Handball-Heimspielparty in Kiel: Zebras gewinnen gegen Pick Szeged
Kontrastprogramm zum Schmuddelwetter außerhalb der Wunderino Arena: Der THW Kiel machte am Donnerstagabend Freude, begeisterte seine 5316 Fans, die auf den Rängen eine große Handball-Heimspielparty feierten: Zweites Heimspiel in der Machineseeker EHF Champions League, zweiter überzeugender Sieg. Gegen Ungarns Meister Pick Szeged spielten die Zebras über weite Strecken wie aus einem Guss, schickten die Schützlinge von Trainer Juan Carlos Pastor nach überragenden zweiten 30 Minuten mit einer 29:34 (14:15)-Niederlage auf die lange Heimreise. In der schweren Gruppe B machten die Kieler damit nach der zuvor erlittenen Auswärts-Niederlage in Celje einen Schritt in obere Tabellenregionen.
Überragender Tomas Mrkva
Überragender Spieler in Reihen des Siegers war Torhüter Tomas Mrkva, der nahtlos an seine großartige Leistung in der Bundesliga bei der TSV Hannover-Burgdorf anschloss, 17 Paraden auf sein Konto brachte und sich dank seiner Leistungen langsam zum umjubelten Publikumsliebling entwickelt. "Es macht einfach Spaß in dieser Mannschaft und vor diesem Publikum zu spielen", sagte Mrkva. Erfolgreichste Schützen bei den Zebras waren Niclas Ekberg (6/1), Harald Reinkind (5) sowie Patrick Wiencek und Karl Wallinius, die jeweils viermal ins ungarische Tornetz trafen. Bei den Gästen war Kreisläufer Miklos Rosta mit fünf Treffern am erfolgreichsten, allerdings benötigte er gegen Mrkva insgesamt zwölf Versuche.
Zarabec und Weinhold wieder dabei
THW-Trainer Filip Jicha musste weiterhin auf seine Langzeitverletzten Sander Sagosen und Hendrik Pekeler verzichten, hinzu gesellt sich nach einem Kreuzbandriss für die nächsten Monate auch Sven Ehrig. Der A-Jugendliche Henri Pabst schloss vorerst die Lücke auf Rechtsaußen, durfte sich in den letzten fünf Minuten auf der großen europäischen Handballbühne präsentieren. Rune Dahmke nahm wegen Oberschenkelproblemen auf der Bank Platz, und auch der im Training umgeknickte, aber einsatzbereite Niklas Landin konnte sich angesichts von Mrkvas Leistung ein wenig schonen. Mit dabei waren hingegen wieder Steffen Weinhold und Miha Zarabec, der wie Weinhold zuletzt über Rückenprobleme klagte. Gegen die Ungarn war Zarabec von Beginn an dabei, setzte Akzente auf Rückraum Mitte.
Gelungener Kieler Start
Aufgrund der Vielzahl an angeschlagenen Spielern hatte Jicha den Plan, möglichst viel rotieren zu lassen. So spielte Eric Johansson zunächst nur im Mittelblock neben Patrick Wiencek, während Karl Wallinius im Angriff spielte - und den THW Kiel schnell und wuchtig in Front warf. Und weil Tomas Mrkva schnell die Hände am Ball hatte, traf Harald Reinkind direkt zum 2:0. Nikola Bilyk verwertete einen Abpraller in der 7. Minute zum 3:1. Auf der anderen Seite stand mit Torhüter Mirko Alilovic allerdings ebenfalls ein Könner seines Fachs im Tor. So nutzten die Gäste die Paraden ihres Schlussmannes, glichen durch Bodo und Sostaric zum 3:3 aus. Eng blieb es bis zur 10. Minute, der erste Drei-Tore-Vorsprung glückte den Kielern dann nach 17 Minuten: Harald Reinkind und Karl Wallinius erhöhten auf 9:6, 11:8 führten die Kieler in der 21. Minute.
