagt Carsten Korte, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes und Mitglied der mit der Pokalreform beschäftigten Arbeitsgruppe. Über den Vorschlag der Spitzenverbände wird nun der DHB-Bundesrat beraten. Eine Entscheidung fällt bis zum 30. Juni 2019, bis dahin muss die Spielordnung angepasst werden.
Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter des THW Kiel, begrüßt die Pläne. "Grundsätzlich geht es in die richtige Richtung. Gerade die Bundesligisten werden entlastet. Für uns bedeutet das nicht nur ein Spiel weniger. Das Erstrunden-Turnier hat uns ja auch veranlasst, eine Woche früher mit der Vorbereitung zu starten." Eine längere Sommerpause ist eines der Hauptanliegen der Topspieler, die zuletzt unter dem Motto "Don’t play the players" erneut um Gehör im Belastungsstreit riefen.
Auf weniger Gegenliebe trifft die Reform beim Drittligisten TSV Altenholz. "Das nimmt dem Wettbewerb den Spirit", sagt Geschäftsführer Matthias Fehrke. "Wenn die großen Vereine erst in der zweiten Runde einsteigen, ist man als Drittligist ja schon wieder rausgeflogen." Das aktuelle Modell mit den "First4-Turnieren" hält er aber auch nicht für die beste Lösung. Zweimal richtete der TSVA das Turnier in der Edgar-Meschkat-Halle aus. 2017 hatten die Wölfe Losglück: Die SG Flensburg-Handewitt, der VfL Lübeck-Schwartau und der TSV Bayer Dormagen zogen viele Zuschauer an. Ein Jahr später hieß das Duell, das vor der Begegnung zwischen Altenholz und den Mecklenburger Stieren ausgetragen wurde, Hannover-Burgdorf gegen Eintracht Hagen. "Ob das dann jemand in Altenholz sehen will..." Vor allem findet Fehrke: "Der Handball reformiert sich kaputt." Er verstehe nicht, warum man sich nicht am Fußball orientiere. Beim DFB-Pokal nehmen auch Verbandspokalsieger teil. Zudem wird bei der Auslosung darauf geachtet, dass jede Amateurmannschaft einen Bundesligisten zugelost bekommt. "Für Mannschaften aus der Dritten, Vierten oder Fünften Liga sind Duelle mit Bundesligisten immer das Spiel des Jahres."
(Von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 18.04.2019, Foto: Sascha Klahn)