Dienstag erstes K.o.-Spiel der Saison: Lemgo im Pokal zu Gast
Zwölf Pokalsiege treffen aufeinander
Joan Canellas ist neben Domagoj Duvnjak einer von zwei verbliebenen Rechtshändern im THW-Rückraum.Mit dem Start in den Pokalwettbewerb beginnt für den THW Kiel am Dienstag der "Tanz auf drei Hochzeiten" – und dieser soll möglichst lange dauern. Denn neben der DKB Handball-Bundesliga und der "VELUX EHF Champions League" wollen die Kieler natürlich auch im nationalen Pokal eine wichtige Rolle spielen. Am Dienstag treffen im Vergleich der Traditionsvereine von der Förde und aus Ostwestfalen gleich zwölf Pokalsiege aufeinander. Während der THW Kiel sich 1998, 1999, 2000, 2007, 2008, 2009, 2011, 2012 und 2013 den nationalen Pokal holte, dabei einmal (1999) auch den TBV Lemgo im Finale besiegte und sich seit 2009 "Rekordpokalsieger" nennen darf, gewannen die Lipperländer 1995, 1997 und 2002 den begehrten "Pott".
TBV überraschte den THW zum Ligastart
THW-Kapitän Rene Toft Hansen hatte im Ligaspiel in Lemgo einen schweren Stand.Mit dem TBV Lemgo stellt sich dem THW Kiel am Dienstag eine junge Mannschaft in den Pokal-Weg, die nach dem Überraschungs-Erfolg gegen den Rekordmeister am ersten Bundesliga-Spieltag ein wenig an Schwung verloren hat. "Platz neun war im vergangenen Jahr für uns wie eine Meisterschaft für den THW Kiel." Als Niels Pfannenschmidt vor der Saison den Journalisten diese Einschätzung zu Protokoll gab, wusste er noch nicht, dass er und der TBV nur wenig später erneut die Schlagzeilen bestimmen würde. Mit 27:21 besiegten die Ostwestfalen am ersten Bundesliga-Spieltag den THW Kiel – und der TBV war in aller Munde (siehe Spielbericht).
Lemgo rutscht in der Liga ab
"Alarmstufe Rot" beim TBV
Eingespielter junger Kader
Ex-Zebra Hendrik Pekeler ist eine der jungen Stützen der Lemgoer Mannschaft.Das könnte auch daran liegen, dass die Konkurrenz spätestens seit der Kieler Niederlage in der Lipperlandhalle vor dem TBV mit seinem Tempohandball, seiner starken Abwehr und seinen unbekümmerten Youngsters gewarnt sein dürfte. Allerdings hat der TBV einen großen Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Mannschaften: Niels Pfannenschmidt kann auf einen eingespielten Kader zählen, den wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Ligaspiel ausführlich vorgestellt haben. Das Durchschnittsalter der Mannschaft, in der der 29-jährige Benjamin Herth und der 33-jährige Rolf Hermann die Routiniers sind, wurde unter anderem durch das Karriereende von Florian Kehrmann noch einmal auf 24 Jahre gesenkt. In der ersten Pokalrunde hatte die junge Lemgoer Mannschaft mit ihrem Tempohandball dann auch gar keine Probleme: Beim Sachsen-Anhalt-Ligisten SV Langenweddingen feierte der TBV ein 44:19-Schützenfest und qualifizierte sich somit problemlos für die zweite Runde, in der die Ostwestfalen jetzt auf den THW Kiel treffen.
Stark dezimierte "Zebraherde"
Alfred Gislason muss gegen Lemgo erneut auf drei Rechtshänder im Rückraum verzichten.Die "Zebraherde" geht stark dezimiert in das erste K.o.-Spiel der Saison. Neben Filip Jicha und Rasmus Lauge wird den Kielern erneut auch Aron Palmarsson fehlen - eine schwere Hypothek, stehen THW-Trainer Alfred Gislason doch am Dienstag und in den kommenden Wochen mit Domagoj Duvnjak und Joan Canellas nur noch zwei Rechtshänder zur Verfügung. „Wir müssen jetzt noch enger zusammenrücken", sagt Kapitän Rene Toft Hansen. "Für uns ist es wichtig, dass wir gut in den Pokal starten. Und das gelingt in einem 'Alles oder Nichts'-Spiel eben nur mit einem Sieg."