Szeged schlägt zurück
Doch Pick Szeged, die auf Kreisläufer-Koloss Bence Banhidi verzichten mussten, zeigte, warum Trainer Jicha im Vorfeld der Begegnung vor dem ungarischen Titelträger gewarnt hatte. Mit einem 3:0-Lauf (Sostaric, Rosta, Alilovoc) glichen die Ungarn aus, standen in der Abwehr besser, nutzten eine Vielzahl an Kieler Fehlern in dieser Phase und lagen nach dem Tor von Blonz nach 26 Minuten beim 13:12 erstmals vorn. Patrick Wiencek glich per Tempogegenstoß aus, ehe Martins zum 14:13 für Pick traf. Indes: Es sollte die letzte Führung der Ungarn bleiben, Johansson traf zum 14:14, Miha Zarabec setzte sich kurz vor dem Pausenpfiff energisch durch, traf zum 15:14 und zum Halbzeitstand.
Zebra-Spiel kommt ins Rollen
Aus der kamen die Gäste mit breiten Schultern zurück, Trainer Pastor stellte Roland Mikler für Alilovic zwischen die Pfosten, und vorne glich Rosta zum 15:15 aus. Filip Jicha setzte jetzt auf seinen Kapitän, Domagoj Duvnjak übernahm das Zepter in der Mitte - fortan kam das THW-Spiel richtig ins Rollen. Mit einem 4:0-Lauf galoppierten die Zebras unaufhaltsam davon, Mrkva nagelte seinen Kasten zu, hielt schwerste Bälle Mann gegen Mann, und vorne waren Reinkind, Duvnjak und Co. nicht zu bremsen. Steffen Weinhold, der auf der rechten Seite eine grandiose Partie ablieferte, traf in der 39. Minute zum 20:16, wenig später ließ der 36-Jährige die Kieler per furiosem Doppelschlag auf 24:18 enteilen.
Kieler aufmerksam und reaktionsschnell
Pick-Trainer Pastor drückte auf den Buzzer, hoffte mit seiner Auszeit und mahnenden Worten auf die Wende, beorderte wenig später auch Alilovic zurück ins Szeged-Tor. Doch Kiel ließ sich nicht mehr aufhalten. Karl Wallinius traf in der 48. Minute mit einem Kracher unter die Latte zum 26:20. Ein klarer Vorsprung, der über die Restspielzeit Bestand haben sollte, weil die Zebras hellwach blieben. Niclas Ekberg schnappte sich nach dem Pfostentreffer von Magnus Landin den Ball, setzte ihn zum 29:24 ins Szeged-Tor. Patrick Wiencek machte es seinem Rechtsaußen reaktionsschnell gleich, war ebenfalls bei einem Abpraller zur Stelle und traf zum 30:24. Und dann immer wieder Tomas Mrkva. Rosta Sostaric und Co. wollten an dem Kieler Schlussmann schier verzweifeln. "Wir haben eine großartige erste Halbzeit abgeliefert", analysierte Picks österreichischer Linksaußen Sebastian Frimmel. "Aber dieser Torwart! Tomas Mrkva hat uns einfach den Schneid abgekauft." Als Niclas Ekberg den Steal von Steffen Weinhold in der 55. Minute zum 33:25 veredelte, war der größte Abstand zwischen beiden Teams hergestellt, die Partie vorzeitig entschieden, die Zebraherde machte sich bereit zum Siegertanz.
Noch einige Tickets für das "kleine Derby" am Sonntag erhältlich
Am kommenden Sonntag treffen die Zebras in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga auf den Handball Sport Verein Hamburg. Anwurf in der Wunderino Arena ist um 16:05 Uhr, Sky überträgt das "kleine Derby" live. Für die Begegnung gibt es in der THW-FANWELT, bei CITTI, in famila-Märkten mit Ticketservice und online unter www.thw-tickets.de noch einige Eintrittskarten. "Ich hoffe, dass die Halle am Sonntag brodeln wird", sagt Patrick Wiencek mit Blick auf den norddeutschen Handball-Festtag, während sich Tomas Mrkva auch für die großartige Stimmung gegen Pick Szeged bei den Fans bedankte: "Mit dieser Stimmung helfen uns die Zuschauer eine Menge, und es macht einen riesigen Spaß, hier zu spielen. Danke!"