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11. Pokalduell
KN: „Ein Gefühl der Revanche gibt es nicht“
Kiel. Der Champions-League-Sieg in Skopje schien für den THW Kiel am Sonnabend ein Spaziergang gewesen zu sein, der Weg ins direkt neben der Halle gelegene Hotel war es auf jeden Fall. Etwas schwieriger gestaltete sich der Rückflug des deutschen Handballmeister, der erst mit Verspätung am Sonntagabend um 21 Uhr in Hamburg ankam. Nun steht den Zebras der nächste Gang bevor. In der zweiten Runde des DHB-Pokals empfangen die Kieler heute um 19.30 Uhr den TBV Lemgo – jenes Team, das den THW zum Bundesliga-Auftakt stolpern ließ. Am 23. August hat der TBV Lemgo für großes Aufsehen gesorgt. Das erstaunliche 27:21 über Kiel wurde als Handball-Sensation gewertet. Doch statt Kraft aus dem Coup zu schöpfen, liegt seitdem ein Fluch über dem TBV. Dass es heute in der Sparkassen-Arena zur Revanche auf anderer Ebene kommt, interessiert Lemgo nach dem 23:30 gegen den SC Magdeburg „nicht die Bohne“. Nach der dritten Heimniederlage geht beim Tabellen-17. die Angst um. Die Situation ist angesichts von 4:12 Punkten besorgniserregend. „Kämpferisch haben wir uns nichts vorzuwerfen. Doch es fehlt in der Breite an Qualität und Quantität“, sagt Trainer Niels Pfannenschmidt. Im Gegensatz zum Vorjahr, als das jüngste Team der Liga mit erfrischendem Offensivhandball auf den neunten Platz stürmte, haben sich diverse „Zipperlein“ eingeschlichen. Verletzungen oder krankheitsbedingte Ausfälle, die das Low-Budget-Team nicht kompensieren kann. Finn Lemke zog sich bei der 27:35-Heimniederlage gegen den TuS N-Lübbecke einen Innenbandanriss zu. Arjan Haenen erwischte es beim 25:31 in Erlangen am Sprunggelenk und Spielmacher Benjamin Herth fällt mit einem Riss in der schrägen Bauchmuskulatur mindestens noch vier Wochen aus. „Es hilft kein Heulen und Weinen. Wir müssen jetzt die Ruhe bewahren“, appelliert Geschäftsführer Christian Sprdlik. Ein weiterer Faktor für die Verunsicherung beim deutschen Meister von 1997 und 2003 sind die unklaren Perspektiven im Kader. Schieden vor dieser Saison lediglich Florian Kehrmann und Julian Possehl aus, so laufen im kommenden Sommer gleich zehn Verträge aus. Nationalspieler Hendrik Pekeler hat sich frühzeitig zu einem Wechsel zu den Rhein-Neckar-Löwen entschieden. Der Zwang zum Sparen spiegelt sich auch in zwei weiteren Personalien wider. Vize-Kapitän Jens Bechtloff lässt der TBV Lemgo nach acht Jahren zum Rivalen TuS N-Lübbecke ziehen. Zudem bekommt auch Benjamin Herth keinen Nachschlag. Für ihn wurde Andrej Kogut (Friesenheim) verpflichtet. Und das Pokalspiel in Kiel? Es tangiert die Lemgoer allenfalls am Rande. Das vermeintlich gute Gefühl aus der Bundesligapartie ist längst verflogen. „Ich rede nicht mehr so gerne über dieses Spiel. Im Nachhinein war es ein Nachteil für uns, weil viele den Überraschungssieg über den THW als Maßstab genommen haben“, sagt Rechtsaußen Tim Hornke. Abgehakt ist die Partie aus dem August auch beim THW. „Wir sind das Spiel danach durchgegangen, was wir besser machen wollen. Ein besonderes Gefühl der Revanche gibt es nicht“, sagt THW-Trainer Alfred Gislason, der in Skopje zufrieden registrieren konnte, dass die Neuzugänge Domagoj Duvnjak und Joan Canellas immer besser im Kieler Spiel ankommen. „Beide haben dort super gespielt. Aber es wird sicherlich noch mal wieder Schwankungen geben.“ Auf jeden Fall ist das Spiel so gefestigt, dass es trotz der Langzeitausfälle von Filip Jicha, Aron Palmarsson und Rasmus Lauge keine weitere Verstärkung für den Rückraum geben wird. Positive Signale kamen von Andreas Palicka. Der Torhüter ist zwar noch nicht vollends genesen, wird aber dabei sein. (von Jörg Hagemann und Ralf Abratis, aus den Kieler Nachrichten vom 21.10.2014)