Text: Reimer Plöhn / Fotos: Sascha Klahn
Machineseeker EHF Champions League, 3. Spieltag: THW Kiel - Pick Szeged: 34:29 (15:14)
THW Kiel: N. Landin (n.e.), Mrkva (1.-60., 17 Paraden); Duvnjak (2), Reinkind (5), M. Landin, Øverby (4), Weinhold (3), Wiencek (4), Ekberg (6/1), Pabst, Johansson (1), Dahmke (n.e.), Zarabec (2), Schwormstede, Wallinius (4), Bilyk (3); Trainer: Jicha
Pick Szeged: Mikler (31.-44., 3 Paraden), Alilovic (1.-30., 44.-60., 11/1 Paraden, 1 Tor); Tönnesen, Bodö (3), Martins (1), Radivojevic (3/1), Szita (2), Gaber (1), Sostaric (3), Frimmel (2), Banhidi (n.e.), Garciandia (4), Bombac (2), Rosta (5), Blonz (2); Trainer: Pastor
Schiedsrichter: Radojko Brkic / Andrei Jusufhodzic (AUT)
Zeitstrafen: THW: 4 (M. Landin (8.), Wiencek (11.), 2 x Øverby (13., 41.)) / Szeged: 3 (Frimmel (3.), 2x Rosta (7., 26.))
Siebenmeter: THW: 2/1 (Alilovic hält Ekberg (26.)) / Szeged: 1/1
Spielfilm: 2:0, 3:1 (7.), 3:3 (9.), 5:5, 7:6 (15.), 9:6 (17.), 11:8 (21.), 11:11 (23.), 12:13 (26.), 13:14 (28.), 15:14;
16:16 (34.), 20:16 (38.), 21:18, 24:18 (44.), 27:21 (49.), 27:23, 28:24 (51.), 31:24 (53.), 33:25, 34:29.
Zuschauer: 5316 (Wunderino Arena, Kiel)
Stimmen zum Spiel:
THW-Trainer Filip Jicha: Ich bin glücklich über den Erfolg und war sehr zufrieden mit den ersten 20 Minuten der ersten Halbzeit. Mit der letzten Periode der ersten Halbzeit war ich es nicht, da haben wir vor allem im Angriff nicht so gespielt, wie ich es von meiner Mannschaft erwartet hätte. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann wieder besser gemacht, und Tomas hatte einen großen Tag. Seine Paraden haben sehr geholfen. Heute sind wir glücklich, und morgen haben wir die großartige Möglichkeit, weiter an uns zu arbeiten.
Szegeds Trainer Juan Carlos Pastor: Glückwunsch an den THW Kiel zu diesem verdienten Sieg. Wir haben 35 bis 40 Minuten richtig gut gespielt, und hätten zur Pause sogar die Führung verdient gehabt. Der Schlüssel zur Niederlage waren heute die verlorenen Bälle. Tomas Mrkva hatte 17 Paraden, hinzu kamen fünf bis sechs Würfe neben das Tor. Das hatte einfache Tore für Kiel zur Folge. Wir haben gekämpft, hatten aber auch unsere Probleme mit verletzten Spielern - aber so ist das Leben. Im Moment bringen wir leider nicht die Leistung.
Szegeds Torhüter Mirko Alilovic: Wir haben gut gekämpft, aber vor allen Dingen in der ersten Halbzeit zuviele Chancen ausgelassen. Mit dieser Menge an Turnovers ist es unmöglich, in Kiel zu gewinnen. Wir müssen jetzt langsam anfangen, Punkte zu sammeln.
THW-Torhüter Tomas Mrkva: Zum Spiel ist eigentlich alles gesagt. Wir sind glücklich, diese zwei wichtigen Punkte geholt zu haben. Wir werden das heute genießen und morgen weiterarbeiten. Ich möchte mich heute riesig bei unseren Zuschauern bedanken, die wieder eine großartige Atmosphäre geschaffen haben. Mit dieser Stimmung helfen uns die Zuschauer eine Menge, und es macht einen riesigen Spaß, hier zu spielen. Danke!